14 Millionen Galaxien auf erster Teilkarte
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
16. Oktober 2024
Gestern hat das Team der ESA-Mission Euclid den
ersten Teil einer gewaltigen Karte des Universums präsentiert, auf der Millionen
von Sterne und Galaxien zu sehen sind. Sie umfasst lediglich ein Prozent der
geplanten Himmelsdurchmusterung, enthält aber bereits 14 Millionen Galaxien.
Ihre Auswertung soll neue Erkenntnisse zur Dunklen Materie und Energie liefern.
Dieses vom ESA-Weltraumteleskop Euclid
erstellte Mosaik enthält 260 Beobachtungen, die
zwischen dem 25. März und dem 8. April 2024
gesammelt wurden (Ausschnitt, die gesamte Karte
in der Großansicht).
Bild:
ESA / Euclid / Euclid Consortium / NASA, CEA
Paris-Saclay, Bildbearbeitung von J.-C.
Cuillandre, E. Bertin, G. Anselmi (CC BY-SA 3.0) [Großansicht] |
Die Mission Euclid, die im vergangenen Jahr gestartet wurde, hat
gestern auf dem Internationalen Astronautischen Kongress in Mailand den ersten
Teil einer gewaltigen Karte vorgestellt, die im Rahmen der Mission entstehen
soll. Es handelt sich dabei um ein Mosaik aus 208 Gigapixeln, das auf 260
Beobachtungen basiert, die zwischen dem 25. März und dem 8. April 2024 gemacht
wurden. In nur zwei Wochen hatte Euclid 132 Quadratgrad des südlichen
Himmels in makelloser Detailtreue erfasst, mehr als das 500-fache der Fläche des
Vollmonds.
"Euclid hat sein scharfes Auge auf den Himmel gerichtet und arbeitet
sein Beobachtungsprogramm ab. Die Projektbeteiligten freuen sich, die Früchte
von 15 Jahren Vorbereitung ernten zu können", sagt der Physiker Frank Grupp von
der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und dem Max-Planck-Institut
für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching. Er ist der deutsche
Projektleiter. Das jetzt vorgestellte Mosaik macht lediglich ein Prozent der
umfassenden Himmelsdurchmusterung aus, die Euclid über einen Zeitraum von sechs
Jahren durchführen wird. Während dieser Vermessung beobachtet das Teleskop die
Formen, Entfernungen und Bewegungen von Milliarden von Galaxien in bis zu zehn
Milliarden Lichtjahren Entfernung. Auf diese Weise wird die größte kosmische
3D-Karte erstellt, die je angefertigt wurde. Dieses erste Stück der Karte
enthält bereits etwa 14 Millionen Galaxien, die zur Untersuchung des verborgenen
Einflusses von Dunkler Materie und Dunkler Energie auf das Universum verwendet
werden könnten. Außerdem enthält sie mehrere zehn Millionen Sterne in unserer
eigenen Milchstraße.
Die empfindlichen Kameras der Raumsonde haben eine unglaubliche Anzahl von
Objekten detailliert erfasst. So ist beispielsweise noch deutlich die Struktur
einer Spiralgalaxie zu erkennen, wenn man in das Mosaik hineinzoomt. Eine
Besonderheit, die im Mosaik sichtbar ist, sind die schwachen Wolken zwischen den
Sternen in unserer Galaxie; sie erscheinen in hellem Blau vor dem schwarzen
Hintergrund des Weltraums. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Gas und
Staub, die auch als "galaktischer Zirrus" bezeichnet wird, weil sie wie
Zirruswolken aussieht. Euclid kann diese Wolken mit seiner
hochempfindlichen Kamera für sichtbares Licht sehen, weil sie das optische Licht
der Milchstraße reflektieren. Die Wolken leuchten auch im fernen Infrarotlicht,
wie die Planck-Mission der ESA nachgewiesen hat.
Das heute veröffentlichte Mosaik ist lediglich ein Vorgeschmack auf das, was
die Euclid-Mission noch bringen wird. Seit die Mission im Februar mit ihren
routinemäßigen wissenschaftlichen Beobachtungen begonnen hat, sind zwölf Prozent
der Untersuchung abgeschlossen. Die daraus resultierenden Bilder geben bereits
einen Einblick in die Herausforderungen für die Infrastruktur der Datenerfassung
und -verarbeitung. Noch nie hat eine astronomische Weltraummission in so kurzer
Zeit so viele Daten geliefert – täglich werden etwa 100 GB an Bildern und
Spektren zur Erde gesendet. Eine zentrale Herausforderung des Projekts ist die
tägliche Verarbeitung dieser Daten.
Zu diesem Zweck hat das Euclid-Konsortium ein europäisches Netzwerk von neun
Datenzentren aufgebaut, darunter das Deutsche Wissenschaftsdatenzentrum
(SDC-DE), das 7000 Prozessoren umfasst und zehn Prozent der Daten verarbeiten
wird. Ein Team aus sechs Wissenschaftlern und IT-Spezialisten entwickelt
Algorithmen und betreut die Hardware. "Die sich ständig ändernde Soft- und
Hardware stellt unser Team vor große Herausforderungen, um die termingerechte
Verarbeitung sicherzustellen", sagt Maximilian Fabricius (LMU und MPE), Leiter
des SDC-DE. "Wir sind jedoch stolz, wie gut nun doch alles zusammenspielt und
dass wir uns auf der Zielgeraden zur Prozessierung für den ersten öffentlichen
Datenrelease befinden." Die Veröffentlichung von 53 Quadratgrad der Vermessung,
einschließlich einer Vorschau auf die Euclid-Deep-Field-Gebiete, ist für März
2025 geplant. Die kosmologischen Daten des ersten Missionsjahres werden 2026 für
die Allgemeinheit freigegeben.
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