Planetensuche um drei nahe Sterne
von Stefan Deiters astronews.com
20. Juni 2017
Im Rahmen des Projekts Pale Red Dot wurde im vergangenen
Jahr ein erster Planet um unseren Nachbarstern Proxima Centauri entdeckt. Mit dem Projekt
Red
Dots soll die Suche nun fortgesetzt und auch nach Planeten um Barnards
Pfeilstern und Ross 154 gefahndet werden. Die Öffentlichkeit kann dabei die
Suche in allen Phasen praktisch in Echtzeit verfolgen.
Im Rahmen der Kampagne Red Dots soll nach
Planeten um drei sonnennahe Sterne gesucht
werden.
Bild: ESO/Red Dots [Großansicht] |
Das Team hinter der Kampagne Pale Red Dot, in deren Rahmen im vergangenen
Jahr ein Planet um den sonnennächsten Stern Proxima Centauri entdeckt wurde (astronews.com
berichtete), macht weiter: Mithilfe des High Accuracy Radial velocity
Planet Searcher (HARPS), der am 3,6-Meter-Teleskop der europäischen
Südsternwarte ESO in La Silla montiert ist, soll nach weiteren Planeten um
Proxima Centauri, aber auch um Welten um die Sterne Bernards Pfeilstern und Ross 154
gesucht werden.
Mit HARPS wurden schon unzählige extrasolare Planeten aufgespürt. Es handelt
sich bei dem Instrument um einen extrem empfindlichen Spektrografen. Mit diesem
können die Astronomen das leichte Wackeln eines Sterns feststellen, das
entsteht, wenn ein Planet um den Stern umläuft. Ergänzt werden sollen die Daten
durch Beobachtungen von zahlreichen anderen Instrumenten rund um den Globus über
rund 90 Tage. Die photometrischen Beobachtungen, also die Überwachung der
Helligkeit von Sternen, begannen dazu bereits am 15. Juni, die
spektrographischen Beobachtungen sollen morgen beginnen.
Um Proxima Centauri, mit nur 4,2 Lichtjahren Entfernung von der Erde der
sonnennächste Stern, vermuten die Astronomen noch weitere Planeten, vielleicht
auch Planeten, die der Erde etwas ähnlicher sind, als die Welt, die um Proxima
Centauri bereits nachgewiesen wurde. Die Planeten um Proxima Centauri wären die
für uns am besten zu erreichenden Welten um andere Sonnen.
Barnards Pfeilstern ist ein weiterer Nachbar der Sonne und nur rund sechs
Lichtjahre entfernt. Auch bei ihm handelt es sich um einen massearmen Roten
Zwerg. Er ist nach den Sternen des Alpha-Centauri-Systems der viertnächste
Stern zur Sonne und liegt im Sternbild Schlangenträger. Er ist vor allem wegen
seiner hohen Eigengeschwindigkeit am Himmel bekannt, die ihm die Bezeichnung
"Pfeilstern" einbrachte. Bei Ross 154 handelt es sich um einen weiteren
Zwergstern in 9,7 Lichtjahren Entfernung.
Während bei Pale Red Dot zwar die Methoden und verschiedenen Schritte
der Suche öffentlich
zu verfolgen waren, wurden die Ergebnisse jedoch erst präsentiert, als sie ein
Gutachterverfahren durchlaufen hatten. Bei Red Dots soll das nun anders sein: Es
ist geplant, dass die Öffentlichkeit alle Beobachtungsdaten, die Ergebnisse der
Analysen und die Diskussionen in Echtzeit verfolgen kann. Die offizielle
Bekanntgabe von im Rahmen des Projekts entdeckten Planeten wird allerdings wieder
erst nach Durchlaufen eines Gutachterprozesses erfolgen.
Über die Fortschritte kann sich jede über eine eigens eingerichtete Website
informieren. Auch auf Facebook und Twitter ist Red Dots aktiv. In die
Überwachung der drei Sterne soll auch die American Association of Variable Star
Observers mit einbezogen werden. Hier geht es insbesondere darum, die Aktivität
der Zwergsterne zu überwachen, hauptsächlich den Stern Ross 154.
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