Planet um Proxima Centauri bestätigt
von
Stefan Deiters astronews.com
29. Mai 2020
Mithilfe des Spektrografen ESPRESSO am Very Large Telescope
der europäischen Südsternwarte ESO in Chile wurde nun die Existenz eines
erdgroßen Planeten um den sonnennächsten Stern Proxima Centauri bestätigt. Die
entsprechenden Messungen waren drei Mal genauer als bei früheren Beobachtungen.
Ob der Planet um den Zwergstern allerdings lebensfreundlich ist, bleibt weiter
offen.
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Wie es auf dem Planeten Proxima Centauri B aussieht, weiß man
noch immer nicht (hier eine künstlerische Darstellung). Seine
Existenz wurde aber durch neue Messungen bestätigt.
Bild: ESO/M. Kornmesser [Großansicht] |
Proxima Centauri ist mit einer Entfernung von nur 4,2 Lichtjahren der
nächstgelegene Stern außerhalb unseres Sonnensystems. Vor knapp vier Jahren entdeckte
man um den Zwergstern Hinweise auf einen erdgroßen Planeten. Dies gelang
mit dem Instrument HARPS, einem Spektrografen, der an eines der Teleskope am La Silla Observatorium der europäischen Südsternwarte ESO montiert ist. Im Spektrum
des Sterns hatte man Anzeichen dafür gefunden, dass der Zwergstern ein
charakteristisches "Wackeln" zeigt, das durch einen umlaufenden Planeten erklärt
werden kann.
Mit ESPRESSO (was für "Echelle SPectrograph for Rocky Exoplanets and
Stable Spectroscopic Observations" steht) wurde inzwischen ein
Nachfolger von HARPS entwickelt, der am Very Large Telescope der ESO montiert
ist. Er soll deutlich präzisere Messungen erlauben als
HAPRS. Dies bestätigten nun die neuen Beobachtungen von Proxima Centauri: Die Messungen der Radialgeschwindigkeit
unseres stellaren Nachbarn
mit ESPRESSO waren drei Mal genauer als mit HARPS.
"Wir waren schon mit der Leistung von HARPS sehr glücklich, dem wir Hunderte
von Exoplanetenentdeckungen in den vergangenen 17 Jahren verdanken",
unterstreicht Francesco Pepe von der Universität Genf. "Wir freuen uns, dass
ESPRESSO nun noch bessere Messungen liefert. Es ist eine schöne Belohnung für
die Teamarbeit von fast zehn Jahren."
"Die Bestätigung der Existenz von Proxima b war eine bedeutende Aufgabe, denn
dies ist einer der spannendsten Planeten in der Nachbarschaft der Sonne",
unterstreicht Alejandro Suarez Mascareño. Dank der ESPRESSO-Daten wüsste man
nun, dass der Planet mindestens eine Masse von 1,17 Erdmassen aufweisen muss und
seine Sonne in 11,2 Tagen umrundet. Bislang war man noch von einer Masse von 1,3
Erdmassen ausgegangen.
Doch auch die neuen Beobachtungen werden eine Frage nicht klären können: Ist
es auf Proxima Centauri b lebensfreundlich? Grundsätzlich könnte dies der Fall
sein, handelt es sich bei Proxima Centauri doch um einen Zwergstern, der sehr
viel lichtschwächer ist als die Sonne. So könnten - trotz des geringen Abstands
des Planeten von Proxima Centauri - auf der Oberfläche von Proxima b trotzdem Temperaturen herrschen, die die Existenz von
flüssigem Wasser möglich machen würden.
Doch selbst wenn es Wasser auf Proxima b geben würde, muss die Welt nicht
lebensfreundlich sein: Die Nähe zu seiner Sonne sorgt nämlich für eine deutlich
höhere Strahlenbelastung, die ohne eine ausreichend schützende Atmosphäre tödlich für alles
Leben wäre. Die Frage nach den Umweltbedingungen auf dem Planeten in unserer
unmittelbaren Nachbarschaft bleibt also weiter unbeantwortet.
In den ESPRESSO-Daten fand das Team noch ein zweites Signal, das sie
sich bislang nicht erklären können. Möglicherweise handelt es sich um einen
zweiten Planeten in dem System, der dann nur etwa ein Drittel der Masse der Erde
hätte. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, wäre diese Welt der kleinste
Planet, der mit der Radialgeschwindigkeitsmethode aufgespürt worden ist.
Über ihre Beobachtungen berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen ist.
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