Mit
Matroshka der kosmischen Strahlung auf der Spur
Redaktion
astronews.com
29. Januar 2004
Welcher
Strahlenbelastung ist ein Astronaut bei der Arbeit im All genau ausgesetzt?
Welche Organe des menschlichen Körpers erhalten welche Dosen der krebserregenden
Strahlen? Um Antworten zu finden, wird heute an Bord eines russischen
Raumfrachters eine "Hightech-Schaufensterpuppe" zur Internationalen Raumstation ISS
geschickt, mit deren Hilfe ein Jahr lang Messungen durchgeführt werden sollen.

Zusammenbau der MATROSHKA Experiment-Anlage. Foto:
DLR |
Heute um 12.58 Uhr MEZ soll vom kasachischen Kosmodrom Baikonur eine Sojus
FG-Rakete mit einem Progress-M1-Raumschiff zur Internationalen
Raumstation ISS starten. Das Docking ist für den 31. Januar 2004 um 14.20 Uhr
MEZ vorgesehen. Mit an Bord sind eine Reihe neuer wissenschaftlicher Experimente,
an denen auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt ist.
Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Ingenieuren der Europäischen
Weltraumorganisation ESA sowie russischen Spezialisten haben Wissenschaftler des
DLR Versuche und Anlagen entwickelt und gebaut, die neue Erkenntnisse vor allem
im biomedizinischen Bereich liefern sollen.
Die Experiment-Anlage MATROSHKA beherbergt ein dem menschlichen Oberkörper in
Originalgröße nachempfundenes Modell. Erstmalig können damit die Einflüsse der
kosmischen Strahlung auf Organe wie Augen, Lunge, Magen, Niere, Darm und die
übrigen Organsysteme des menschlichen Körpers bei Außenbordaktivitäten, den so
genannten Extra Vehicular Activities (EVA), studiert werden.
Zur Abschätzung des Risikos für strahleninduzierten Krebs ist die Kenntnis der
aufgenommenen Dosis in den einzelnen Organen des menschlichen Körpers notwendig.
Da Organdosen nicht direkt messbar sind, müssen für solche Messungen
realistische Modelle benutzt werden. Nur so ist es möglich, die notwendige
Beziehung zwischen Hautdosis und Organdosis zu ermitteln, die zur genauen
Bestimmung der Körperdosis des Astronauten erforderlich ist. Dies ist
insbesondere bei Außenbordaktivitäten von Bedeutung, da im Vergleich zum
Aufenthalt innerhalb der ISS hier die Hautdosis wesentlich größer ist als die
Dosis der übrigen Organe. Damit würde erstmals ein konkreter Datensatz zur
Erfassung der Organdosen unter EVA-Bedingungen vorliegen.
Zur Messung der absorbierten Strahlungsdosen in den ausgewählten Organen sind 20
verschiedene Detektorarten im Inneren des Modells untergebracht. Die in der
Bodenplatte des Experimentes montierten Rechner und die Systemeinheit
überliefern die Messdaten in die ISS bzw. zur Erde. Entwicklung und Bau des
MATROSHKA-Experimentes wurden im Auftrag der ESA vom DLR Institut für Luft- und
Raumfahrtmedizin als Hauptauftragnehmer erfolgreich durchgeführt.
MATROSHKA wird an der äußeren Hülle des russischen Teils der ISS montiert. Die
Grundstruktur für die Montage ist bereits auf der ISS vorhanden. Nach dem
geplanten Jahr Experimentalzeit ist vorgesehen, das Experiment weiter zu
betreiben. Der Betrieb des Experimentes erfolgt durch das
Nutzerunterstützungszentrum (MUSC) des DLR in Köln, das zum ersten Mal im
Auftrag der ESA im Rahmen der ISS-Aktivitäten als Nutzerzentrum arbeitet.
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