Waldbrände mit Kleinsatelliten entdecken
Redaktion
/ Pressemitteilung der Technischen Universität München astronews.com
25. Oktober 2021
Ein kleines Start-up-Unternehmen, das an der Technischen Universität München gegründet
wurde, plant eine Flotte von Kleinsatelliten ins All zu
bringen, die mithilfe von Infrarotkameras Temperatur-Anomalien mit
hoher zeitlicher und örtlicher Auflösung aufspüren. Mit den Daten wollen die
jungen Unternehmer künftig Waldbrände schnell lokalisieren und deren Ausbreitung
in Echtzeit verfolgen.
Waldbrände lassen sich aus dem Erdorbit
erkennen - diese Aufnahme des NASA-Satelliten
Aqua zeigt Waldbrände im Westen der USA im
September 2020.
Bild: NASA [Großansicht] |
Weltweit häufen sich die Wetterextreme: Auch in den höheren Breiten, wo
Hitze- und Dürreperioden bisher selten waren, steigt die Waldbrandgefahr.
Trockenheit und Wind sorgen dafür, dass sich die Brände schnell ausbreiten und
außer Kontrolle geraten. Wald- und Buschbrände können nicht nur die Vegetation
zerstören, sondern befeuern auch den Klimawandel.
"Wenn wir Wald- und
Buschbrände bekämpfen, illegale Brandrodungen stoppen und damit auch die
CO2-Emission reduzieren wollen, brauchen wir ein globales Frühwarnsystem", sagt
Thomas Grübler, einer der Gründer des Start-ups OroraTech. Momentan dauere es
mehrere Stunden, oft sogar Tage, bis ein Brandherd durch Menschen vor Ort,
Flugzeuge oder Drohnen identifiziert und gemeldet wird. Ein Feuer kann sich in
dieser Zeit schon weit ausgebreitet haben. "Mit Satelliten lassen sich Brände
früher detektieren und genauer beobachten. Mit hilfe dieser Informationen können
Einsatzkräfte vor Ort Brände schneller und gezielter bekämpfen", ergänzt
Grübler.
Vor drei Jahren hat er, zusammen mit
Björn Stoffers, Rupert Amann und Florian Mauracher die OroraTech GmbH gegründet,
um ein satellitengestütztes Frühwarnsystem für Busch- und Waldbrände aufzubauen.
Drei der vier Jungunternehmer hatten bereits an der Technischen Universität
München (TUM) gemeinsam in der
studentischen Forschungsgruppe WARR – die Abkürzung für "Wissenschaftliche
Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt" – kleine Satelliten
entwickelt und gebaut. Grübler sammelte bereits erste Erfahrungen in
unternehmerischem Denken und Handeln durch seine Teilnahme am "Manage and
More"-Programm.
Die Gründung des Start-ups wurde unterstützt durch die TUM Gründungsberatung und UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung an
der TUM. Zusätzlich erhielten die Gründer ein EXIST-Stipendium, finanziert durch
das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie den Europäischen
Sozialfond. Als Mentoren standen ihnen Prof. Alexander Koch vom Lehrstuhl für
Messsystem- und Sensortechnik sowie Prof. Ulrich Walter vom Lehrstuhl für
Raumfahrttechnik zur Seite.
Mittlerweile ist das OroraTech-Team auf über 50
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Die Entwicklung einer
Waldbrand-Warn-App, die für jeden beliebigen Ort der Welt die Wärme-Messungen
von Satelliten mit lokalen Wetterwerten oder Kamerasystemen kombiniert, nach
Brandherden sucht und auf Wunsch Warnmeldungen an die Nutzer schickt, ist
abgeschlossen. Die Plattform wird bereits von Kunden auf der ganzen Welt
genutzt: darunter Feuerwehren und Behörden in Kanada und Australien,
Waldbesitzer in Chile und Brasilien sowie Versicherungen und NGOs. Künftig
sollen auch Stadtplanerinnen und -planer die App nutzen können, um
beispielsweise besonders erhitzte Regionen in den Ballungsgebieten zu
lokalisieren und die Daten mit Archiven zu vergleichen.
Noch verwenden die Algorithmen, die der Auswertungen
zugrunde liegen, Daten, welche die großen Erdbeobachtungssatelliten –
beispielsweise der ESA und der NASA – liefern. "Diese Wissenschaftssatelliten
sind allerdings so platziert, dass eine Beobachtungslücke am Nachmittag
entsteht, genau zu der Zeit, in der die Waldbrandgefahr besonders hoch ist.
Diese Lücke können wir mit kleinen Satelliten, die neue Orbitebenen abdecken,
schließen und so die zeitliche Auflösung verbessern", erläutert Dr. Martin
Langer, TUM-Alumnus und Leiter der Technikentwicklung bei OroraTech.
Die nicht
einmal vier Kilo schweren Kleinsatelliten für die Detektion von Waldbränden
werden jetzt im Münchner Labor des Unternehmens gebaut. Jeder wird ausgerüstet
mit einer thermischen Infrarotkamera. Der erste Satellit soll Anfang 2022
starten.
Noch im selben Jahr soll mindestens ein weiterer folgen. Die Finanzierung dafür
steht: 5,8 Millionen Euro Wagniskapital haben die Firmengründer eingeworben.
"Wenn alles klappt wie geplant, können wir innerhalb der nächsten zwei Jahre mit
14 Kleinsatelliten die Beobachtungslücke der großen Erdbeobachtungssatelliten
schließen. Das wäre ein großer Fortschritt für unsere Kunden, und von dort
können wir das System auf 30 bis 60 Minuten Vorwarnzeit skalieren", resümiert
Langer.
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