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Pfadfinder in der Wüste
Redaktion / MPIfR
astronews.com
26. September 2005
Das Atacama Pfadfinder Experiment (APEX) wird, nach der
erfolgreichen Inbetriebnahme im Juli, in diesen Tagen offiziell eingeweiht. Von
der 12-Meter-Antenne in der chilenischen Wüste erhoffen sich die Astronomen ganz
neue Einblicke ins All. Zudem ist APEX ein Vorläufer für das an derselben
Stelle geplante Atacama Large Millimeter Array (ALMA), das Ende des
Jahrzehnts erste Beobachtungen machen soll.
Nachtaufnahme des APEX-Teleskops. Das Blitzlicht wird an den
Verstellschrauben der Einzelpaneele reflektiert, mit denen die
Oberfläche des Teleskop-Spiegels sehr genau eingestellt werden
kann. Bild: APEX |
Das Atacama Pfadfinder Experiment (APEX) feiert in diesen Tagen die
offizielle Einweihung seines neuen 12-Meter Hightech-Teleskops, das auf dem
5.100 Meter hoch gelegenen Chajnantor-Plateau in der chilenischen Atacama-Wüste
errichtet wurde. Das APEX-Teleskop ist für Radiobeobachtungen bei
Submillimeter-Wellenlängen (im Bereich von 0,2 bis 1,5 Millimeter) ausgelegt.
Die Inbetriebnahme mit anschließenden astronomischen Beobachtungen wurde im Juli
2005 erfolgreich bestanden (astronews.com berichtete) und APEX ist seitdem im
regulären Messbetrieb. Dieses neuartige Instrument an der Vorderfront
astronomischer Forschung ermöglicht den Zugang zum "kalten Universum" mit bisher
nicht erreichter Empfindlichkeit und Bildqualität.
Nach Monaten der Anstrengung, um das Teleskop auf bestmöglichem technischen
Level betreiben zu können, schauen nun die meisten der beteiligten Mitarbeiter
mit großer Zufriedenheit auf die Früchte ihrer Arbeit. APEX ist, zum Zeitpunkt
seiner offiziellen Einweihung, nicht nur voll betriebsfähig; es hat auch bereits
zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen geführt.
Karl Menten, der Direktor der Abteilung "Millimeter- und
Submillimeter-Astronomie am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) und
Leiter ("Principal Investigator") des APEX-Projekts, freut sich: "Die
hervorragende Empfindlichkeit unserer Detektoren zusammen mit dem exzellenten
Standort ermöglichen phantastisch gute Beobachtungen, die mit keinem anderen
Teleskop der Welt so möglich wären. Wir haben bereits jetzt nicht nur Objekte in
unserer Milchstraße, sondern auch in fernen Galaxien beobachtet. Üblicherweise
werden schwache extragalaktische Quellen erst angegangen, nachdem die Teleskope
schon lange in Betrieb sind. Mit APEX konnten wir das von Anfang an machen." Die
offizielle Einweihung des APEX-Teleskops fand am 25. und 26. September in San
Pedro de Atacama statt.
Da die Submillimeter-Strahlung aus dem Weltall durch Wasserdampf in der
Atmosphäre sehr stark absorbiert wird, wurde als Standort für das APEX-Teleskop
die Chajnantor-Ebene in einer Höhe von 5.100 m ausgesucht. Sie befindet sich in
einem hochgelegenen Teil der chilenischen Atacama-Wüste, 50 Kilometer östlich
des Ortes San Pedro de Atacama in Nordchile. Die Atacama-Wüste ist eine der
trockensten Regionen der Erde und bietet dadurch einzigartige
Beobachtungsmöglichkeiten im Submillimeter-Bereich, allerdings auf Kosten
schwieriger logistischer Bedingungen für ein Weltklasse-Observatorium an einem
derart abgelegenen Ort. APEX ist das größte Submillimeter-Teleskop für die
Erforschung des Südhimmels. Mit der hochgenauen Antenne und der großen
Sammelfläche wird der Zugang zu einem neuen Fenster für astronomische Forschung
am Südhimmel eröffnet.
Die Millimeter- and Submillimeter-Astronomie eröffnet aufregende neue
Möglichkeiten für die Untersuchung der ersten Generationen von Galaxien, die
sich im Universum gebildet haben, und von Entstehungsmechanismen für Sterne und
Planeten. APEX ermöglicht den Wissenschaftlern die Untersuchung chemischer und
physikalischer Bedingungen in Molekülwolken, d.h., dichter Regionen von Gas und
Staub, in denen neue Sterne entstehen. Ein Beispiel dafür ist die Molekülwolke
G327, in der der Nachweis von Kohlenmonoxid und einer Reihe komplexer
organischer Moleküle mit APEX bereits gelungen ist.
Wie der Name bereits sagt, ist das "Atacama Pathfinder Experiment" ein
Pfadfinder für neuartige Wissenschaft im Submillimeter- und
Ferninfrarot-Bereich. Es ist wegweisend für Zukunftsprojekte wie das
Flugzeug-Observatorium SOFIA, der Ferninfrarot-Satellit Herschel
und das Atacama Large Millimeter Array (ALMA). Tatsächlich stellt APEX
eine modifizierte ALMA-Antenne dar und steht auch auf dem ausgewählten Standort
für das zukünftige ALMA-Observatorium. ALMA ist geplant als riesiges Netzwerk
von 12-Meter Antennen, deren Abstand (Basislinie) bis zu 14 Kilometer betragen
kann. Der Beginn des Messbetriebs mit ALMA soll zum Ende des Jahrzehnts
erfolgen.
Um Beobachtungen im kurzwelligen Submillimeter-Bereich zu ermöglichen, weist das
APEX-Teleskop eine extrem genau geformte Oberfläche auf. Über die gesamten 12 m
Durchmesser der Antenne betrachtet, liegt die maximale Abweichung von der
Idealform einer Parabel bei weniger als 17 Mikrometern (17 Tausendstel
Millimeter). Das ist weniger als ein Fünftel vom Durchmesser eines menschlichen
Haars!
Gleichzeitig mit Konstruktion und Aufbau des APEX-Teleskops wurde ein
aufwändiges Technologie-Programm gestartet, um die bestmöglichen Empfänger für
das Teleskop zur Verfügung zu haben. Bei den ersten Beobachtungen mit APEX
kommen Submillimeter-Empfänger, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen,
sowie hochauflösende breitbandige FFT-Spektrometer zum Einsatz, die von der
Abteilung für Submillimeter-Technologie am MPIfR entwickelt wurden. Seit kurzem
ist auch der erste an der Chalmers Universität in Schweden gebaute Empfänger im
Einsatz.
"Vom technischen Standpunkt aus ist APEX bereits jetzt ein toller Erfolg und die
Qualität der Ergebnisse übertrifft unsere Erwartungen", sagt APEX
Projekt-Manager Rolf Güsten. "Das konnten wir nur erreichen durch eine sehr
motivierte Teamleistung aller am Projekt beteiligten; Mitarbeiter der
Konstruktionsfirma, des MPI für Radioastronomie und des gesamten APEX-Projekts.
Unsere Leute haben in endlosen Arbeitsstunden, oft in großer Höhe, das Projekt
zum Erfolg gebracht!"
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