Der vulkanische Jupitermond Io mag ein ziemlich unwirklicher
Ort sein, doch eines scheint nach Auswertung von Bildern der NASA-Sonde Galileo
sicher: Der Mond ist eine Welt voller Überraschungen.
Gleich fünf Beiträge in der heutigen Ausgabe des US-Wissenschaftsmagazin
Science beschäftigen sich mit dem Jupitertrabanten.
Zugleich veröffentlichte das NASA Jet Propulsion Laboratory (JPL)
zahlreiche neue Aufnahmen von Io, die den Mond als eine Welt von
Lavaströmen, roten und grünen schwefelhaltigen Ablagerungen und riesigen
Bergen zeigen, die durchaus einmal ihren Standort ändern können.
Die
Aufnahmen der NASA-Sonde Galileo des Io-Vulkan Prometheus zeigen,
dass der Vulkan eine gewisse Ähnlichkeit mit den Vulkanen auf Hawaii hat
- nur das er deutlich größer und aktiver ist. So zeigt Prometheus eine
80 Kilometer hohe Wolke aus Gas und Staub am Ende eines Lavastroms. Und
genau so etwas lässt sich auch auf Hawaii finden, wo die Lava gerade ins Meer
fließt. Interessanterweise konnte man diese riesige Eruptionswolke seit
1979 beobachten, allerdings ist sie seit damals um etwa 85 Kilometer nach Westen
gewandert. "Der Schlot des Vulkans hat sich nicht verändert, nur die
Eruptionswolke", sagte JPL-Mitarbeiterin Dr. Rosaly Lopes-Gautier.
Und Dr. Susan Kieffer, eine weitere Autorin eines der Science-Artikel
ergänzt: "Dieses Verhalten wurde auf der Erde noch nicht
beobachtet." Die Wolke dürfte, so vermuten die Wissenschaftler,
entstehen, wenn der heiße Lavastrom Schwefel oder Schwefeldioxid-Schnee
verdampft.
Unklar war den Wissenschaftler bisher auch, woher die
unterschiedlichen Farben auf der Oberfläche von Io kamen. Um dem
Geheimnis auf die Spur zu kommen, beobachteten sie während der
Vorbeiflüge der Galileo-Sonde den Mond
mit einem Ultraviolett-Spektrographen an Bord des Hubble-Weltraumteleskops.
So konnte man die Zusammensetzung der
Vulkangase untersuchen. Über dem Vulkan Pele fanden sie eine 350
Kilometer hohe Wolke aus gasförmigen Schwefel, der im heißen Inneren des
Vulkans entstanden sein dürfte. Wenn sich dieser nun auf der gefrorenen
Oberfläche Ios niederschlägt, dürfte eine Schwefelform
entstehen, die eine rötliche Farbe hat. Hieraus, so eine Hoffnung der
Wissenschaftler, könnten sich bald neue Erkenntnisse über das Innere des Jupitermondes ergeben.
Doch
gibt es auch noch grüne Ablagerungen auf Io. Hier ist eine Vermutung,
dass diese entstehen, wenn sich das rote Material auf noch heiße
Lavaströmen absetzt, wie sie zum Beispiel auf dem Boden einer Caldera
vorkommen. Eine Caldera ist ein großer Krater, der nach einem
Vulkanausbruch entsteht, wenn die Erde über der Magmakammer einbricht.
Eventuell werden sich aber sowohl das rote als auch das grüne Material langsam in "normalen" gelben Schwefel verwandeln.
Das
hier veröffentlichte Bild zeigt die Vulkanregion Culann Patera und hat
eine Auflösung von etwa 200 Metern. Die zentrale Caldera befindet sich
rechts oben von der Bildmitte. In nordwestlicher Richtung verlassen
vermutlich Lavaströme die Caldera, die als dunkelrote Linien zu erkennen
sind. Das schon zuvor erwähnte grüne Material befindet sich sowohl in
der Caldera von Culann Patera als auch in einer zweiten Caldera namens
Tohil Patera rechts unten. Das Bild entstand am 25. November letzten
Jahres als Galileo gerade 20.000 Kilometer von Io entfernt
war.