Im jungen Sonnensystem gab es alle Zutaten für Leben
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Frankfurt astronews.com
30. Januar 2025
Die Raumsonde OSIRIS-REx warf 2023 eine kleine Kapsel mit
Material von der Oberfläche des Asteroiden Bennu auf der Erde ab. Die Analyse
des Materials offenbarte nun eine Reihe organischer Substanzen, die die
Grundlagen für Biomoleküle bilden. Offenbar gab es auf dem Protoplaneten, dessen
Teil Bennu einst war, alle Zutaten für die Entstehung von Leben.
Im Labor: Dr. Sheri Singerling führt einen
Probenträger in das Transmissionselektronenmikroskop des
Schwiete CosmoLab ein.
Foto: Uwe Dettmar für Goethe-Universität [Großansicht] |
Zwei Jahre dauerte die Rückreise der NASA-Raumsonde OSIRIS-REx vom Asteroiden
Bennu, dann warf sie beim Vorbeiflug an der Erde eine kleine Kapsel ab, die am
24. September 2023 in der Wüste des US-Bundesstaates Utah geborgen werden
konnte. Ihr Inhalt: 122 Gramm Staub und Gestein des Asteroiden Bennu, Dies hatte
die die Sonde in einem nur Sekunden dauernden "Touch-and-Go"-Manöver von der
Oberfläche des nur 500 Meter großen Brockens aus Lockergestein eingesammelt. In
der Kapsel war die Probe von Einflüssen der Atmosphäre geschützt und konnte so
in ihrem ursprünglichen Zustand durch ein großes Wissenschaftsteam aus mehr als
40 Institutionen auf der ganzen Welt analysiert werden.
Partner in Deutschland waren die Geowissenschaftler Dr. Sheri Singerling, Dr.
Beverley Tkalcec und Prof. Frank Brenker von der Goethe-Universität. Sie
durchleuchteten kaum sichtbare Körnchen von Bennu mit dem
Transmissions-Elektronenmikroskop des Schwiete Cosmochemistry Laboratory,
das erst vor einem Jahr mit Unterstützung der Dr.-Rolf-M.-Schwiete-Stiftung, der
Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Landes Hessen an der Goethe-Universität
eingerichtet wurde. Ihr Ziel: Die Rekonstruktion von Prozessen, die vor mehr als
vier Milliarden Jahren auf Bennus protoplanetarischem Mutterkörper abliefen und
schließlich zur Bildung der heute vorhandenen Mineralien führten.
Dies gelang den Frankfurter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, indem
sie die genaue Struktur der Mineralkörner analysierten und gleichzeitig die
chemische Zusammensetzung bestimmten. Außerdem führten sie zudem eine
Spurenelement-Tomographie der Proben an Beschleunigern wie dem DESY in Hamburg
durch. "Gemeinsam mit unseren internationalen Partnerteams haben wir einen
großen Teil der Mineralien nachweisen können, die entstehen, wenn salzhaltiges,
flüssiges Wasser – eine sogenannte Sole – immer mehr eindampft und die Minerale
in der Reihenfolge ihrer Löslichkeit ausgefällt werden", erklärt Dr. Sheri
Singerling, die das Laboratorium betreut. In der Fachsprache heißen die
Gesteine, die aus solchen Ausfällungskaskaden entstehen, Evaporite. Sie wurden
auf der Erde zum Beispiel in ausgetrockneten Salzseen nachgewiesen.
"Andere Teams haben verschiedene Vorläufer von Biomolekülen wie zum Beispiel
zahlreiche Aminosäuren in den Bennu-Proben gefunden", berichtet Prof. Frank
Brenker. "Damit hatte der Bennu-Mutterkörper drei Grundvoraussetzungen, damit
sich auf ihm Lebensformen hätte bilden können: Bausteine für Biomoleküle, Wasser
sowie – zumindest für eine gewisse Zeit – Energie, die das Wasser flüssig hält."
Durch das Auseinanderbrechen des Bennu-Mutterkörpers wurden alle Prozess dort
jedoch sehr früh unterbrochen und die jetzt entdeckten Spuren wurden über mehr
als 4,5 Milliarden Jahre hinweg konserviert.
"Andere Himmelskörper wie der Saturnmond Enceladus oder der Zwergplanet Ceres
konnten sich seither weiterentwickeln und haben heute noch mit hoher Sicherheit
flüssige Ozeane oder zumindest Reste davon unter ihren Eispanzern", sagt Benker.
"Damit besitzen sie potenzielle Lebensräume. Künftige Missionen und
Probenanalysen werden daher nach einfachem Leben suchen, das sich in einer
solchen Umgebung entwickelt haben könnte."
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zeitschrift Nature
veröffentlicht.
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