Galileo und GMES europäische Schwerpunkte
Redaktion / DLR / ESA
astronews.com
8. Juni 2005
Auf der gestrigen zweiten Sitzung des Europäischen Weltraumrates in Luxemburg
verständigten sich 27 europäische Länder darauf, dass das
Satellitennavigationsprogramm Galileo und das satellitengestützte Umwelt-
und Sicherheitssystem GMES (Global Monitoring for Environment and Security)
die "Flaggschiffe" der künftigen Raumfahrtaktivitäten der EU sein sollen. Die
ESA wird die dazu notwendigen Technologien entwickeln und bereitstellen.
Die Europa-Flagge, die im Rahmen der Delta-Sojus Mission im
April 2004 auf der ISS war. Foto:
ESA |
Unter Leitung der Vorsitzenden des ESA-Ministerrates und Bundesministerin für
Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, einigte man sich darauf, wie die
Aufgaben zwischen der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der Europäischen
Union (EU) verteilt werden und wo künftig die Prioritäten liegen sollten. Die EU
wird sich im Hinblick auf die Verwirklichung ihrer Politik auf weltraumgestützte
Anwendungen konzentrieren, insbesondere Galileo und die Globale Umwelt- und
Sicherheitsüberwachung (GMES).
Die zentrale Rolle der ESA liege bei der
Entwicklung der Grundlagen, bei der Durchführung der Raumfahrtaktivitäten und im
Trägerbereich sowie bei der Erforschung des Weltraums. Edelgard Bulmahn hob
hervor, dass die Raumfahrt für die technische Entwicklung Europas von ganz
entscheidender Bedeutung sei.
"Für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind die
Prioritätensetzungen unter anderem mit Galileo und GMES für das
neue EU-Raumfahrtprogramm im Einklang mit den technischen Kompetenzen des DLR
wie auch der deutschen Wissenschaft und Industrie", stellte der Vorsitzende des
Vorstandes des DLR, Prof. Dr. Sigmar Wittig, am Rande der Sitzung in Luxemburg
fest.
So wird derzeit im Rahmen des vom DLR in Auftrag gegebenen Galileo-Projektes
GATE (Galileo-Testumgebung) eine bodengebundene, realistische Testumgebung in
Berchtesgaden aufgebaut, die dazu dient, speziell die Empfänger- und
Anwendungsentwickler bei der Markteinführung deutscher und europäischer Produkte
für Galileo zu unterstützen. Zur Förderung von GMES stellt beispielsweise
das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des DLR als zentrale Aufgabe
bedarfsorientierte Informationsprodukte und Dienstleistungen aus Satellitendaten
zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist die Hilfe bei der Tsunami-Katastrophe Ende
2004.
Die hierfür seitens der EU, der ESA und der Mitgliedstaaten benötigten
Investitionen sollen in den kommenden Monaten bestimmt werden und dann die
üblichen Haushalts- und Programmgenehmigungsverfahren beider Organisationen
durchlaufen. Der Weltraumrat wurde gebildet, um die Gemeinschaftstätigkeiten der
Europäischen Gemeinschaft und der ESA nach ihrem im Jahr 2003 geschlossenen und
im Mai 2004 in Kraft getretenen Rahmenabkommen zu koordinieren und zu
vereinfachen. Die erste Tagung des Weltraumrates fand am 25. November 2004 in
Brüssel statt (astronews.com berichtete).
Das Rahmenabkommen verfolgt zwei Hauptziele. Das erste ist die kohärente und
schrittweise Entwicklung einer umfassenden Europäischen Raumfahrtpolitik, die
insbesondere die Nachfrage nach Diensten und Anwendungen, die zur Unterstützung
der Tätigkeit der Gemeinschaft Weltraumsysteme verwenden, und die für die
Befriedigung dieser Nachfrage notwendige Bereitstellung von Weltraumsystemen und
-infrastruktur aufeinander abstimmen soll. Die ESA handelt de facto als
ausführende Organisation der EU.
Das zweite Ziel ist die Schaffung einer gemeinsamen Grundlage und geeigneter
praktischer Regelungen für eine effiziente Zusammenarbeit zum gegenseitigen
Nutzen zwischen der ESA und der Europäischen Gemeinschaft unter voller Wahrung
der institutionellen Rahmenbedingungen und der operationellen Konzepte jeder
Einrichtung, um die Durchführung von Gemeinschaftsvorhaben zu erleichtern und
der Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten zum Nutzen aller europäischen Bürger
eine solide Grundlage zu geben.
In den vergangenen drei Jahren haben die EU und die ESA gemeinsam an einer
europäischen Raumfahrtpolitik gearbeitet, die die Ziele für die Raumfahrt
bestimmt und Prioritäten für sie setzt. Das Europäische Weltraumprogramm, das
Ende 2005 auf einer Tagung des Weltraumrates gebilligt werden soll, wird einen
gemeinsamen Rahmen bilden, der im Hinblick auf die Erreichung der mit der
Europäischen Raumfahrtpolitik gesteckten Ziele sämtliche von der EG, der ESA und
anderen Beteiligten in Angriff zu nehmende Tätigkeiten und Maßnahmen umfassen
wird.
Das Europäische Weltraumprogramm wird im Licht der allgemeinen Empfehlungen aus
dem Weißbuch zur Raumfahrt aufgestellt. Dieser Aktionsplan wurde im Hinblick auf
die Verwirklichung einer erweiterten europäischen Raumfahrtpolitik im November
2003 von der Europäischen Kommission angenommen. Das gemeinsam mit der ESA
ausgearbeitete Weißbuch enthält Vorschläge für gemeinsame Initiativen der EG und
der ESA und sieht als Grundlage für deren Durchführung das Rahmenabkommen vor.
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