Mission
"Delta" erfolgreich beendet
Redaktion
astronews.com
30. April 2004
Die elftägige Mission "Delta" zur Internationalen Raumstation (ISS) ist mit der
Rückkehr des niederländischen ESA-Astronauten André Kuipers und der
ISS-Bordmannschaft "Expedition 8" zur Erde erfolgreich zu Ende gegangen.
Die Sojus-Kapsel TMA-3 landete am Freitag morgen um 7.12 Uhr Ortszeit
(2.12 Uhr MESZ) nach einem Rückflug von knapp über drei Stunden in der Nähe der
Stadt Arkalyk in Kasachstan.
Die Sojus-Kapsel verlässt die ISS (künstlerische Darstellung).
Bild:
ESA / D.Ducros |
Die Mission mit einem neuntägigen Aufenthalt auf der ISS verlief fehlerlos. Alle
wesentlichen Ziele wurden erreicht: Das umfangreiche Versuchsprogramm wurde
erfolgreich durchgeführt, die Bordmannschaft "Expedition 8" abgelöst und die
während der vergangenen sechs Monate als "Rettungsboot" an der ISS angedockte
Sojus-Kapsel TMA-3 ausgewechselt.
Nach dem Schließen der Luke zwischen der Sojus TMA-3 und der ISS etwa
sechseinhalb Stunden vor der heutigen Landung führte die Besatzung zunächst die
Routineüberprüfungen durch. Rund drei Stunden später löste sich die Kapsel von
der ISS; Kuipers saß als Flugingenieur während der Rückreise links vom Sojus-Kommandanten,
dem russischen FKA-Kosmonauten Alexander Kaleri. Kaleri und der zweite
Flugingenieur, NASA-Astronaut Michael Foale, waren als Bordmannschaft
"Expedition 8" seit dem 20. Oktober 2003 auf der ISS. Während dieser sechs
Monate war Foale ISS-Kommandant.
Sämtliche Phasen des Wiedereintritts verliefen nach Plan. Vor dem Wiedereintritt
wurden das Orbital- und das Triebwerksmodul vom Kommandomodul abgekoppelt und
verglühten anschließend in der Atmosphäre. Das mit einem Hitzeschild
ausgestattete Kommandomodul mit den Astronauten tauchte schließlich auf einer
anderen Flugbahn in die Atmosphäre ein; zehn Minuten später öffnete sich der
Hauptfallschirm des Moduls, weitere fünfzehn Minuten später setzte die Kapsel in
Kasachstan auf.
Während der Mission "Delta" hat Kuipers eins der umfassendsten Versuchsprogramme
absolviert, die je für einen europäischen Astronauten auf der ISS vorgesehen
waren; die Experimente erstreckten sich auf die Gebiete der Humanphysiologie,
Biologie, Mikrobiologie, Physik, Erdbeobachtung, Bildung und Technologie. Viele
von ihnen wurden von niederländischen Forschern entwickelt und die
entsprechenden Instrumente von niederländischen Industrieunternehmen und
Forschungseinrichtungen gebaut.
"Ich bin äußerst zufrieden mit dem Verlauf des Versuchsprogramms", erklärte der
ebenfalls aus den Niederlanden stammende "Delta"-Missionswissenschaftler der
ESA, Marc Heppener. "André hatte während dieser elf Tage sehr viel zu tun. Dass
wir bereits während der Mission wissenschaftliche Ergebnisse erzielen konnten,
wie beim ARGES-Experiment zur Entwicklung einer neuen Generation stromsparender
Leuchten, freut mich ebenfalls sehr. Zu Beginn der Mission gab es das eine oder
andere Problem mit verschiedenen Experimenten und Einrichtungen, die aber den
Gesamterfolg des Programms und der Mission nicht überschattet haben. Die aus den
Experimenten gewonnenen Ergebnisse werden sich ohne Zweifel auf zahlreiche
Gebiete auf der Erde wie im Weltraum auswirken." Diese Ergebnisse dürften der
Industrie beispielsweise dabei helfen, effizientere Beleuchtungen für
Sportstadien und Straßen und verbesserte Kühlsysteme zu entwickeln.
Zu den Nutznießern der Mission gehören auch mehrere Zehntausend Schulkinder in
Deutschland, den Niederlanden und anderen Ländern, die auf der Erde das gleiche
Experiment zur Beobachtung des Wachstums von Pflanzensamen durchgeführt haben
wie Kuipers auf der ISS. Der Lerneffekt der Mission wird in die Zukunft reichen,
da 10.000 Schulen in ganz Europa Lehrmaterial erhalten sollen, das unter anderem
Videoaufnahmen der während der Mission auf der ISS durchgeführten Experimente
enthalten wird.
"Der Erfolg der Mission 'Delta' zeigt einmal mehr, wie die Zusammenarbeit bei
Weltraumtätigkeiten die Möglichkeiten für die Zukunft erweitert" sagte Jörg
Feustel-Büechl, der ESA-Direktor für Bemannte Raumfahrt. "Die Zusammenarbeit der
ESA mit der Föderalen Raumfahrtagentur Rußlands hat erneut hervorragende
Ergebnisse geliefert. Dies war der fünfte Sojus-Flug zur ISS mit einem
ESA-Astronauten, und sein Erfolg ist Vorbote für weitere Sojus-Missionen
in der Zukunft; über zwei Missionen im nächsten Jahr werden bereits Gespräche
geführt. Der nächste Flug eines ESA-Astronauten zur ISS mit einer Sojus
wird voraussichtlich im April 2005 stattfinden. Neben den positiven Auswirkungen
der Mission 'Delta' in den wissenschaftlichen Kreisen besteht auch Grund zur
Freude über den Enthusiasmus, mit dem sich die Industrie am Versuchsprogramm der
Mission beteiligt hat, und über den Nutzen, den jüngere Generationen aus ihrer
unmittelbaren Mitwirkung an der Mission ziehen werden. Wir sind äußerst
zufrieden mit dem großen Professionalismus, mit dem André Kuipers seine erste
Weltraummission durchgeführt hat. Diese Mission hat den Erfahrungsschatz der ESA
nicht nur im Europäischen Astronautenkorps für künftige Kurz- oder
Langzeitmissionen, sondern auch bei unserem Missionskontrollteam gesteigert."
Ein weiterer Zweck der Mission war der Wachwechsel auf der ISS. Die Mannschaft
"Expedition 8", Alexander Kaleri und Michael Foale, war am 20. Oktober letzten
Jahres mit Kuipers’ spanischem Kollegen Pedro Duque im Rahmen der Mission
"Cervantes" auf der ISS angekommen; Duque war nach acht Tagen auf der ISS zur
Erde zurückgekehrt. Kaleri und Foale wurden nun von der "Expedition 9", Gennadi
Padalka (FKA) und Edward Fincke (NASA), abgelöst, die am 21. April mit Kuipers
an Bord einer Sojus TMA-4 auf der ISS angekommen sind und bis Oktober auf
der Station bleiben werden.
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