Die Mission der Columbia, die am 16. Januar 2003 vom Kennedy Space Center in Florida
aus zu einer 16-tägigen Wissenschaftsmission ins All
gestartet war (astronews.com berichtete), verlief bis zu der tragischen
Katastrophe reibungslos. Sogar das Wetter, das schon so manche Shuttle-Landung
verzögert hatte, schien diesmal mitzuspielen. Bei strahlend blauem Himmel
wollten daher auch viele Menschen die Bahn der sich Florida nähernden Raumfähre
verfolgen. Doch was sie dann - zusammen mit Millionen von Fernsehzuschauern -
gegen 15 Uhr MEZ sahen, ließ ihnen den Atem stocken: Statt eines dünnen
Kondensstreifen waren da plötzlich mehrere zu sehen - die Raumfähre war offenbar
über Texas im Flug auseinander gebrochen. Wenig später regnete es Wrackteile vom
Himmel, vor deren Berührung die NASA eindringlich warnte, um Gesundheitsrisiken
vorzubeugen.
Am Abend gaben NASA-Experten erste Erkenntnisse darüber bekannt, was sich in
den letzten Minuten an Bord der Columbia abgespielt haben könnte: Ein sichtlich
mitgenommener Milt Hefin, verantwortlicher Flugdirektor, sagte, dass gegen 14.53
Uhr MEZ, also nur wenige Minuten vor dem Abbrechen der Funkverbindung gegen 15
Uhr, das Kontrollteam am Boden auf nicht mehr funktionierende Temperatursensoren
am Hydrauliksystem am linken Flügel der Raumfähre aufmerksam wurden. Drei
Minuten später, so heißt es in einem NASA-Statusbericht, hätte man auch eine
erhöhte Temperatur auf der linken Seite registriert, in der Pressekonferenz
wurde dies allerdings nicht bestätigt. Um 14.58 Uhr fielen dann weitere
Temperatursensoren auf der linken Seite aus und eine Minute später noch weitere
Sensorsysteme - alle auf der linken Seite.
Bis kurz vor dem Abbruch der Kommunikation hatte im Kontrollzentrum
allerdings niemand, so wurde von NASA-Vertretern auf der Pressekonferenz betont,
mit einem ernsthaften Problem gerechnet, da einzelne Sensorausfälle durchaus
nichts ungewöhnliches sind. Erst der massenhafte Ausfall von Sensoren an einer
Seite der Raumfähre machte die Flugingenieure stutzig. Auch die Columbia-Crew
wurde wohl über die Sensorprobleme informiert und hat den Empfang der
entsprechenden Meldung auch noch bestätigt. Dann brach die Kommunikation ab. Als
es nicht gelang die Verbindung mit dem Shuttle wieder herzustellen, ging man im
Kontrollzentrum vom Schlimmsten aus - zu Recht wie sich herausstellte und wie
Millionen Fernsehzuschauer durch die Bilder vom Himmel über Texas schon ahnten:
Die Fernsehübertragung war im Kontrollzentrum nicht zu sehen gewesen.
Shuttle-Programmmanager Ron Dittemore erläuterte, dass umgehend
Untersuchungsteams eingesetzt worden wären, um die Ursache der Katastrophe
herauszufinden. Besondere Hoffnung setzen die NASA-Verantwortlichen dabei auf
die Wrackteile der Columbia. Zur Zeit würde es aber keine "Smoking Gun", also
ein rauchendes Gewehr, als Erklärung für die Ursache des Absturzes geben. Von
vielen Seiten wurden spekuliert, dass die Probleme am linken Flügel des Orbiters
mit einem Vorfall beim Start der Columbia zusammenhängen könnten: Kurz nach dem
Start der Raumfähre hatte sich ein Teil der Isolierung des großen Haupttanks der
Columbia, der später abgetrennt wird, gelöst und war gegen den linken Flügel der
Raumfähre geprallt. Gründliche Untersuchungen hätten aber im Anschluss ergeben,
dass dies zu keinem Problem bei der Landung hätte führen sollen. Jetzt, so Dittemore, müsse man dies natürlich noch einmal untersuchen. Auf Nachfrage
erläuterte er, dass es für die Mannschaft im All keine Möglichkeit gegeben
hätte, ein eventuell beschädigtes Hitzeschild bei einem Weltraumspaziergang zu
reparieren. "Das Hitzeschild-Kacheln sind so konstruiert, dass sie nicht
abfallen".
Die Columbia war die älteste der US-Raumfähren. Sie unternahm 1981 den ersten
Flug einer Raumfähre. Das Alter der Shuttle sollte nach Ansicht von
Experten bei der Katastrophe keine Rolle gespielt haben: Andere Raumfähren waren
schon öfter als die Columbia im All und die Columbia selbst sei erst vor kurzem
aufwendig modernisiert worden. Jede Raumfähre ist für mindestens 100 Raumflüge
ausgelegt. Für die Columbia war es die 28. Reise ins All. Die weiteren
Shuttle-Flüge - als nächstes war am 1. März ein Flug zur Internationalen
Raumstation ISS geplant - sind erst einmal ausgesetzt. Die Besatzung der ISS
kann bis Mitte des Jahres ohne Shuttle-Besuche auskommen. Sie sollte eigentlich
Anfang März ausgetauscht werden. Heute startet von Baikonur aus ein
Progress-Raumfrachter, der neue Versorgungsgüter zur ISS bringen soll. Der Flug
war schon seit längerem geplant.