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Einblick in die Sternentstehung in anderen Galaxien
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Astronomie astronews.com
20. Juli 2021
Neue Beobachtungen von nahen Galaxien, für die Daten des
Very Large Telescope der europäischen Südsternwarte ESO und des Atacama
Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) kombiniert wurden, zeigen ein
regelrechtes Feuerwerk aus Sternentstehung in nahegelegenen Galaxien. Die
Forschenden hoffen so, mehr über den Prozess der Entstehung neuer Sterne zu
erfahren.
Dieses Bild kombiniert Beobachtungen der
nahen Galaxien NGC 1300, NGC 1087, NGC 3627
(oben, von links nach rechts), NGC 4254 und NGC
4303 (unten, von links nach rechts), die mit dem
Multi-Unit Spectroscopic Explorer (MUSE) am Very
Large Telescope (VLT) der ESO aufgenommen wurden.
Jedes einzelne Bild ist eine Kombination von
Beobachtungen, die bei verschiedenen Wellenlängen
des Lichts durchgeführt wurden, um stellare
Populationen und warmes Gas abzubilden. Das
goldene Leuchten entspricht hauptsächlich Wolken
aus ionisiertem Wasserstoff-, Sauerstoff- und
Schwefelgas, die das Vorhandensein von neu
geborenen Sternen markieren, während die
bläulichen Regionen im Hintergrund die Verteilung
von etwas älteren Sternen zeigen.
Bild: ESO/PHANGS [Großansicht] |
Zwar weiß die Astronomie, dass Sterne in Gaswolken geboren werden, aber was
die Sternentstehung auslöst und wie Galaxien als Ganzes dabei mitspielen, bleibt
ein Rätsel. Um diesen Prozess zu verstehen, hat ein Forschungsteam verschiedene
nahegelegene Galaxien mit leistungsstarken boden- und weltraumgestützten
Teleskopen beobachtet und die verschiedenen galaktischen Regionen, die an der
Sternentstehung beteiligt sind, untersucht.
"Zum ersten Mal lösen wir einzelne Sternentstehungsgebiete mit einer großen
Vielfalt an Regionen und Umgebungen in einer Auswahl von Galaxien auf, die die
verschiedenen Varianten gut repräsentiert", sagt Eric Emsellem, Astronom bei der
europäischen Südsternwarte ESO in Deutschland und an der Universität im
französischen Lyon. Er leitete Beobachtungen, die am Very Large Telescope
(VLT) der ESO im Rahmen des PHANGS-Projekts (Physics at High Angular Resolution
in Nearby GalaxieS) durchgeführt wurden. "Wir können das Gas, aus dem die Sterne
entstehen, direkt beobachten. Wir sehen die jungen Sterne selbst, und wir werden
Zeuge ihrer Entwicklung im Verlauf verschiedener Phasen."
Emsellem und sein Team haben nun ihren neuesten Satz von galaktischen
Aufnahmen veröffentlicht, die mit dem Instrument MUSE (Multi-Unit Spectroscopic
Explorer) am VLT aufgenommen wurden. Sie nutzten MUSE, um neugeborene Sterne und
das warme Gas um sie herum aufzuspüren, das von den Sternen beleuchtet und
aufgeheizt wird und als deutlicher Hinweis auf die ablaufende Sternentstehung
gilt. Die PHANGS-Kollaboration unter der Leitung von Eva Schinnerer vom
Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) kombinierte diese neuen Bilder mit
Beobachtungen der gleichen Galaxien, die mit dem Atacama Large
Millimeter/submillimeter Array (ALMA) aufgenommen und Anfang dieses Jahres
veröffentlicht wurden.
Der Radioteleskopverbund ALMA, der sich ebenfalls in Chile befindet, ist
besonders gut geeignet, um kalte Gaswolken zu kartieren, also diejenigen Objekte
in Galaxien, die das Rohmaterial liefern, aus dem Sterne entstehen. MUSE und
ALMA ergänzen sich bei der Identifizierung und Untersuchung der
Sternentstehungsgebiete im Inneren der beobachteten Galaxien. "Durch die
Kombination von MUSE- und ALMA-Bildern können wir untersuchen, wie frühere
Sterngenerationen den Prozess der Bildung einer neuen Sternenpopulation
beeinflussen", erläutert Ismael Pessa, Doktorand am MPIA, der im PHANGS-Projekt
arbeitet. "Das hilft uns, besser zu verstehen, was die Geburt neuer Sterne
auslöst, verstärkt oder bremst."
