COLUMBIA-TRAGÖDIE
Die
schwierige Suche nach der Ursache
von Stefan
Deiters
astronews.com
4. Februar 2003
Die
US-Raumfahrtbehörde NASA sucht weiterhin fieberhaft nach der Ursache für das
katastrophale Ende der Mission der Raumfähre Columbia. Zur Zeit deutet vieles
darauf hin, dass die Probleme etwas mit dem linken Flügel des Shuttles zu
tun haben könnten, der schon kurz nach dem Start beschädigt wurde. Doch sicher,
so betonen die NASA-Offiziellen immer wieder, sei bislang noch gar nichts.
Trauer in Amerika für die Astronauten der Columbia. Foto: NASA |
Während in einem weiten Gebiet über der Absturzstelle immer mehr Wrackteile
der Columbia entdeckt werden, veröffentlichte die NASA gestern weitere Details
über die letzten Minuten der Columbia:
- um 14.52 Uhr MEZ zeigten drei Sensoren im Bereich des linken Fahrwerks einen
ungewöhnlichen Anstieg der Temperatur
- um 14.53 Uhr MEZ zeigte ein vierter Sensor auf der linken Seite einen
unüblichen Temperaturanstieg
des Rumpfes an der Nahtstelle oberhalb der linken Tragfläche
- um 14.55 Uhr MEZ zeigte ein fünfter Sensor einen starken Temperaturanstieg
an
- um 14.57 Uhr MEZ fielen die Temperatursensoren im linken Flügel aus
- um 14.59 Uhr MEZ, unmittelbar bevor der Kontakt zur Columbia abriss,
gibt es Hinweise auf
über dem Normalen liegende aerodynamische Widerstandskräfte auf die linke Seite
des Shuttles.
Das zu dieser Zeit mit etwa 18facher Schallgeschwindigkeit fliegende Shuttle
reagierte auf diese Kräfte, indem es nach rechts zu drehen versuchte und dazu
zwei Düsen für 1,5 Sekunden zündete.
Shuttle-Manager Ron Dittemore sagte gestern, dass die NASA nun auf die
Auswertung von 32 Sekunden weiterer Daten hofft, die vom Boden aus aufgezeichnet
wurden, nachdem die Kommunikation mit der Columbia abgerissen war. Dittemore
betonte, dass das Untersuchungsteam zwar ein sehr großes Interesse an dem linken
Flügel der Columbia habe, aber der Temperaturanstieg dort nicht bedeuten müsse,
dass es hier ein strukturelles Problem gegeben hat. Im Gegenteil könne etwas
anderes passiert sein, dass mit dem Zerbrechen der Raumfähre nichts zu tun hat.
Zu den Vermutungen, dass die während des Starts vom externen Tank der
Columbia abgefallene Isolierung etwas mit der Katastrophe zu tun hat, sagte
Dittemore, dass man eine recht genaue Vorstellung von der Größe des auf den
linken Flügel aufgeschlagenen Teils der Isolierung und auch von dessen Gewicht
habe. Dies könnte, so Dittemore, zu einem Schaden an der Struktur der Raumfähre
geführt haben, der aber nicht zur Erklärung der katastrophalen Vorkommnissen bei
Landeanflug ausreicht. "Es gibt noch etwas, was wir noch nicht entdeckt haben.
Wir sind ausgesprochen interessiert, die Teile des Shuttles zu sehen, die aus
der Nähe der Auftreffstelle der Isolierung stammen."
Heute soll es im Johnson Space Center eine offizielle Trauerfeier
geben, bei der der ums Leben gekommenen Besatzungsmitglieder der Columbia
gedacht wird. Bei der nicht öffentlichen Veranstaltung wird auch US-Präsident
George W. Bush anwesend sein.
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