Stern verdampft seinen Planeten
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bonn astronews.com
2. April 2013
Der Planet WASP-12b war Astronomen schon vor einigen Jahren
aufgefallen: Der ferne Gasriese umrundet seine Sonne nämlich in einem so
geringen Abstand, dass er von dieser vermutlich verspeist wird. Neue
Beobachtungen des fernen Systems zeigten nun, dass der Planet von einer extrem
weiten Gashülle umgeben ist.
Künstlerische Darstellung von WASP-12 und seinem
Planeten.
Bild: Ann Feild, STScI/NASA |
Der Planet mit dem Namen "WASP-12b", der immerhin fast anderthalb mal die
Größe von Jupiter hat, bewegt sich innerhalb von etwas mehr als einem Tag um
seinen Stern. "Das gesamte System befindet sich in einer Entfernung von 1.400
Lichtjahren von unserer Sonne", erläutert Dr. Luca Fossati vom Argelander-Institut
für Astronomie der Universität Bonn.
Schon vor drei Jahren hatte Fossatis Team eine ungewöhnliche Gaskonzentration
in der Nähe des Sterns entdeckt, deren Ursprung aber unbekannt war. Man
vermutete jedoch damals bereits, dass WASP-12b von einem Zentralstern quasi
verspeist wird (astronews.com berichtete). Die Analyse neuer Beobachtungen mit
verschiedenen Großteleskopen, darunter das Weltraumteleskop Hubble und das
Radioteleskop in Effelsberg, hat jetzt ergeben, dass es sich tatsächlich um eine Gaswolke um
den Planeten handelt.
Mit nur 4,5 Millionen Kilometern Entfernung bewegt sich der Planet WASP-12b
auf einer sehr engen Bahn um sein Zentralgestirn. Zum Vergleich: Der Abstand von
unserer Erde zu unserer Sonne beträgt dagegen fast 150 Millionen Kilometer. Der
extrem kleine Abstand zu seinem Stern hat für den Planeten dramatische Folgen:
"Er wird stark aufgeheizt, und sein Gas beginnt zu kochen", so Fossati. Aus
diesem Grunde bildet sich eine dreimal so große Gashülle, die dann von dem Stern
nach und nach aufgesaugt wird.
Die Analyse der Wissenschaftler hat außerdem gezeigt, dass solche
Planetendramen nicht selten sind. "Es kommt durchaus häufiger vor, dass sich ein
Mutterstern seine eigenen Planeten einverleibt", weiß Fossati. Theoretische
Überlegungen der Wissenschaftler deuten daraufhin, dass es im Weltall noch
etliche solcher Systeme geben muss, deren Entdeckung aber nur mit den größten
Teleskopen möglich erscheint.
Die Forscher hoffen daher, mit zukünftigen Großteleskopen wie dem
Hubble-Nachfolger, dem James Webb Space Telescope, oder dem europäische Riesenteleskop
E-ELT ganz neue Erkenntnisse über solche Systeme zu erhalten. Über ihre aktuellen
Untersuchungen berichten die Astronomen in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift
Astrophysical Journal Letters erscheinen wird.
WASP-12 ist ein gelber Zwergstern im Sternbild Fuhrmann. Er wurde 2008 im Rahmen des Wide Area
Search for Planets (WASP)-Programms entdeckt, bei dem nach Transitplaneten
gesucht wird, also nach Welten, die von der Erde aus gesehen vor ihrer Sonne
entlang laufen und diese dadurch kurzzeitig leicht verdunkeln.
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