Ein Stern fast so alt wie das Universum
von Stefan Deiters astronews.com
11. Mai 2007
Astronomen haben mit Hilfe des Very Large Telescope
(VLT) der ESO das Alter des Sterns HE 1523-0901 mit großer Genauigkeit bestimmt.
Der Stern unserer Milchstraße erwies sich als ein wahres Fossil: Die Daten
ergaben, dass HE 1532-0901 13,2 Milliarden Jahre alt ist und damit nicht viel
jünger als unser Universum, dessen Alter aktuell auf 13,7 Milliarden Jahre
geschätzt wird.
Das VLT-Teleskop Kueyen.
Foto: ESO |
"Überraschender Weise ist es gar nicht so leicht, das Alter eines
Sternes zu bestimmen", erläutert Anna Frebel vom texanischen McDonald
Observatory, die auch Hauptautorin eines jetzt erschienenen Artikels in der
Fachzeitschrift The Astrophysical Journal ist, in dem die
Ergebnisse beschrieben werden. "Man muss dazu nämlich die Häufigkeit der
Elemente Thorium und Uran mit großer Genauigkeit bestimmen, was nur mit den
größten Teleskopen wie dem Very Large Telescope (VLT) der ESO möglich
ist."
Die Methode, die Frebel und ihre Kollegen anwandten ähnelt der C-14-Methode,
mit deren Hilfe Archäologen auf der Erde organisches Material datieren können.
In der Astronomie allerdings wird ein Verfahren benötigt, das wesentlich größere
Zeitspannen überdeckt. Dabei kommt es vor allem auf die Auswahl der radioaktiven
Isotope an. Im Gegensatz zu stabilen Elementen, nimmt die Häufigkeit nicht
stabiler radioaktiver Isotope mit der Zeit immer weiter ab. Je schneller der
Verfall, desto größer ist der Unterschied zwischen stabilen Elementen und nicht
stabilen Isotopen und desto genauer ist die daraus resultierende
Altersbestimmung.
Auf der anderen Seite dürfen die Isotope auch nicht zu schnell
zerfallen, da sonst zu wenig von dem Material übrig ist, um noch etwas
nachweisen zu können. Das wird besonders dann wichtig, wenn man es mit Zeitspannen von
mehreren Milliarden Jahren zu tun hat. "Aus diesem Grund kann man Altersmessungen
nur bei recht seltenen Objekten durchführen, die eine große Häufigkeit der Elemente
Thorium oder Uran aufweisen", erklärt Norbert Christlieb von der Universität im
schwedischen Uppsala, der auch an der Arbeit beteiligt war.
Im Falle von HE 1523-0901 hatten die Astronomen Glück: Beide Elemente waren vorhanden. Bei dem Stern handelt es sich um ein altes, relativ helles
Objekt, das im Rahmen des Hamburg/ESO-Surveys entdeckt wurde, der die Hälfte des
Südhimmels umfasst. Doch wie alt HE 1523-0901 wirklich ist, sollte sich erst
nach 7,5-stündigen Beobachtungen mit der Teleskopeinheit Kueyen des
Very Large Telescope zeigen: Dank des verwendeten Spektrographen UVES lag
den Astronomen ein äußerst detailreiches Spektrum des Sterns vor, in dem die
Linien von Thorium und Uran deutlich zu erkennen waren.
Die Astronomen konnten also sowohl Uran als auch Thorium für die
Altersbestimmung verwenden und kombinierten diese zudem noch mit Daten der
Elemente Europium, Osmium und Iridium. "Bis jetzt war es nicht möglich mehr als
eine kosmische Uhr für einen Stern zu bestimmen", erzählt Frebel, "in diesem
Stern konnten wir sechs Messungen durchführen." Das Ergebnis verblüfft: Die
Daten ergaben, dass die "Uhren" von HE 1523-0901 seit 13,2 Milliarden Jahren
ticken.
Da unser Universum aktuell auf ein Alter von 13,7 Milliarden Jahren geschätzt
wird, bedeutet dies, dass dieser Stern in einer sehr frühen Phase im Leben unserer
Milchstraße entstanden sein muss. Auch unsere Milchstraße selbst muss sich nach diesen
Daten schon sehr früh nach dem Urknall gebildet haben.
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ESO, Europäische Südsternwarte |
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