Haben auch Planemos Planeten?
von Stefan
Deiters
astronews.com
22. Juni 2006
Gleich zwei neue Untersuchungen haben gezeigt, dass auch
Objekte, die nur wenig größer sind als Jupiter, umgeben von einer Scheibe aus
Gas und Staub entstehen. Aus dem hier vorhandenen Material könnten sich also
ohne weiteres kleine Planeten bilden. Gibt es also auch um diese "Planemos"
winzige Planetensysteme?
VLT-Aufnahme des 2M1207-System. Der Begleiter ist als kleiner
Punkt links unten neben dem Braunen Zwerg zu sehen. Foto:
ESO |
Früher war alles ganz einfach: Da gab es Sterne und Planeten, die diese
umkreisten. Später kamen die so genannten Braunen Zwerge hinzu. Letztere waren
missglückte Sterne, Objekte also, denen es nicht gelungen war, genügend Materie
auf sich zu vereinen, um die nuklearen Fusionsprozesse in ihrem Inneren zu
zünden. Die magische Massengrenze für Braune Zwerge liegt etwa bei acht Prozent
der Masse unserer Sonne.
Wenn ein Stern entsteht, bleibt nicht verwendetes Material in einer
Staubscheibe um die neu geborene Sonne zurück. In dieser Scheibe können dann
Planeten entstehen. Inzwischen hat man um viele Braune Zwerge auch Staubscheiben
gefunden, was darauf hindeutet, dass diese Objekte eine ähnliche
Entstehungsgeschichte wie unsere Sonne haben.
Doch außer Sternen, Braunen Zwergen und Planeten gibt es inzwischen noch eine
weitere Art von Objekten: Planetary Mass Objects oder kurz Planemos.
Hierbei handelt es sich um Objekte, deren Masse nicht größer ist als die von den
meisten der bislang gefundenen extrasolaren Planeten. Im Gegensatz zu diesen
umkreisen sie aber keine Sonne. Jetzt fanden Astronomen auch Hinweise darauf,
dass auch diese Planemos von Staubscheiben umgeben sind, ihre Entstehung also
auch ähnlich der anderer Sterne abgelaufen sein könnte.
"Unsere neuen Daten deuten zusammen mit anderen Untersuchungen darauf hin,
dass die Babyjahre unserer Sonne und der von Objekten, die einige Hundert Mal
masseärmer sind, recht ähnlich abgelaufen sein müssen", erläutert Valentin D.
Ivanov von der Europäischen Südsternwarte (ESO). Das trägt allerdings nicht
unbedingt zur Übersichtlichkeit bei: "Jetzt, wo wir wissen, dass diese Objekte
ihre eigenen kleinen Planetensysteme haben können, ist die Definition des
Begriffs Planet schwammiger als je zuvor", urteilt sein Kollege Ray Jayawardhana
von der University of Toronto. "In gewisser Weise ist die neue Entdeckung
nicht zu überraschend. Auch Jupiter muss einmal eine Scheibe gehabt haben, in
der sich die größeren Monde gebildet haben."
Allerdings kreisen die Planemos im Gegensatz zu Jupiter nicht um eine Sonne.
Jayawardhana und Ivanov nutzten verschiedene ESO-Teleskope um sechs potentielle
Planemos gründlicher zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass zwei dieser
Objekte Massen aufweisen, die etwa der fünf- bis zehnfachen Jupitermasse
entsprechen, zwei weitere waren mit zehn bis 15 Jupitermassen noch etwas
massereicher. Alle vier Objekte sind mit einem Alter von nur wenigen Millionen
Jahren extrem jung und liegen in einem Sternentstehungsgebiet in rund 450
Lichtjahren Entfernung. Alle vier zeigten im Infraroten die Signatur einer
Staubscheibe, in der sich einmal Planeten bilden könnten.
Ein anderes Astronomenteam untersuchte mit dem Very Large Telescope
einen Planeten mit der achtfachen Jupitermasse um einen Braunen Zwerg, der etwa
die 25-fache Masse des Jupiter hat. Das System war vor rund zwei Jahren entdeckt
worden und der Planet wurde berühmt als der erste extrasolare Planet, von dem
ein direktes Bild gemacht werden konnte (astronews.com berichtete).
Von dem Braune Zwerg mit der Bezeichnung 2M1207 war bekannt, dass er von
einer Staubscheibe umgeben ist. Jetzt fanden die Forscher Hinweise darauf, dass
auch der Planet über eine Staubscheibe verfügt. "Es ist sehr wahrscheinlich,
dass dieses System zusammen entstanden ist, wie ein kleines Doppelsternsystem",
so Subhanjoy Mohanty vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics.
"Nur hat sich hier der Begleiter in der Scheibe um den Braunen Zwerg gebildet,
wie bei einem Stern-Planeten-System."
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