Bald erster Blick auf ferne Sterne
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
30. Januar 2020
Erfolgsmeldung aus dem Erdorbit: Beim Weltraumteleskop
CHEOPS, mit dem bereits bekannte Exoplanetensysteme gründlicher untersucht werden
sollen, wurde gestern erfolgreich die Teleskopabdeckung geöffnet. In den
kommenden Wochen stehen nun umfangreiche Kalibrierungen an, bevor die
eigentliche Mission des Teleskops beginnen kann.
Künstlerische Darstellung von CHEOPS im
Erdorbit mit geöffneter Teleskopabdeckung.
Bild: ESA / ATG medialab [Großansicht] |
"Kurz nach dem Start am 18. Dezember 2019 testeten wir bereits die
Kommunikation mit dem Satelliten, bevor wir dann am 8. Januar 2020 das
sogenannte 'commissioning' starteten, das heißt das Starten des Computers, das
Testen und die Inbetriebnahme aller Komponenten", erklärt Willy Benz,
Astrophysikprofessor an der Universität Bern und Hauptverantwortlicher des
CHEOPS-Konsortiums. Alle Tests seien hervorragend verlaufen. "Nun allerdings
fieberten wir dem nächsten entscheidenden Schritt entgegen: Dem Öffnen der
Abdeckung von CHEOPS", so Benz weiter.
Um 07.38 Uhr am Mittwoch, 29. Januar 2020 war es soweit: Vom Mission
Operation Center (MOC) am Instituto Nacional de Técnica Aeroespacial
(INTA) in der Nähe von Madrid in Spanien wurde das Kommando zum Öffnen der
Abdeckung an CHEOPS gefunkt. "Die Abdeckung wurde geöffnet, indem ein Element,
das die Abdeckung geschlossen hielt, mit Strom beheizt wurde. Die Wärme
verformte dieses Element und der Deckel sprang auf", erklärt Benz. "Dank den
Messungen der angebrachten Sensoren wussten wir innerhalb von Minuten, dass
alles wie gewünscht geklappt hat", so Benz weiter. Erste Bilder sollen in ein
bis zwei Wochen veröffentlicht werden
Mit dem erfolgreichen Öffnen der Abdeckung beginnt eine Reihe von neuen
Aktivitäten. "In den kommenden zwei Monaten werden viele Sterne mit und ohne
Planeten ins Visier genommen, um die Messgenauigkeit von CHEOPS unter
verschiedenen Bedingungen zu überprüfen", so Benz. Diese Aktivitäten sollen auch
dazu beitragen, alle Aspekte des Bodensegments – dem Science Operations
Center an der Sternwarte der Universität Genf – im Hinblick auf den Beginn
der regulären Wissenschaftsbetriebsphase zu trainieren.
"Die Rohdaten von CHEOPS werden in der sogenannten Datenreduktionspipeline
verarbeitet", so David Ehrenreich, CHEOPS-Projektwissenschaftler an der
Universität Genf. CHEOPS hat bereits Hunderte Bilder geliefert; diese waren
wegen der noch geschlossenen Abdeckung jedoch komplett schwarz, haben dem Team
aber geholfen, das Instrument zu kalibrieren. "Die vollständige Auswertung der
Fähigkeiten von CHEOPS und des Bodensegments wird einige Zeit in Anspruch
nehmen", so Ehrenreich. "Wir rechnen aber damit, dass wir die ersten Bilder
innerhalb von ein oder zwei Wochen analysieren und veröffentlichen werden
können."
Die CHEOPS-Mission (CHEOPS steht für CHaracterising ExOPlanet Satellite) ist
die erste der neu geschaffenen S-Klasse-Missionen der ESA, mit einem ESA-Budget
unter 50 Millionen Euro und widmet sich der Charakterisierung von Exoplaneten-Transiten.
CHEOPS wird hochpräzise Messungen von Sternen vornehmen und kleine Veränderungen
in ihrer Helligkeit beobachten, die durch den Transit eines Planeten vor dem
Stern verursacht werden.
CHEOPS wurde im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der ESA und der Schweiz
entwickelt. Unter der Leitung der Universität Bern und der ESA war ein
Konsortium mit mehr als hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,
Ingenieurinnen und Ingenieuren aus elf europäischen Nationen während fünf Jahren
am Bau des Satelliten beteiligt.
CHEOPS hat am Mittwoch, 18. Dezember 2019 an Bord einer Sojus-Fregat-Rakete
vom Europäischen Weltraumbahnhof Kourou, Französisch-Guyana, seine Reise ins
Weltall angetreten. Seither umkreist CHEOPS die Erde innerhalb von ungefähr
anderthalb Stunden in einer Höhe von 700 Kilometern entlang der Tag-Nacht-Grenze.
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