Planetenentstehung auch um Braune Zwerge?
Redaktion / MPG
astronews.com
21. Oktober 2005
Mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer der NASA hat eine Gruppe
von Astronomen aus deutschen, amerikanischen und italienischen
Forschungsinstituten entdeckt, dass die Planetenbildung zumindest im Ansatz auch
in der Umgebung von Braunen Zwergen, also "misslungenen Sternen" abläuft. Damit
erweist sich der Prozess der Planetenbildung als universeller und robuster als
bisher vermutet.

Wissenschaftler entdeckten um Braune Zwerge Anzeichen für
Planetenentstehung - etwa das Mineral Olivin.
Bild: NASA / JPL-Caltech / T. Pyle (SSC) |
Braune Zwerge entstehen wie ihre massereicheren Geschwister, die normalen
Sterne, durch den Kollaps interstellarer Gas- und Staubwolken. Bei einem solcher
Kollaps bildet sich eine zentrale Verdichtung, eingebettet in eine rotierende
Scheibe aus Gas und Staub. Solche zirkumstellaren Scheiben strahlen entsprechend
ihrer Temperatur im infraroten Spektralbereich. Mit dem Weltraumteleskop
Spitzer wurden sie in der Umgebung zahlreicher junger Brauner Zwerge
entdeckt.
Der Kollaps der Gas- und Staubwolken endet, wenn der Anstieg von Druck,
Temperatur und Dichte in der zentralen Verdichtung zum Einsetzen des
Wasserstoffbrennens (Kernfusion) führt - damit wird die zentrale Verdichtung zu
einem eigentlichen Stern. Reicht jedoch ihre Masse nicht aus, um die für
Kernfusion erforderlichen Bedingungen herbeizuführen, so entsteht ein Brauner
Zwerg: Er wird sich keine weiteren Energiequellen mehr erschließen können und
bloß die durch den Kollaps erzeugte Kompressionswärme langsam abstrahlen.
Das Astronomenteam hat sechs junge Braune Zwerge aus dem 520 Lichtjahre
entfernten Sternentstehungsgebiet im südlichen Sternbild Chamaeleon untersucht.
Die Objekte sind zwischen einer und drei Millionen Jahre alt, ihre Massen
betragen zwischen dem 40- und dem 70fachen der Jupitermasse. Mit Spitzer
nahmen die Forscher detaillierte Spektren im infraroten Licht auf, aus denen
sich Informationen über die Größen der strahlenden Teilchen und deren
mineralogische Zusammensetzung ableiten lassen.
Die Analyse der Daten ergab in fünf der sechs untersuchten Fälle, dass in den
zirkumstellaren Scheiben dieser "misslungenen Sterne" die Staubteilchen
aneinander haften und bereits größere Klumpen aus Olivin, einem siliziumhaltigen
Mineral, und kristalline Strukturen bilden. Solche Gebilde sind aus
Untersuchungen der Scheiben junger normaler Sterne bekannt und finden sich auch
in Kometen - den Überresten aus der Bildungsphase unseres eigenen
Planetensystems. Offenbar laufen also in den zirkumstellaren Scheiben der jungen
Braunen Zwerge dieselben Wachstums- und Kristallisationsprozesse ab, die bei
normalen Sternen (einschließlich unserer Sonne) am Anfang der Planetenbildung
stehen.
Weiterhin fanden sich Hinweise auf ein Abflachen der zirkumstellaren
Scheiben, das beim Einsetzen der Wachstumsprozesse in der Staubkomponente auch
zu erwarten ist. "Mit Spitzer können wir die Planetenbildung unter ganz
unterschiedlichen Bedingungen untersuchen. Unsere Beobachtungen zeigen, dass die
ersten Schritte der Planetenbildung in geringerem Maße von den Details abhängen
als bisher vermutet", sagte Daniel Apai, der gegenwärtig am
Steward-Observatorium in Tucson forscht und Mitglied des NASA Astrobiology
Institute's Life and Planets Astrobiology Center ist. Und Kees Dullemond vom
Max-Planck-Institut für Astronomie betont: "Dieses Ergebnis ist auch deshalb so
wichtig, weil es die Theorien über Planetenbildung einschränkt und uns damit
tiefere Einblicke in diesen Prozess ermöglicht".
Diese Beobachtungsergebnisse zeigen, das es sich bei zukünftigen Missionen
zur Suche nach extrasolaren Planeten, wie die Mission Darwin der ESA und
der Terrestrial Planet Finder (TPF) der NASA, lohnen könnte, auch die
Umgebung Brauner Zwerge nach Planeten zu untersuchen.
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