Die ESA und ihre Mitgliedstaaten erzielten insbesondere bedeutende
Fortschritte bei einer Reihe zukunftsorientierter Programme, wozu
weitreichende Beschlüsse zur Verstärkung der Rolle Europas in der
Raumfahrt gehören. Die erste Entschließung, die die Bedeutung eines
harmonisierten starken Weltraumprogramms zum Nutzen der Bürger Europas
hervorhob, wurde einstimmig verabschiedet. Die Minister nahmen eine
Erklärung an, in der sie ihre finanziellen Verpflichtungen für die
Entwicklung von Europas Satellitennavigationssystem Galileo
festlegten. Die ESA sieht nun der Tagung der Verkehrsminister der
Europäischen Union im Dezember entgegen, auf der diese ihren Beitrag zu
Galileo genehmigen sollen. Dieses für die europäische Verkehrspolitik
wesentliche System, das in Partnerschaft mit dem Privatsektor errichtet
werden soll, wird eine breite Palette unabhängiger Navigationsdienste für
kommerzielle und private Nutzer bieten und neue kommerzielle Anwendungen
beispielsweise in der Kraftfahrzeugnavigation und Luftverkehrskontrolle erschließen.
Einer der Schwerpunkte der weiteren Zusammenarbeit mit der Europäischen
Union wird das Projekt für globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung (GMES)
sein, das sich vor allem mit Themen wie globaler Wandel, natürliche und
vom Menschen verursachte Katastrophen, Umweltbelastung und Einhaltung
völkerrechtlicher Verpflichtungen befasst. Die Erdbeobachtung ist für die
Überwachung der Umwelt und die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen von
entscheidender Bedeutung. GMES und andere Erdbeobachtungsvorhaben wurden
als die ersten einer Reihe anwendungsorientierter Erdüberwachungsmissionen
genehmigt.
Die Weiterentwicklung der europäischen Trägerrakete Ariane, die bei den
kommerziellen Starts seit langem weltweit einen Marktanteil von über 50
Prozent
behauptet, wurde durch einen positiven Beschluss der Delegationen
sichergestellt. Die ESA ist zuversichtlich, dass die Ariane der
Weltmarktführer für den Transport kommerzieller Satelliten ins All bleiben
wird. Die europäische Strategie für einen eigenständigen und
erschwinglichen Zugang zum Weltraum setzt wettbewerbsfähige europäische
Startsysteme voraus. Die Minister hoben hervor, dass die wirksame Umsetzung
dieser Strategie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Investitionen des
öffentlichen und des privaten Sektors sowie eine Umstrukturierung des
Raumfahrzeugträgerbereichs in Europa erfordert.
Im Zusammenhang mit der laufenden Diskussion in den USA über die künftige
Konfiguration der Internationalen Raumstation (ISS) sandten die
europäischen Minister ein klares Signal an die ISS-Partner, dass die ESA
ihren gesamten Verpflichtungen nachkommen wird, aber auch erwartet, dass
die NASA die internationalen Übereinkünfte über die ISS einhält. Die ESA
ist hauptsächlich an einer intensiven wissenschaftlichen Nutzung der
Raumstation interessiert, die bestimmte Bordressourcen wie eine komplette
Mannschaft voraussetzt. In einer die Nutzung der ISS betreffenden
Entschließung wurden die von der ESA benötigten Finanzmittel bewilligt,
wovon aber 60 % erst freigegeben werden, wenn die NASA die ursprünglich
getroffene Vereinbarung bestätigt.
Damit
Europa das strategische Potential der Weltraumtechnik zur
Verwirklichung seiner wissenschaftlichen, wirtschaftlichen,
gesellschaftlichen und politischen Ziele effizienter nutzen kann, haben die
Minister in Edinburgh den Auftrags an
die ESA bekräftigt, ihre Verbindungen zur Europäischen Union zu vertiefen.
Die Verknüpfung der politischen Ziele der Europäischen Union mit den
Fähigkeiten der Europäischen Weltraumorganisation wurde vor einigen Jahren
eingeleitet. Die ESA bemüht sich zunehmend um engere Zusammenarbeit mit
der Europäischen Union, damit die Raumfahrt unmittelbarer in den Dienst
der europäischen Bürger gestellt werden kann. Um die Raumfahrt in das
Blickfeld der höchsten politischen Ebene in Europa zu rücken, bereiten die
ESA und die EU die Entwicklung und Umsetzung einer europäischen
Weltraumpolitik vor. Die Fundamente dieser Politik wurden im November
vergangenen Jahres gelegt (astronews.com berichtete), als die Räte der ESA und der EU eine gemeinsame
europäische Strategie für die Raumfahrt gebilligt haben.
Die Zusammenarbeit beschränkt sich indes nicht auf Europa. Im vergangenen
Jahr wurde das langjährige Kooperationsabkommen mit Kanada erneuert, und
die gemeinsame Arbeit mit den Vereinigten Staaten bei einer Reihe von
Vorhaben wurde ausgeweitet. Japan und die ESA arbeiten bei der
Erdbeobachtung und in der Wissenschaft eng zusammen. Die bestehende
Zusammenarbeit mit Rußland soll in Bereichen, die für Europa von Vorteil
sind, ausgebaut werden. Auf dem Programm der ESA stehen ferner Projekte
unter Beteiligung aufstrebender Raumfahrtnationen, vor allem im
asiatisch-pazifischen Raum und in Lateinamerika.
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ESA, Europäische Weltraumagentur
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