Die Geologie ferner Welten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Instituts für Weltraumforschung der ÖAW astronews.com
27. Dezember 2019
Ein internationales Team von Astronominnen und Astronomen
hat drei neue Planetensysteme um andere Sterne entdeckt, deren Untersuchung auch
Rückschlüsse auf die geologische Zusammensetzung der Planeten erlaubt. Es
handelt sich dabei um Systeme, bei denen der Planet den Zentralstern in äußerst
geringem Abstand umrundet, so dass er ständig Material verliert.
Planet DMPP-2b verliert Masse und erzeugt so
eine Gaswolke um seinen Stern.
Bild: Mark A. Garlick / markgarlick.com /
Haswell / Barnes / Staab [Großansicht] |
Vor mittlerweile fast zehn Jahren entdeckten Luca Fossati vom Grazer Institut
für Weltraumforschung (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
(ÖAW) und Carole Haswell von der britischen Open University eine große
Gaswolke, die das WASP-12-Planetensystem umgibt und aus jenem Material besteht,
das der Planet ständig verliert. Die beiden fanden auch Signaturen dieser Wolke
in bestimmten Merkmalen im Spektrum des Muttersterns.
Ein internationales Team, koordiniert von Haswell in Zusammenarbeit mit
Fossati, suchte daraufhin nach der Signatur einer ähnlichen Wolke in den
Spektren anderer Sterne, von denen man nicht wusste, ob sie Planeten haben.
Nachdem diese Sterne identifiziert worden waren, suchte das Team mithilfe der
Radialgeschwindigkeitsmethode und dem hochpräzisen Spektrografen HARPS auf dem
3,6 Meter großen Teleskop der Europäischen Südsternwarte in Chile nach Planeten.
Während der letzten drei Jahre wurde Daten gesammelt.
"Wir trauten unseren Augen nicht, als die Datensätze groß genug für eine
effiziente Suche nach Planeten waren", erinnert sich Fossati. Das Team entdeckte
insgesamt sechs neue Planeten um die Sterne DMPP-1, -2 und -3. Sie befinden sich
sehr nahe an den Muttersternen und werden auf Temperaturen von 1100 bis 1800
Grad Celsius aufgeheizt. Bei diesen Temperaturen können die Atmosphäre und sogar
die felsige Oberfläche des Planeten verlorengehen, und ein Teil dieses Materials
bildet eine dünne Gasschicht.
In weiteren Untersuchungen kann die chemische Zusammensetzung dieses
Gasmantels gemessen werden, wodurch die Gesteinsart auf der Planetenoberfläche
sichtbar wird. Diese Entdeckung könnte den Schlüssel zur Geologie von felsigen
Planeten außerhalb des Sonnensystems liefern. "Die noch erstaunlichere
Entdeckung ist, dass unsere Methode zur Suche nach Planeten zu einer
Trefferquote von fast 100% führt, wenn man berücksichtigt, wie viele Sterne
beobachtet wurden und wie viele sich als Planetenbegleiter herausstellten. Mit
anderen Worten: jeder Stern, dessen Spektrum auf das Vorhandensein eines
Gasmantels hinweist, beherbergt mindestens einen Planeten in seiner Nähe",
erklärt Fossati.
Dies sollte die Beziehungen zwischen Masse, Größe und Zusammensetzung von
Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems messbar machen und uns dabei
helfen herauszufinden, wie Planeten aufgebaut sind und ob unser eigener Planet
typisch ist.
Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in insgesamt drei Fachartikeln, die
in der Zeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht wurden.
|