NASA-Chef
O'Keefe tritt zurück
von Stefan
Deiters
astronews.com
14. Dezember 2004
Sean
O'Keefe, Administrator der US-Weltraumbehörde NASA, hat in einem Brief an
US-Präsident Bush seinen Rücktritt erklärt. In seinem Schreiben nennt O'Keefe
familiäre und finanzielle Gründe für seinen Schritt. Der NASA-Chef, der diesen
Posten 2001 in schwierigen Zeiten übernommen hatte, will noch so lange im Amt
bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist.
NASA-Administrator Sean O'Keefe. Foto: NASA |
In seinem Rücktrittsschreiben betont O'Keefe, dass es ihm eine Ehre war, der
NASA in den drei Jahren seiner Amtszeit vorzustehen und dass ihm die
Entscheidung für den Rücktritt nicht leicht gefallen sei. "Es war eine der
schwierigsten Entscheidungen meines Lebens, aber ich habe das Gefühl, dass es
das beste für meine Familie und für unsere Zukunft ist", so der NASA-Chef in
seinem Schreiben an Präsident Bush. O'Keefe, 48, wurde im Dezember 2001 zum 10.
NASA-Administrator ernannt. Er löste damals Daniel S. Goldin ab, der fast zehn
Jahre der US-Raumfahrtbehörde vorstand (astronews.com berichtete).
O'Keefe übernahm die NASA in einer schwierigen Zeit: Die Behörde war durch
die "schneller, billiger und besser"-Projekte seines Vorgängers, die teilweise
in Totalverlusten endeten unter erheblichen Druck geraten und musste - auch
angesichts knapper werdender Kassen - gründlich reformiert werden. O'Keefe
gelang es, die NASA wieder auf Erfolgskurs zu bringen und nach den Fehlschlägen
1999 wieder erfolgreich Sonden zum Mars zu schicken. Auch das gewaltige
Defizit im Haushalt der Internationalen Raumstation ISS nahm er sich vor - nicht
immer zur Freude der anderen ISS-Partner, die den wissenschaftlichen Nutzen des
Außenpostens im All durch die Kürzungen gefährdet sehen.
Entscheidenden Anteil hatte O'Keefe, der schon unter dem Vater des jetzigen
Präsidenten für die Regierung arbeitete, an dem Zustandekommen der neuen
"Weltraumvision" der US-Regierung, die eine Rückkehr zum Mond und einen
bemannten Flug zum Mars in den nächsten Jahrzehnten vorsieht. Parallel zur
Verkündung dieser neuen Pläne wurde auch bekannt, dass das beliebte Hubble-Weltraumteleskop
nicht mehr gewartet werden wird und dessen Zeit deshalb ausläuft. Kritiker O'Kefees
vermuteten hier einen Zusammenhang und werfen ihm vor, falsche Prioritäten zu
setzen.
Hauptgrund für die Aufgabe des Weltraumteleskops, dessen Nachfolger erst im
nächsten Jahrzehnt einsatzbereit sein wird, ist allerdings der schwärzeste Tag
in der Amtszeit O'Keefes: der 1. Februar 2003. Damals zerbrach die Raumfähre
Columbia beim Landeanflug auf Florida, die gesamte Besatzung kam ums Leben. Bis
heute sind seitdem keine Raumfähren mehr gestartet. Die NASA bereitet derzeit,
nach einer umfangreichen Untersuchung, eine Wiederaufnahme der Flüge im
kommenden Jahr vor.
In seinem Rücktrittsschreiben nennt O'Keefe indirekt finanzielle Gründe für
seinen Rücktritt: Das erste seiner drei Kinder würde ab kommenden Herbst ein
College besuchen und er wäre es seinen Kindern einfach schuldig, ihnen eine gute
Hochschulausbildung zu ermöglichen, "ohne einen erdrückenden Schuldenberg
auftürmen zu müssen". Das gleiche hätten auch seine eigenen Eltern für ihn getan
und so sein Karriere erst ermöglicht. "Diese Möglichkeit will ich auch meinen
Kindern geben, aber ich kann das nicht, wenn ich im öffentlichen Dienst bleibe."
O'Keefe, der in seinem Schreiben angeboten hat, so lange im Amt zu bleiben,
bis ein Nachfolger gefunden ist, ist als Kanzler der Louisiana State
University im Gespräch. Die Stelle würde ihm ein dreimal höheres Gehalt bieten
als sein jetziger Posten.
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