NASA
denkt an Entsendung von Robotersonden
von Stefan
Deiters
astronews.com
4. Mai 2004
Die
amerikanische Weltraumbehörde NASA hält an ihren Plänen fest, keine
weitere bemannte Servicemission zum alternden Weltraumteleskop Hubble
zu senden. Sie prüft allerdings die Möglichkeit das Teleskop von
Robotersonden warten zu lassen, die auch eingesetzt werden müssten, um
einen unkontrollierten Absturz des Teleskops im nächsten Jahrzehnt zu
verhindern.
Das Hubble-Weltraumteleskop. Foto: STScI/ NASA |
Wie verlängert man das Leben eines um die Erde kreisenden Weltraumteleskops ohne
Astronauten zu ihm zu senden, fragt die NASA auf ihrer Webseite, liefert jedoch
keine konkrete Antwort: Daran, so heißt es, würden derzeit die kreativsten
Ingenieure der Weltraumbehörde arbeiten. Durch die Empfehlungen des Columbia
Accident Investigation Board, die eine Leitlinie für eine zukünftige
sicherere Nutzung der US-Raumfähren nach der tragischen Columbia-Katastrophe
im vergangenen Jahr ausgearbeitet hat, ist eine bemannte Servicemission zu
Hubble kaum mehr machbar: Neben zahlreichen Verbesserungen an den Raumfähren
selbst, hat die Kommission nämlich auch empfohlen, dass bei jedem Ausflug ins
All die Möglichkeit bestehen muss, die Besatzung der Raumfähre zu retten -
entweder durch die Flucht zur Internationalen Raumstation ISS oder ein zweites
Shuttle.
Bei einer bemannten Mission zum Weltraumteleskop Hubble käme nur die
letztere Variante in Frage, weil Hubble in einem deutlich anderen Orbit
um die Erde kreist, als die ISS. Doch zwei Shuttle gleichzeitig im All
hat es noch nie zuvor gegeben und würde erhebliche Anforderungen an die
Bodencrew stellen. Außerdem sei auch noch nie das Umsteigen von einer Raumfähre
in eine andere geprobt worden. Das alles muss dann auch sehr schnell gehen, da
die Vorräte an Bord einer Raumfähre begrenzt sind. Die ISS als "Nothafen"
hingegen hätte den Vorteil, dass man hier Zeit gewinnen würde, um die Lage zu
analysieren und die bestmöglichen Maßnahmen zu ergreifen.
Für die NASA stellen sich nun folgende Fragen: Wie kann man auf der einen Seite
- wenn es einmal nötig werden sollte - Hubble sicher und kontrolliert zum
Absturz bringen und ist es eventuell sogar möglich mit einer Robotersonde das
Weltraumteleskop zu warten und zu erneuern? Am Goddard Space Flight Center
werden derzeit diverse Szenarien studiert: Das dringendste Problem ist der
absinkende Orbit von Hubble, der es schon im Jahr 2013 unkontrolliert zur
Erde stürzen lassen könnte, wenn die Bahn nicht wieder angehoben wird. Hubble
selbst verfügt über kein Antriebssystem und kann daher auch nicht kontrolliert
zum Absturz gebracht werden. Da das Teleskop die Größe eines Schulbusses hat,
ist ein unkontrollierter Absturz zu risikoreich, weswegen man an die Entsendung
einer Sonde denkt, die an das Teleskop andocken und es gezielt zum Absturz
bringen kann.
Außerdem beschäftigen sich die Forscher derzeit mit der Möglichkeit, eine
Robotersonde auch zum Austausch von Hardware an Bord des Teleskops einzusetzen.
Wichtig sind da die Batterien, die schon in drei bis vier Jahren aufgebraucht
sein könnten, wissenschaftliche Instrumente und die Gyroskope, die Hubble
zur Lagebestimmung benötigt. Diese Mission würde erhebliche Herausforderungen an
die Robotertechnologie stellen, die aber - so die NASA - auch wichtige Impulse
für andere Robotermissionen ins Weltall geben könnte.
Noch gibt es keine Entscheidungen, was zur Verlängerung der Mission von
Hubble getan werden kann, doch tut die NASA offenbar einiges, um dem
Eindruck entgegenzuwirken, sie hätte Hubble bereits abgeschrieben. Ob den
Ankündigungen dann auch Taten folgen, wird die Zeit zeigen.
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