Discovery bleibt einen Tag länger im All
von Stefan Deiters astronews.com
30. Oktober 2007
Die NASA hat gestern entschieden, den Aufenthalt der
US-Raumfähre Discovery bei der Internationalen Raumstation ISS im einen
Tag zu verlängern. Grund sind Probleme mit einem Sonnensegel der ISS, die bei
einem Arbeitseinsatz im All am Donnerstag gründlich untersucht werden sollen.
Offenbar ist ein Gelenk, mit dem das Segel zur Sonne ausgerichtet wird, äußerst
schwergängig.
Astronaut Doug Wheelock beim Verlassen der
Luftschleuse zu Beginn des dritten
Außenbordeinsatzes der Mission.
Bild: NASA TV |
Das Problem mit einem der riesigen Sonnensegel der ISS war den Technikern der
NASA schon seit einiger Zeit aufgefallen: Mit Hilfe der motorgetriebenen Gelenke
können die Solarzellen langsam gedreht werden, damit sie immer optimal zur Sonne
ausgerichtet sind. In jüngster Zeit bemerkte man, dass es bei der Drehung eines
der beiden Sonnensegel zu stärkeren Vibrationen kommt und mehr Energie dafür
verbraucht wird als üblich.
Beim zweiten Außenbordeinsatz der Mission STS-120 am Sonntag schickte das Bodenteam daher den
Astronauten Dan Tani zu dem fehlerhaften Gelenk, um die Ursache für das beobachtete Verhalten
zu erkunden. Tani entdeckte in dem Gelenk einen metallischen Abrieb, den er mit
einem Klebeband aufsammelte. Um weitere Informationen zu erhalten, soll Tanis
Kollege Parazynski heute beim dritten Außerbordeinsatz das Gelenk des anderen
einwandfrei funktionierenden Sonnensegels inspizieren, um zu sehen, ob es
irgendwelche Unterschiede zwischen den beiden Gelenken gibt.
Der vierte Arbeitseinsatz im All am Donnerstag wird dann ganz der Untersuchung
des fehlerhaften Sonnensegel-Gelenks gewidmet sein. Ursprünglich war nur ein
kürzerer Einsatz im All an diesem Tag vorgesehen, bei dem ein neues Verfahren
zur Reparatur des Hitzeschutzschildes des Shuttles erprobt werden sollte. Am
Freitag war dann bei einem fünften Einsatz im All die Fortsetzung der Arbeiten am
Harmony-Modul geplant. Wegen der geänderten Pläne am Donnerstag
wird nun aber eine längere Pause zwischen den beiden Arbeitseinsätzen nötig
sein, so dass sich der letzte Außenbord-Einsatz auf Sonnabend verschiebt. Damit
wird die Discovery-Mission einen Tag länger dauern als ursprünglich vorgesehen.
Das Abdocken von der ISS ist nunmehr für Montag vorsehen, die Landung in Florida
am 7. November.
Bis das Problem mit dem Sonnensegel-Gelenk geklärt ist, soll das betroffene
Sonnensegel so wenig wie möglich bewegt werden. Dadurch wird allerdings die
Energieversorgung der ISS beeinträchtigt. Wenn aber die Sonnensegel, die
bei dem heutigen Außenbord-Einsatz montiert werden sollen wie geplant
funktionieren, sollte die ISS über genug Energie verfügen, um auch das
europäische Forschungsmodul Columbus zu versorgen, das im Dezember an die ISS
andocken soll. Allerdings müssen beiden großen Sonnensegel arbeiten, um einen
vollständigen Wissenschaftsbetrieb in den Weltraumlaboratorien zu ermöglichen -
insbesondere wenn im kommenden Jahr noch die japanischen Module hinzukommen.
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