Zwei Supererden um nahen Stern HD 260655
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Exzellenzclusters Origins astronews.com
16. Juni 2022
Einen Umkreis von etwa 33 Lichtjahren, entsprechend zehn
Parsec, zählt man in der Astronomie zu unserer Nachbarschaft. Über 400 Sterne
hat man hier inzwischen entdeckt und auch zahlreiche Planeten. Jetzt kommen zwei
neue Supererden im viertnächsten Sternsystem hinzu. Aufgespürt wurden sie mit
dem NASA-Satelliten TESS. Leben dürfte es auf den Welten allerdings eher nicht
geben.
Künstlerische Darstellung der zwei
Gesteinsplaneten HD 260655 b und HD 260655 c.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Mithilfe des Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS) der
amerikanischen Weltraumbehörde NASA entdeckten die Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler die zwei Geschwisterplaneten HD 260655 b und HD 260655 c, die
den nur 33 Lichtjahre entfernten, hellen, roten Zwergstern HD 260655 umkreisen.
TESS findet Exoplaneten, indem es nach sogenannten Transits Ausschau hält.
Dieser winzige Abfall des Sternlichts, wenn ein Planet vor seinem Stern
vorbeizieht, gibt Aufschluss über den Durchmesser des Planeten.
Die Forschenden nutzten zudem auch Daten von bodengestützten Spektrographen,
wie CARMENES am 3,5-Meter-Teleskop auf dem Calar Alto in Spanien, um die
Existenz der beiden neuen Planeten zu bestätigen. Diese Teleskope messen das
"Wackeln" eines Sterns, welches durch die Gravitationskräfte der ihn
umkreisenden Planeten verursacht wird, und aus dem sich die Masse der Planeten
errechnen lässt.
Aus der Kombination der Messungen konnte das Team die Dichte der beiden
Planeten bestimmen und bestätigten somit, dass es sich um felsige Welten
handelt, die nur geringfügig größer und massereicher als die Erde sind. Planet b
ist etwa 1,2-mal und Planet c 1,5-mal so groß wie die Erde. Allerdings ist es
eher unwahrscheinlich, dass die beiden Welten Leben beherbergen, da sie beide
viel zu heiß sind: Die Temperatur auf Planet b, der HD 260655 am nächsten ist,
wird auf 435 °C geschätzt, auf Planet c dürften es immerhin noch 284 °C sein.
Die Messungen deuten zudem darauf hin, dass die Planeten keine ausgedehnten
Wasserstoffatmosphären besitzen.
"Die von uns neu entdeckten Planeten sind aufgrund der relativ hohen
scheinbaren Helligkeit des Wirtssterns hervorragende Ziele für weitere
atmosphärische Studien", erläutert Dr. Karan Molaverdikhani von der
Universitätssternwarte der Ludwig-Maximilians-Universität München, der zum
Entdeckerteam gehörte. "Mit 33 Lichtjahren sind die Planeten uns relativ nah.
Ihr Stern ist zwar kleiner als unsere Sonne, aber einer der hellsten seiner
Klasse."
Diese und andere Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass das
James-Webb-Weltraumteleskop und vielleicht sogar das Hubble-Weltraumteleskop
Licht des Sterns einfangen können, welches durch die Atmosphären dieser Planeten
scheint. Spektroskopische Untersuchungen werden es dem Wissenschaftsteam dann
ermöglichen, Rückschlüsse auf die Zusammensetzung und Struktur ihrer Atmosphären
zu ziehen.
Über die Entdeckung berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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