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Eindrucksvoller Blick auf den Gravitationswellenhimmel
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
3. Dezember 2024
Ein internationales Forschungsteam hat jetzt die die bislang
aussagekräftigste Karte des Gravitationswellenhimmels vorgestellt. Es hatte dazu
Pulsarbeobachtungen ausgewertet, die über einen Zeitraum von 4,5 Jahren mit dem
MeerKAT-Radioteleskop - einem der leistungsstärksten Radioteleskope der Welt -
aufgenommen wurden.
Gravitationswellenkarte (Ausschnitt) des
gesamten Himmels aus dem über 4,5 Jahre
erhaltenen MeerKAT-Pulsar-Timing-Array-Datensatz.
Die weißen Sterne markieren die Standorte der
beobachteten Pulsare am Himmel.
Bild:
K. Grunthal et al., 2024 [Großansicht] |
Ein Pulsar Timing Array nutzt die äußerst regelmäßigen Pulse von
sogenannten Pulsaren (pulsierenden Neutronensternen), um schwache Abweichungen
von der Regelmäßigkeit der Pulse aufzuspüren, die durch Gravitationswellen
verursacht werden - winzige Wellen im Gewebe der Raumzeit. Im Rahmen einer
internationalen Kollaboration von Radioastronomen aus Australien, Deutschland,
dem Vereinigten Königreich, Südafrika, den Niederlanden, Italien und Frankreich
wurde mit dem MeerKAT Pulsar Timing Array (MPTA) ein
Gravitationswellendetektor von der Größe einer Galaxie geschaffen, indem die
regelmäßigen Pulse von Pulsaren mit dem MeerKAT-Radioteleskop in Südafrika auf
Nanosekunden genau überwacht werden.
Die mit Pulsar Timing Arrays beobachteten Gravitationswellen werden
von einigen der stärksten Quellen des Universums verursacht; hierzu zählen
supermassereiche Schwarze Löcher sowie Ereignisse kurz nach dem Urknall. Matt
Miles, Forscher an der Swinburne University of Technology in Melbourne,
Australien, und einer der Leiter der Datenveröffentlichung auf der Basis der
MPTA-Beobachtungen, erklärt: "Die Summe aller dieser Gravitationswellen, die
sich im Universum ausbreiten, bildet einen Gravitationswellenhintergrund, ein
kosmisches Summen, das wertvolle Hinweise auf die verborgenen Prozesse liefert,
die unser Universum formen."
Die Kartierung der Gravitationswellen am gesamten Himmel ermöglicht die Suche
nach Gebieten, aus denen verhältnismäßig viele Gravitationswellen gemessen
werden, sogenannten "Hot Spots". Ein solcher Hot Spot kann durch ein einzelnes -
aber besonders auffälliges - binäres supermassereiches Schwarzes Loch verursacht
werden und grundlegende Erkenntnisse über den Ursprung des
Gravitationswellenhintergrunds liefern. Auf der Grundlage der qualitativ
hochwertigen Daten des MeerKAT-Radioteleskops, die um einen Datensatz ergänzt
wurden, der die bisher größte Anzahl an gemeinsam verwendeten Pulsaren
beinhaltet, veröffentlichte eine Gruppe von Forschern unter der Leitung von
Kathrin Grunthal, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR),
die aktuell beste Karte des Gravitationswellenhimmels. "Indem wir nach
Variationen in den Gravitationswellen am Himmel suchen, machen wir uns
gleichzeitig auch auf die Suche nach dem Fingerabdruck der astrophysikalischen
Prozesse, die hinter dem Gravitationswellensignal stecken", so Grunthal.
Während die meisten Teile des Himmels in der Analyse keine Anzeichen von
Anisotropie zeigen, entdeckte das Forschungsteam eine kleine Anzahl
interessanter Merkmale, die in zukünftigen Arbeiten weiter untersucht werden
sollen. Rowina Nathan, Mitverfasserin der Anisotropie-Studie, kommentiert: "Die
Kartierung des Gravitationswellenhintergrunds liefert uns ein vollständigeres
Bild des Universums." Diese Karte des Gravitationswellenhimmels baut auf dem
deutlichen Hinweis auf ein Gravitationswellen-Hintergrundsignal im
MPTA-Datensatz auf. "Bei früheren Karten wurde davon ausgegangen, dass es kein
Signal gibt. Jetzt, da wir Beweise für Gravitationswellen haben, ändern sich die
Berechnungen dieser Karten. Unsere Karte ist die erste Timing-Array-Karte, die
dies berücksichtigt", kommentiert David Champion, Astronom am MPIfR.
Im Vergleich zu ähnlichen globalen PTA-Projekten wie dem European Pulsar
Timing Array (das zusammen mit weiteren internationalen Kollaboration 2023
den ersten Hinweis für diese niederfrequenten Gravitationswellen
veröffentlichte), benötigte das MeerKAT Pulsar Timing Array nur ein
Drittel der Beobachtungszeit, um eine vergleichbare Empfindlichkeit zu
erreichen. "Dies ist ein Beweis für die herausragenden Fähigkeiten des MeerKAT-Radioteleskops,
an dem unser Institut maßgeblich beteiligt ist, indem es Hardware, Software und
wissenschaftliche Arbeit für eine ganze Reihe von Projekten zur Verfügung
stellt", sagt MPIfR-Direktor Michael Kramer. Die Arbeit der MeerKAT-Pulsar-Timing-Array-Kollaboration
sei, so die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ein
bedeutender und zukunftsweisender Schritt in der radioastronomischen
Gravitationswellenforschung.
MeerKAT ist ein Vorläufer für das Square Kilometre Array (SKA) und
wird schließlich in das SKA-Mid-Teleskop des SKA-Observatoriums integriert
werden, das sich derzeit im Bau befindet. Die Ergebnisse der MeerKAT-Pulsar-Timing-Array-Kollaboration
zeigen die entscheidende Rolle, die diese Radioteleskope der nächsten Generation
bei den globalen Bemühungen zur Erforschung des Universums der niederfrequenten
Gravitationswellen spielen werden. Die Kollaboration präsentiert ihre neuesten
Ergebnisse in einer Reihe von drei Artikeln, die in der Zeitschrift Monthly
Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht wurden.
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