Bisher mussten sich Astronomen, die nach extrasolaren Planeten
suchen, mit indirekten Hinweisen auf die Existenz ferner Planetensysteme
begnügen. Das ist seit dem 7. November anders: An diesem Tag konnte ein
amerikanischer Astronom erstmals beobachten, wie ein ein entfernter Planet
vor seiner Sonne vorbeizog und somit sein Zentralgestirn kurze Zeit
verdunkelte.
Die Methode, die die Planetenjäger gemeinhin anwenden, um weit
entfernte Planetensysteme zu entdecken, ist alles andere als direkt: Wenn
ein Stern von einem Planeten umkreist wird, hat dies auch einen Einfluss
auf das Zentralgestirn. Der Planet "zieht" in gewisser Weise an
der Sonne, die er umkreist und verursacht somit ein leichtes
"Wackeln" dieses Sterns. Von der Erde aus versucht man nun diese
extrem kleinen Störungen zu messen und daraus die Größe und Bahn des
Planeten zu bestimmen.
Dafür, dass die so gewonnenen Daten tatsächlich etwas mit der
Wirklichkeit zu tun haben, gab bisher leider kaum Beweise. Das änderte
sich allerdings Anfang November: Am 5. November entdeckten die
kalifornischen Planetenjäger um Geoffrey Marcy, Professor an der
Universität von Kalifornien in Berkeley, ein "Wackeln" des
Sterns HD 209458. Und wie sie das schon viele Male gem`cht hatten,
bestimmten Marcy und sein Team daraus Masse und Orbit des vermuteten
Planeten.
Außerdem teilten sie Ort des Sterns und die Bahndaten des Planeten
ihrem Kollegen Greg Henry mit, der am Fairborn Observatory über einige
automatische Teleskope verfügen kann. Eines dieser Teleskope schaltete
der Astronom zu jenem Zeitpunkt an, zu dem der Planet - nach den
berechneten Bahndaten - von der Erde aus gesehen vor dem Zentralgestirn
stehen müsste - wenn man von der Erde aus im richtigen Winkel auf das
System schaut. Bei 18 anderen Kandidaten, die Marcy und sein Team
entdeckten, war dieses offenbar nicht der Fall und die Beobachtungen
hatten keinen Erfolg.
Nicht so allerdings am 7. November: An diesem Tag konnte Henry
beobachten, wie sich die Leuchtkraft des Sterns plötzlich um 1,7 Prozent
verringerte. "Die Verdunklung ereignete sich exakt zu dem Zeitpunkt,
den Marcy vorausgesagt hatte", so Henry. "Aus dem Grad der
Abdunklung können wir außerdem zum ersten Mal Größe und Dichte eines
entfernten Planeten bestimmen. Im wesentlichen haben wir ja den Schatten
des Planeten gesehen und können daher auch seine Größe bestimmen."
HD 209458 ist rund 1,4 Billiarden Kilometer (oder 153 Lichtjahre) von der Erde entfernt und
befindet sich im Sternbild Pegasus. Der Stern dürfte in etwa unserer
Sonne ähneln. HD 209458 befindet sich zudem in der Nähe von 51 Pegasi,
um den 1995 der erste extrasolare Planet entdeckt wurde. Die Masse des
beobachteten Planeten scheint nur etwa 63 Prozent der Masse des Jupiter zu
betragen. Sein Radius hingegen dürfte 60 Prozent größer sein als der
Jupiterradius. Dies stimmt mit Theorien überein, die einen aufgeblähten
Planeten voraussagen, wenn er - wie hier - einen sehr enge Bahn um den
Zentralstern beschreibt. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sich
solche riesigen Gasplaneten in solcher Nähe zu ihrer Sonne gebildet
haben. Vermutlich bilden sie sich in den äußeren Regionen des Systems
und wandern dann Richtung Zentrum.
Die erste direkte Beobachtung eines extrasolaren Planeten stellt für
die Astronomen einen wichtigen Schritt nach vorne dar: "Gruppen auf
der ganzen Welt haben in den Himmel gestarrt und darauf gewartet, dass ein
Stern blinkt", so Marcy. "Mit dieser Beobachtung, wurde gezeigt
das alles zusammenhängt. Das war es, auf das wir so lange gewartet
haben."