Die brennenden Wälder Europas im Blick
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
18. August 2022
Die große Trockenheit hat in diesem Jahr zu zahlreichen
Waldbränden in Europa geführt. In Deutschland ereignete sich der bislang
schwerste Brand bei Falkenberg in Brandenburg. Bei Bordeaux im Südwesten von
Frankreich standen durch einen einzigen Waldbrand mehr als 8000 Hektar in
Flammen. Satellitendaten helfen, das Ausmaß der Brände zu erfassen.
Brandflächen in Europa zwischen 2016 und
2021: Die Karte zeigt alle erfassten Brände von
April 2016 bis Dezember 2021. Enthalten sind
neben den Bränden auf Wald-, Moor- und
Heideflächen auch solche auf landwirtschaftlich
genutzten Arealen, die traditionell zu
Bewirtschaftungszwecken gelegt werden. Sie machen
den Großteil der Feueraktivität in Osteuropa aus.
Bild: DLR, CC BY-NC-ND 3.0 [Großansicht] |
Satellitendaten zeigen das ganze Ausmaß der Waldbrände, die aktuell in Europa
lodern. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) bietet nun einen
neuen Service an, mit dem die Entwicklungen tagesaktuell und im zeitlichen
Verlauf beobachtet werden können. Die Satellitendaten werden automatisch
ausgewertet und in eine Karte übertragen. Das ZKI Fire Monitoring System
steht ab sofort zur Verfügung und ist kostenfrei nutzbar.
"Wir können nicht nur sagen, wo es gebrannt hat, sondern auch, wie sehr die
Vegetation betroffen ist. Dies ist unter anderem für die Abschätzung der
entstandenen Emissionen wichtig", sagt Gruppenleiter Dr. Torsten Riedlinger vom
Deutschen Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) in Oberpfaffenhofen. Für einen großen
Brand südlich der französischen Stadt Bordeaux, die in der vergangenen Woche
besonders betroffen war, haben die Satelliten zum Beispiel eine verbrannte
Fläche von fast 8100 Hektar erkannt. "Es handelte sich um einen besonders
schweren Brand, bei dem dichter Wald zerstört wurde. Wir können das über einen
speziellen Index feststellen, der die verbrannte Biomasse anzeigt", erklärt
Riedlinger.
Auch in Deutschland kämpfen die Feuerwehren gegen Waldbrände, die durch die
extreme Trockenheit begünstigt werden. Seit Anfang Juli gab es laut ZKI Fire
Monitoring System in Deutschland 45 größere Brände. Dabei sind mehrere
tausend Hektar Wald, Busch- und Weideland zerstört worden. Die schwersten Brände
ereigneten sich in Brandenburg bei Falkenberg, wo eine Fläche von 780 Hektar
brannte, und in der Sächsischen Schweiz in der Grenzregion zu Tschechien. Dort
brannte in Tschechien und Deutschland eine Fläche von insgesamt 1160 Hektar.
Die Daten stammen von den beiden Sentinel-3-Satelliten, die mit
unterschiedlichen Instrumenten zur Beobachtung der Land- und Ozeanoberflächen
ausgestattet sind. Das Satelliten-Duo gehört zum europäischen
Copernicus-Programm. Über ihre optischen Systeme erfassen die
Sentinel-3-Satelliten die Erdoberfläche mit einer Bodenauflösung von etwa 300
Metern. Die Satelliten überqueren auf ihren polaren Umlaufbahnen in etwa 800
Kilometern Höhe Europa jeden Tag. Auch mit den amerikanischen Satelliten
Aqua und Terra (Flughöhe rund 700 Kilometer) können Waldbrände
mehrmals am Tag beobachtet werden. Sie senden täglich ihre Daten, sobald sie die
DLR-Empfangsstationen in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) oder
Oberpfaffenhofen (Bayern) überfliegen. Die Ergebnisse sind schon etwa 20 Minuten
nach dem Satellitenüberflug verfügbar.
Um die Qualität der Aussagen zu verbessern, werden die Daten über mehrere
Tage hinweg kontinuierlich verfeinert. Das heißt, die Daten werden nachträglich
noch einmal abgeglichen, neu berechnet und überprüft. Das läuft ebenfalls
automatisch. Die Nachprozessierung ist wichtig, weil Satelliten mit optischen
Instrumenten – anders als etwa Radarsatelliten – nicht durch eine Wolkendecke
schauen können.
Die DLR-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben alle Brände in Europa
seit 2016 analysiert. Die Karten zeigen, dass viele Brände – vor allem in Süd-
und Osteuropa – nicht im Wald, sondern auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
vorkommen. Im vergangenen Jahr wurden zum Beispiel Brände mit einer
Größenordnung von 3,7 Millionen Hektar erkannt. Davon handelte es sich bei rund
1 Million Hektar um Waldbrände. 2017 war das Jahr mit den stärksten Bränden im
Beobachtungszeitraum: 5,2 Millionen Hektar standen in Flammen, davon entfielen
1,3 Millionen Hektar auf Wälder.
"Besonders betroffen war in dem Jahr Portugal, wo sich Waldbrände auf 3,8
Prozent der gesamten Landesfläche ausdehnten", sagt Dr. Michael Nolde von der
DFD-Abteilung "Georisiken und zivile Sicherheit", der die Auswertung der Daten
leitet. In der Abteilung werden Informationsprodukte aus Erdbeobachtungsdaten
entwickelt. Die Forschenden integrieren die Informationsprodukte in
Systemlösungen und betreiben entsprechende Services. Ein Schwerpunkt liegt auf
der Unterstützung von Maßnahmen bei Umwelt- und Naturgefahren, bei humanitären
Krisensituationen sowie zu Fragen der zivilen Sicherheit.
Die thematischen Services stellen aktuelle krisenrelevante Informationen
bereit, die für die unmittelbare Krisenreaktion und Notfallkartierung benötigt
werden. Außerdem werden sie für die Katastrophenvorsorge und Abschätzung von
Georisiken, für die Frühwarnung bei Naturgefahren und technischen Unfällen sowie
für Wiederaufbaumaßnahmen verwendet. Die Arbeiten sind in nationale, europäische
und internationale Kooperationen eingebunden. Das Zentrum für
Satellitengestützte Kriseninformation (ZKI) ist eine Einrichtung im DFD.
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