Mission des Marshubschraubers beendet
von
Stefan Deiters astronews.com
26. Januar 2024
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat die Mission
ihres Marshubschraubers Ingenuity für beendet erklärt. Grund sind
Beschädigungen an mindestens einem Rotorblatt, die sich das Fluggerät bei der
Landung nach seinem 72. Flug zugezogen haben muss. Ingenuity war mit
dem Marsrover Perseverance auf dem Roten Planeten gelandet.
Ursprünglich waren maximal fünf Flüge geplant gewesen.
Diese Farbaufnahme zeigt den Schatten eines der Rotorblätter
des Marshubschraubers Ingenuity. Die Beschädigung ist deutlich
zu erkennen.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Der Mission des Marshubschrauber Ingenuity ist Geschichte - und
hat Raumfahrtgeschichte geschrieben, war Ingenuity doch das erste von
Menschen gebaute Fluggerät, das in der Atmosphäre eines anderen Planeten
kontrolliert geflogen ist. Nach seinem 72. Flug steht Ingenuity zwar aufrecht auf
der Marsoberfläche und kommuniziert auch weiterhin mit dem Betriebsteam auf
der Erde, doch deuten Bilder seines Fluges vom 18. Januar darauf hin, dass
eines oder mehrere seiner Rotorblätter bei der Landung beschädigt wurden und
er dadurch nicht mehr flugfähig ist.
Die Mission des Hubschraubers gilt als voller Erfolg: Ursprünglich als reine
Technologiedemonstration konzipiert, waren eigentlich nur maximal fünf
experimentelle Testflüge innerhalb von 30 Tagen vorgesehen. Diese klappten aber
so gut, dass man sich entschied, den Marshubschrauber "im Tandem" mit dem
Marsrover Perseverance einzusetzen und mit seiner Hilfe die Umgebung zu
erkunden.
In seinen insgesamt 72 Flügen flog der kleine Hubschrauber mehr als
14 Mal weiter als geplant und brachte es auf eine Gesamtflugzeit von über zwei
Stunden. "Die historische Reise von Ingenuity, dem ersten Flugzeug auf
einem anderen Planeten, ist zu Ende", sagte NASA-Administrator Bill Nelson.
"Dieser bemerkenswerte Hubschrauber flog höher und weiter, als wir es uns je
vorgestellt hatten, und half der NASA, das zu tun, was wir am besten können –
das Unmögliche möglich zu machen."
Für den letzten Flug am 18. Januar hatte das Team von Ingenuity
einen kurzen vertikalen Flug geplant, der dazu dienen sollte, den Standort des
Hubschraubers zu bestimmen. Beim vorherigen Flug hatte dieser nämlich eine
Notlandung durchführen müssen. Die Flugdaten zeigen, dass der Hubschrauber wie
geplant eine maximale Höhe von zwölf Metern erreichte und 4,5 Sekunden lang
schwebte, bevor er den Sinkflug begann. Etwa einen Meter über der Oberfläche
verlor Ingenuity den Kontakt zum Rover, der als Kommunikationsrelais
dient. Am nächsten Tag wurde die Kommunikation wiederhergestellt und weitere
Informationen über den Flug wurden an das Betriebsteam am Jet Propulsion
Laboratory der NASA übermittelt. Später trafen dann auch Bilder ein, die
Schäden am Rotorblatt zeigten. Warum die Kommunikation zwischen Hubschrauber und
Rover abgebrochen war und wie Ingenuity zum Zeitpunkt der Landung
ausgerichtet war, wird aktuell noch untersucht.
Trotz des Endes der Mission wurde mit dem kleinen Hubschrauber viel erreicht:
So wurden Ingenuitys Fähigkeiten dahingehend erweitert, dass das
Fluggerät autonom Landeplätze in schwierigem Gelände auswählen konnte und auch
ein nicht funktionierender Sensor ihn nicht aus dem Konzept brachte. Er konnte
sich nach Staubstürmen selbst reinigen, hat von 48 verschiedenen Startplätzen
aus operiert und drei Notlandungen durchgeführt. Außerdem ging der Betrieb von
Ingenuity auch im Marswinter mit seinen extrem tiefen Temperaturen
weiter, obwohl er eigentlich für den Betrieb im Frühjahr entwickelt worden war.
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