Verschwommenes Bild, glückliches Team
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
10. Februar 2020
Das Team des Weltraumteleskops CHEOPS freut sich über einen
weiteren Erfolg bei der Inbetriebnahme des Satelliten: Kürzlich machte das
Teleskop die ersten Bilder. Was im Anschluss dann auf den Bildschirmen der
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erschien, war besser als es das Team
erwartet hatte. Nur scharf war die Aufnahme nicht - doch das war genauso
geplant.
Erstes Bild des als Ziel für CHEOPS
gewählten Sterns im Sternbild Krebs nach dem
Öffnen der Abdeckung. Durch die gewollte
Defokussierung erreicht CHEOPS eine bessere
photometrische Präzision.
Bild: ESA / Airbus / CHEOPS Mission
Consortium [Großansicht] |
Die Spannung war groß: Vor einem Bildschirm in einem Haus unweit von Madrid,
wo Mitglieder des Konsortiums wohnen, die an der Inbetriebnahme des
CHEOPS-Satelliten beteiligt waren, sowie in den anderen an der CHEOPS-Mission
beteiligten Instituten, wartete das Team auf die ersten Bilder des
Weltraumteleskops. "Die ersten Bilder, die gleich erscheinen sollten, waren für
uns entscheidend, um beurteilen zu können, ob die Optik des Teleskops den
Raketenstart heil überstanden hatte", erklärt Willy Benz, Astrophysikprofessor
an der Universität Bern und Hauptverantwortlicher des CHEOPS-Konsortiums. "Als
die ersten Bilder eines Sternenfelds auf dem Bildschirm erschienen, war allen
sofort klar: Das Teleskop funktioniert", freut sich Benz. Nun gelte es
herauszufinden, wie gut es funktioniert.
Eine erste Analyse hat ergeben, dass die Bilder von CHEOPS noch besser sind
als erwartet. Besser bedeutet im Fall von CHEOPS aber nicht schärfer, weil das
Teleskop absichtlich defokussiert eingestellt wurde. Das eingehende Licht wird
so über viele Pixel verteilt. Das sorgt dafür, dass etwa das Zittern der
Raumsonde auf den Bildern "geglättet" und die photometrische Präzision erhöht
wird. "Die gute Nachricht ist, dass die empfangenen, unscharfen Bilder noch
glatter und symmetrischer sind, als wir aufgrund von Messungen im Labor erwartet
haben", sagt Benz.
Eine hohe Präzision wird es CHEOPS erlauben, kleine Veränderungen in der
Helligkeit von Sternen außerhalb unseres Sonnensystems zu beobachten, die durch
den Transit eines Exoplaneten vor dem Stern verursacht werden. Da diese
Helligkeitsänderungen proportional sind zur Oberfläche des Transitplaneten, wird
CHEOPS die Größe der Planeten messen können. "Für das Team sind diese ersten
vielversprechenden Analysen eine große Erleichterung und auch ein Auftrieb", so
Benz weiter.
In den nächsten zwei Monaten wird die Funktion von CHEOPS weiter getestet.
"Wir werden viele weitere Bilder detailliert analysieren, um den Grad an
Genauigkeit zu bestimmen, den CHEOPS in den verschiedenen Aspekten des
Wissenschaftsprogramms erreichen kann", sagt David Ehrenreich,
CHEOPS-Projektwissenschaftler an der Universität Genf. "Die bisherigen
Ergebnisse lassen viel Gutes erahnen", so Ehrenreich.
Die CHEOPS-Mission (CHEOPS steht für CHaracterising ExOPlanet Satellite) ist
die erste der neu geschaffenen S-Klasse-Missionen der ESA mit einem ESA-Budget
unter 50 Millionen Euro und widmet sich der Charakterisierung von Exoplaneten-Transiten.
CHEOPS wird hochpräzise Messungen von Sternen vornehmen, und kleine
Veränderungen in ihrer Helligkeit beobachten, die durch den Transit eines
Planeten vor dem Stern verursacht werden.
CHEOPS wurde im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der ESA und der Schweiz
entwickelt. Unter der Leitung der Universität Bern und der ESA war ein
Konsortium mit mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,
Ingenieurinnen und Ingenieuren aus elf europäischen Nationen während fünf Jahren
am Bau des Satelliten beteiligt.
CHEOPS hatte am 18. Dezember 2019 an Bord einer Sojus-Fregat-Rakete
vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou, Französisch-Guyana, seine Reise ins
Weltall angetreten. Seither umkreist CHEOPS die Erde innerhalb von ungefähr
anderthalb Stunden in einer Höhe von 700 Kilometern entlang der Tag-Nacht-Grenze.
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