Wartungsmission soll Hubble retten
von Stefan
Deiters
astronews.com
1. November 2006
Hubble ist gerettet: NASA-Administrator Michael
Griffin revidierte gestern die Entscheidung seines Vorgängers und kündigte eine
Service-Mission zum Weltraumteleskop Hubble für das Jahr 2008 an. Während
der elftägigen Mission soll das Teleskop zwei neue Instrumente sowie neue
Kreisel und Batterien bekommen.
Das Hubble-Weltraumteleskop soll 2008 Besuch von
einer Raumfähre bekommen. Foto:
ESA/Hubble
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Das Weltraumteleskop Hubble hat in den letzten Jahren wie wohl kein
anderes Instrument die Wissenschaft - aber auch die interessierte Öffentlichkeit
- mit immer neuen Einblicken ins All in Staunen versetzt. So war es nicht
verwunderlich, dass es erheblichen Widerstand gab, als NASA-Administrator Sean
O'Keefe im Januar 2004 die geplante Service-Mission zu Hubble absagte.
O'Keefe hatte dafür einen gewichtigen Grund: Nach der Columbia-Katastrophe
waren neue Sicherheitsrichtlinien eingeführt worden. Eine Mission zum
Weltraumteleskop, das fernab der Bahn der Internationalen Raumstation seine Bahn
zieht, war dem NASA-Chef zu gefährlich beziehungsweise der dazu nötige
Sicherheitsaufwand zu groß. Auf der gestrichenen Mission hätten die für die
Lageausrichtung des Teleskops notwendigen Gyroskope ausgetauscht sowie
Instrumente erneuert werden sollen.
Mit der Absage der Mission schienen Hubbles Tage gezählt: Sobald
weniger als drei der sechs Gyroskope an Bord des Teleskops arbeiten, ist
Hubble nicht mehr korrekt auszurichten und damit praktisch wertlos. Doch die
Astronomen gaben nicht auf. Neben Protesten auf der ganzen Welt entwickelten sie
einen so genannten Zwei-Gyro-Modus, der Hubble auch dann eine sichere
Ausrichtung erlaubt, wenn nur noch zwei Kreisel arbeiten. Vor einem Jahr wurde
dann ein Kreisel abgeschaltet und Hubble arbeitet seitdem mit nur zwei
Kreisel. Die
NASA hoffte dadurch die Betriebsdauer des Teleskops um rund acht Monate bis
Mitte 2008 verlängern zu können.
Parallel zu diesen Entwicklungen gab es auch an der Spitze der NASA eine
Veränderung. Sean O'Keefe trat von seinem Amt zurück und Anfang letzten Jahren
übernahm Michael Griffin die Leitung der US-Weltraumbehörde. Dieser kündigte
bald nach seinem Amtsantritt an, die Entscheidung über die Streichung der
Hubble-Service-Mission noch einmal zu überprüfen - und zwar dann, wenn die
"Return to Flight"-Flüge der Space Shuttle erfolgreich abgeschlossen
sind.
Das ist inzwischen der Fall: Die Raumfähren haben drei Missionen zur
Internationalen Raumstation absolviert und die NASA hat dabei umfangreiche
Verfahren für eine Notreparatur der Shuttle im All getestet. Gestern
verkündete Griffin dann seine Entscheidung: Vermutlich 2008 soll Hubble
ein fünftes und letztes Mal gewartet werden. Die Lebensdauer des Teleskops
könnte sich dadurch um bis zu zehn Jahre verlängern.
Bei der Mission, für die mehrere Weltraumspaziergänge erforderlich sein
werden, sollen nicht nur die Gyroskope und Batterien ausgetauscht, sondern auch
neue Instrumente installiert werden. Dazu stehen die Wide Field Camera 3
sowie der Cosmic Origins Spectrograph bereit. Ein zweites Shuttle
wird während der Mission für eine Rettungsmission bereitstehen.
Die Astronomen erwarten von diesen deutlich empfindlicheren Instrumenten ganz
neue Einblicke ins Universum. Der Nachfolger von Hubble, das James Webb Space
Telescope, soll im Jahr 2013 gestartet werden. Mit der Servicemission zu
Hubble ist nun sicher gestellt, dass die Zeit ohne leistungsfähiges
Weltraumteleskop nicht zu groß werden wird.
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