Am 16. Januar 2003 ist vom Kennedy Space Center in Florida das
Space Shuttle Columbia zu einer 16-tägigen Wissenschaftsmission ins All
gestartet (astronews.com berichtete). Mit an Bord befindet sich das biologische
Experimentsystem C.E.B.A.S. des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR). Bei dem Minimodul C.E.B.A.S. (Closed Equilibrated Biological Aquatic
System) handelt es sich um ein Neun-Liter-"High-Tech-Aquarium" mit
Süßwasserfischen, Wasserschnecken, Wasserpflanzen und Mikroorganismen. Diese
Lebewesen stehen im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens: Untersucht werden die
Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf Physiologie, Morphologie und Biochemie der
einzelnen Aquarienbewohner. Die Ergebnisse werden auch für die Medizin von
großer Bedeutung sein, da sie Rückschlüsse auf Knochenstoffwechsel und
Bewegungskrankheiten des Menschen erlauben. Die Experimente werden in enger
Kooperation von drei Wissenschaftlergruppen aus Stuttgart-Hohenheim, Bochum und
Aachen geleitet.
Nach den beiden erfolgreichen Space Shuttle-Missionen 1998 ist das
Mini-Ökosystem für den dritten Flug ein erprobtes und zuverlässiges
wissenschaftliches Gerät. Durch die Wechselwirkungen zwischen den Organismen
entsteht im Idealfall ein "geschlossenes", sich selbst erhaltendes System, das
zur Funktion nur Lichtenergie von außen benötigt. Solche Systeme sind auch für
erdferne Langzeitmissionen von großem Interesse, da sie die Astronauten mit
Sauerstoff, Wasser und Nahrung versorgen und Abfallprodukte entsorgen können.
Während 1998 ökologisch-technische Fragen des Systems im Vordergrund standen,
stehen nun die Entwicklungs-, Fortpflanzungs- und Immunbiologie der Lebewesen im
Mittelpunkt der Forschung. So soll zum Beispiel untersucht werden, wie sich der
Einfluss von Schwerelosigkeit bei Fischen auswirkt. Hierzu werden unter anderem
Daten zum Verhalten, zur Embryonalentwicklung, zum Abwehrsystem und Skelett der
Tiere genau erfasst.
Bei dem Weltraumflug des Minilabors werden sich erstmals auch Schüler als
"Weltraumwissenschaftler" betätigen. In Projekten, die von den beteiligten
Wissenschaftlern initiiert wurden, werden Stuttgarter und Bremer Schulen
Vergleichsversuche durchführen und ihre Ergebnisse über Pressemitteilungen und
Internet präsentieren. EBOS (Educational Biological Outreach in Schools)
ist eines dieser Schulprojekte und auch im Internet zu finden.
Neben dem Mini-Ökosystem sind auch vier Anlagen der Europäischen
Raumfahrtagentur ESA mit an Bord des Space-Shuttle (astronews.com
berichtete), in denen sieben
weitere deutsche Arbeitsgruppen medizinisch-biologische und
materialwissenschaftliche Experimente unter Schwerelosigkeit durchführen werden.
Insgesamt werden die sieben Astronauten rund 100 wissenschaftliche Vorhaben
betreuen. Die Landung des Shuttles mit dem wissenschaftlichen Proben- und
Datenmaterial ist für den 1. Februar 2003 im Kennedy Space Center
vorgesehen.