Die resultierenden Bilder sind beeindruckend und bieten einen farbenfrohen
Einblick in stellare Kinderstuben in unseren Nachbargalaxien. "Es gibt viele
Rätsel, die wir entschlüsseln wollen", sagt Kathryn Kreckel von der Universität
Heidelberg und Mitarbeiterin im PHANGS-Team. "Werden Sterne häufiger in
bestimmten Regionen ihrer Wirtsgalaxien geboren? Und falls ja, warum? Und
nachdem Sterne geboren wurden, wie beeinflusst ihre Entwicklung die Bildung
neuer Generationen von Sternen?"
Diese Fragen können die Astronomen nun dank der Fülle an MUSE- und
ALMA-Daten, die das PHANGS-Team gesammelt hat, beantworten. MUSE produziert für
jede einzelne Position innerhalb seines Sichtfelds Spektren - die "Strichcodes",
die Astronomen scannen, um die Eigenschaften und die Charakteristik von
kosmischen Objekten zu bestimmen – und liefert damit viel reichhaltigere
Informationen als bisherige Instrumente. Für das PHANGS-Projekt beobachtete MUSE
30.000 Nebel aus warmem Gas und sammelte etwa 15 Millionen Spektren von
verschiedenen galaktischen Regionen. Die ALMA-Beobachtungen wiederum
ermöglichten es den Astronomen, etwa 100.000 kalte Gaswolken in 90 nahen
Galaxien zu kartieren und so einen beispiellos detaillierten Atlas der stellaren
Keimzellen im nahen Universum zu erstellen.
Neben ALMA und MUSE sind am PHANGS-Projekt auch Beobachtungen des
Weltraumteleskops Hubble beteiligt. Die verschiedenen Observatorien
wurden so ausgewählt, dass das Team unsere galaktischen Nachbarn bei
unterschiedlichen Wellenlängen (sichtbar, nahes Infrarot und Radio)
durchleuchten kann. Jeder Wellenlängenbereich betrachtet unterschiedliche Teile
der beobachteten Galaxien. Ihre Kombination erlaubt es den Forschern, die
verschiedenen Stadien der Sternentstehung zu untersuchen – von der Entstehung
der stellaren Geburtsstätten über den Beginn der Sternentstehung selbst bis hin
zu der Frage, wie die neu geborenen Sterne schließlich ihre Brutstätten
zerstören.
PHANGS bietet zum ersten Mal die Möglichkeit, ein solch komplettes Bild zu
entwickeln, indem es Ansichten liefert, die scharf genug sind, um die einzelnen
Wolken, Sterne und Nebel sichtbar zu machen, die die Kreißsäle der Sterne
darstellen. "Die scharfen MUSE-Bilder beispielsweise zeigen den Einfluss der neu
entstehenden Sterne auf das sie umgebende Material. Ein solch genauer Blick
hilft uns zu verstehen, wie Sterne ihre Umgebung beeinflussen, z. B. durch
Sternwinde", sagt Francesco Santoro vom MPIA. "Wir wollen vor allem untersuchen,
wie solche Wechselwirkungen zum Kreislauf des Gases im interstellaren Medium,
dem Rohmaterial der Sterne, beitragen und wie sie zukünftige Generationen von
Sternen beeinflussen."
Es bleibt allerdings noch einiges zu tun, auch für die nächste
Teleskopgeneration: "So erstaunlich PHANGS auch ist, die Auflösung der Karten,
die wir erstellen, reicht gerade aus, um einzelne Sternentstehungswolken zu
identifizieren und zu trennen. Aber sie ist immer noch nicht gut genug, um zu
erkennen, was in ihrem Inneren im Detail passiert", betont Schinnerer. "Neue
Beobachtungsansätze von unserem Team und anderen verschieben die Grenzen des
Machbaren in diese Richtung, so dass wir noch Jahrzehnte spannender Entdeckungen
vor uns haben."
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