Ein Strahlungsmessgerät des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR) ist unterwegs Richtung Mond: Der Strahlungsdetektor M-42 befindet sich
an Bord der kommerziellen Astrobotic Peregrine Mission One, die am
8. Januar 2024 mit dem Erstflug der United Launch Alliance (ULA) Vulcan
VC2S-Rakete von Cape Canaveral in Florida gestartet ist. Geplant ist, dass
der Peregrine Lander im Nordwesten des Mondes aufsetzt. M-42 wird
von der Mondoberfläche aus Strahlungswerte zur Erde senden, aber auch schon
auf seiner Reise zum Mond die Strahlungsdosis im freien Weltraum bestimmen.
Die Strahlenbelastung auf dem Mond ist rund 800 Mal höher als auf der
Erde, wo das Magnetfeld und die Erdatmosphäre wie ein Schutzschild gegen die
kosmische Strahlung wirken. Ein Langzeitaufenthalt auf dem Mond würde
deswegen eine hohe Belastung für den menschlichen Körper bedeuten. Um
weitere Informationen für künftige astronautische Mond-Missionen zu sammeln
und entsprechende Schutzmaßnahmen entwickeln zu können, soll M-42 nun Werte
aus der ungeschützten, freien Mondumgebung liefern. Der Strahlungsdetektor,
der im DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin entwickelt wurde, ist
etwa 20 Zentimeter lang und wiegt 250 Gramm. Er ist identisch mit 16
Strahlungsmessgeräten, die in die "Mond-Astronautinnen" Helga und Zohar
verbaut waren. Die beiden Messpuppen haben mit der NASA-Mission Artemis
I bereits im November und Dezember 2022 den Mond umrundet. Die
Ergebnisse von insgesamt tausenden passiven Detektoren, die sich in den
beiden "Luna-Twins" befanden, werden aktuell noch im DLR analysiert. Die
Ergebnisse werden im Frühjahr 2024 vorliegen.
"Die Strahlungswerte, die wir durch die Peregrine Mission One
erwarten, können unsere bisherigen Erkenntnisse ergänzen. Es gibt bislang
nicht viele Messdaten zur galaktischen kosmischen Strahlung, die direkt von
der Mondoberfläche stammen. Wir sind sehr stolz, Teil dieser Mission zu
sein", sagt Projektleiter Dr. Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und
Raumfahrtmedizin in Köln. Das DLR hat sich bereits vor zweieinhalb Jahren
einen Platz auf dem Peregrine-Lander gesichert und neue Instrumente der
M-42-Detektorfamilie sind derzeit in der Entwicklung. M-42 ist auf einer
Seitenklappe des Peregrine-Landers der Strahlung ausgesetzt
Die Peregrine Mission One ist die erste kommerzielle
Mond-Mission des US-Raumfahrtunternehmens Astrobotic. Neben dem DLR schicken
die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde NASA, weitere
Raumfahrtorganisationen und Unternehmen Nutzlasten Richtung Mond. Der von
Astrobotic entwickelte Peregrine-Lander ist etwa 1,90 Meter hoch und hat
einen Durchmesser von 2,50 Metern. Der M-42 Strahlungsdetektor ist auf einer
Seitenklappe befestigt und knapp über der Oberfläche direkt der kosmischen
Strahlung auf dem Mond ausgesetzt.
Ursprünglich sollte Peregrine den Lacus Mortis ("See des Todes") auf der
Mondvorderseite ansteuern. Anfang 2023 hatte die NASA dann angekündigt, dass
der Lander nicht im Nordosten, sondern weiter westlich in der Nähe der
Gruithuisen-Vulkankuppeln ankommen soll. Die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler erhoffen sich neue Erkenntnisse zu einem geologischen Rätsel
in dieser Mondregion: Es wird vermutet, dass die Gruithuisen Vulkankuppeln –
zwei Erhebungen am Rand des Oceanus Procellarum ("Ozean der Stürme") – durch
ein zähes, kaum fließfähiges kieselsäurereiches Magma entstanden sind. In
seiner Zusammensetzung ähnelt es wohl dem irdischen Granit oder dessen
vulkanischem Pendant, dem Gestein Rhyolith. Auf der Erde benötigen solche
Formationen einen hohen Wassergehalt und Plattentektonik, um sich zu bilden.
Da beides auf dem Mond fehlt, fragen sich die Forschenden, wie die Kuppeln
(„Domes“) entstanden sind und sich über die Zeit verändert haben.
Update (8. Januar 2024, 16.30 Uhr): Bei der Mission ist es
offenbar zu technischen Schwierigkeiten nach dem Start gekommen: Die
Solarzellen des Raumschiffs können nicht stabil Richtung Sonne ausgerichtet
werden. Das Unternehmen untersucht das Problem.
Update (10. Januar 2024, 12.00 Uhr): Wegen Problemen mit
dem Antrieb des Landers wird dieser die Mondoberfläche nicht erreichen
können. Das Strahlungsmessgerät des DLR liefert aber schon jetzt Daten. Man
versucht daher, die Sonde so lange es geht funktionsfähig zu halten und
weiter Daten zur Erde übertragen zu können.