Blick in stellare Kinderstuben
von Stefan Deiters astronews.com
12. November 2008
Ein neues, jetzt von der europäischen Südsternwarte ESO
veröffentlichtes Bild, verdeutlicht eindrucksvoll die Möglichkeiten der
Submillimeter-Astronomie: Beobachtungen mit dem APEX-Teleskop enthüllten neue
Sterne, die durch eine sich ausdehnende Blase aus ionisiertem Gas entstanden
sind. APEX ist der Vorläufer eines riesigen Submillimeter-Teleskops in der
chilenischen Atacama-Wüste.
In diesem Bild
von RCW120 wurden Daten mehrerer Teleskop
kombiniert. Die Submillimeter-Daten erscheinen
als blaue Wolken, H-alpha-Strahlung rötlich und
Daten aus dem DSS2-Survey blau und rot.
Bild: ESO / APEX / DSS2 / SuperCosmos
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Das beobachtete Gebiet mit dem Namen RCW120 liegt etwa 4.200
Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Skorpion. Im Zentrum befindet sich
ein massereicher Stern, der große Mengen an ultravioletter Strahlung aussendet.
Diese Strahlung sorgt dafür, dass das umliegende Gas ionisiert, den
Wasserstoffatomen also ihr Elektron entrissen wird. Zu erkennen ist dieses Gas
auf dem Bild an seinem roten Leuchten, der sogenannten H-alpha Emission.
Dieses ionisierte Gas breitet sich ins All aus und trifft auf dort bereits
vorhandenes kaltes Gas und kalten Staub. Die entstehende Stoßwelle sorgt dafür,
dass das kalte Material verdichtet wird und schließlich zu dichten Klumpen
kollabiert. In diesen kalten dichten Wolken aus Wasserstoff entstehen dann neue
Sterne.
Obwohl diese stellaren Keimzellen mit etwa minus 250 Grad Celsius sehr kalt
sind, geben sie doch eine gewisse "Wärmestrahlung" ab, die im
Submillimeterbereich beobachtet werden kann. So eröffnet diese
Wellenlängenregion den Astronomen ganz neue Einblicke in die frühsten Phasen der
Sternentwicklung.
Auf dem jetzt veröffentlichten Bild von RCW120 sind die Submillimeter-Daten
als blaue wolkenförmige Strukturen zu erkennen. Die Daten wurden mit der
LABOCA-Kamera des Atacama Pathfinder Experiments (APEX) gewonnen, das
in 5.000 Metern Höhe in der chilenischen Atacama-Wüste steht. Durch das
exzellente Auflösungsvermögen des Teleskops konnten die Astronomen auch Klumpen
aus kaltem Gas aufspüren, die man bei bisherigen Beobachtungen nicht entdeckt
hat. So fanden sie Gasansammlungen, die bis zu vier Mal leuchtschwächer waren.
Da die Helligkeit des Gases auch mit der Masse der Klumpen zusammenhängt,
erlauben es die neuen Beobachtungen den Astronomen, auch die Entstehung
masserärmerer Sterne zu studieren.
APEX ist ein Prototyp für das deutlich größeres Submillimeter-Teleskop ALMA (Atacama
Large Millimeter/Submillimeter Array), das auf der Hochebene in
internationaler Kooperation gerade entsteht. Es wird einmal über 60
12-Meter-Antennen verfügen, die über eine Entfernung von bis zu 16 Kilometern
miteinander verbunden werden können, um so ein gigantisches Teleskop zu bilden
(astronews.com berichtete).
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ESO, Europäische Südsternwarte
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