Zwei Staubgürtel um Proxima Centauri
von Stefan Deiters astronews.com
3. November 2017
Astronomen haben mithilfe des Radioteleskopverbunds ALMA
Hinweise auf zwei Staubgürtel um den sonnennächsten Stern Proxima
Centauri entdeckt. Um den roten Zwergstern war im vergangenen Jahr ein
Gesteinsplanet nachgewiesen worden. Der jetzige Fund könnte
bedeuten, dass um unseren Nachbarn ein richtiges Planetensystem existiert.

So könnten die beiden Staubgürtel um Proxima
Centauri aussehen.
Bild: ESO/M. Kornmesser [Großansicht] |
Der Stern Proxima Centauri ist der unserer Sonne am nächsten gelegene Stern
und schon deswegen für Astronomen von besonderem Interesse. Der rote Zwergstern,
der eine deutlich geringere Masse und Helligkeit als unsere Sonne besitzt,
ist wenig mehr als vier Lichtjahre von uns entfernt. Im vergangenen Jahr wurde um Proxima Centauri ein
etwa erdgroßer Planet entdeckt (astronews.com berichtete). Seitdem bemühen sich Astronomen
herauszufinden, ob es um den Stern mehr gibt, als nur diesen einen Planeten.
Dank Beobachtungen mit dem Teleskopverbund ALMA in der chilenischen
Atacamawüste gibt es dabei nun einen ersten Erfolg: Die Astronomen entdeckten
kalten Staub rund um den Stern. "Der Staub um Proxima ist von Bedeutung, da es
nach der Entdeckung des Gesteinsplaneten Proxima b der erste Hinweis darauf ist,
dass es um den sonnennächsten Stern nicht nur einen einzigen Planeten, sondern
ein ganzes Planetensystem gibt", so Guillem Anglada vom Instituto de
Astrofísica de Andalucía im spanischen Granada.
Staubgürtel in Planetensystemen bestehen in der Regel aus Material, das nicht
für die Bildung größerer Objekte wie Planeten oder Asteroiden verwendet wurde.
Bei den Teilchen in diesen Gürteln handelt es sich oft um winzige Staubkörner;
es können aber auch Brocken von der Größe eines Asteroiden darunter sein. Da Proxima Centauri ein
verhältnismäßig alter Stern ist, dürfte der Staub in etwa dem Staub gleichen,
der sich auch im Asteroidengürtel oder im Kuipergürtel unseres Sonnensystems
findet. Dieser Staub sorgt bei uns beispielsweise für das sogenannte
Zodiakallicht.
Der Staub um Proxima Centauri befindet sich in einem Gürtel in einigen
hundert Millionen Kilometern Entfernung vom Stern. Die Gesamtmasse des Staubs
schätzen die Astronomen auf etwa ein Hundertstel der Erdmasse. Die Temperatur
des Gürtels dürfte bei ungefähr minus 230 Grad Celsius liegen, was etwa der
Temperatur im Kuipergürtel entspricht.
Die Astronomen fanden außerdem Hinweise auf einen zweiten Staubgürtel in noch
größerer Entfernung von Proxima Centauri, der entsprechend noch kälter sein
müsste. Der Planet Proxima Centauri b ist nur etwa vier Millionen Kilometer vom
Zentralstern entfernt und liegt damit deutlich innerhalb der beiden Gürtel.
"Dieses Ergebnis legt nahe, dass Proxima Centauri ein Mehrfachplanetensystem
haben könnte, das in der Vergangenheit viele Wechselwirkungen erfuhr, durch die
sich ein Staubgürtel bildete", so Anglada. "Weitere Untersuchungen könnten
Informationen liefern, die etwas über die Position dieser bislang unentdeckten
Planeten verraten."
"Diese ersten Ergebnisse zeigen, dass ALMA Staubstrukturen erkennen kann, die
Proxima umgeben", ergänzt Kollege Pedro Amado. "Weitere Beobachtungen werden uns
ein detaillierteres Bild von Proximas Planetensystem liefern. Zusammen mit der
Erforschung protoplanetarer Scheiben um junge Sterne, werden wir viele Prozesse,
die zur Entstehung der Erde und des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren
geführt haben, enthüllen können. Was wir im Moment sehen, ist nur ein
Appetithappen im Vergleich zu dem, was noch kommen wird!"
Über ihre Beobachtungen berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in
der Zeitschrift Astrophysical Journal Letters erscheinen wird.
|