Lässt Dunkle Materie alte Sterne leuchten?
von
Rainer Kayser
30. Juni 2008
Dunkle Materie hat vielleicht eine weitere faszinierende
Konsequenz: Sterne aus der Urzeit des Kosmos könnten bis heute überlebt haben - und
durch in ihrem Inneren gefangene Dunkle Materie sogar immer noch leuchten. Dies
ist das Ergebnis von Modellrechnungen eines europäischen Forscherteams, die jetzt zur
Veröffentlichung beim Fachblatt Physical Review Letters eingereicht
wurden.
Sorgt die mysteriöse Dunkle Materie auch dafür,
dass die ersten Sterne (hier eine künstlerische
Darstellung) bis heute leuchten?
Bild:
NASA/JPL-Caltech/R. Hurt
(SSC) |
"Die Sterne könnten in ihrer Entwicklung für Zeiträume eingefroren werden, die
länger sind als die bisherige Lebensdauer des Universums", sagt Gianfranco Bertone vom
Institut d’Astrophysique de Paris, einer der beteiligten Forscher. Die ersten Sterne, die nach dem Urknall im Kosmos entstanden sind, waren vermutlich extrem massereich und deshalb kurzlebig. Denn je größer die Masse eines Sterns ist, desto mehr Energie strahlt er ab und desto schneller verbraucht er seinen Energievorrat.
Eigentlich sollte es im heutigen Kosmos deshalb keine Sterne der ersten Generation, der so genannten Population III, mehr geben. Wie Bertone und seine Kollegen aus Frankreich, Italien und der Schweiz nun zeigen, könnten jedoch einige der alten Riesen sogar heute noch strahlen. Dann nämlich, wenn sie in einer Region mit einer hohen Dichte an Dunkler Materie entstanden ist. Dabei handelt es sich um eine bislang rätselhafte Substanz, die mit ihrer Schwerkraft die Galaxien zusammenhält.
Die Dunkle Materie könnte sich im Inneren der Sterne ansammeln und dort langsam zerfallen. Dieser Zerfall setzt Energie frei, die das Leben der Sterne nahezu endlos verlängern könnte. Selbst heute könnten solche Sterne noch leuchten, obwohl die Kernfusion in ihrem Inneren längst erloschen wäre. Solche
"eingefrorenen" Sterne wären allerdings erheblich größer und kühler als normale Sterne vergleichbarer Masse. Bertone und seine Kollegen empfehlen, insbesondere im Zentrum der Milchstraße nach derartigen Objekten zu suchen.
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