Ein Stern verspeist seinen Planeten
von Stefan Deiters astronews.com
20. Mai 2010
Mit Hilfe des Cosmic Origins Spectrograph (COS) an
Bord des Weltraumteleskops Hubble konnten Astronomen jetzt einen
Verdacht bestätigen, den Wissenschaftler erstmals im Februar, damals basierend
auf theoretischen Überlegungen, geäußert hatten: Der extrasolare Planet WASP-12b
wird offenbar gerade von seiner Sonne verspeist. In rund zehn Millionen Jahren
dürfte nichts mehr von ihm übrig sein.
So könnte der Planet WASP-12b um den Stern
WASP-12 aussehen.
Bild: NASA, ESA, and G. Bacon (STScI) |
Der Planet WASP-12b umrundet seine Sonne in so geringer
Entfernung, dass er durch die extremen Gezeitenkräfte in die Länge gezogen wird
und damit einem amerikanischen Fußball gleicht. Der Planet ist um 40 Prozent
massereicher als der Gasriese Jupiter, wegen der extremen Temperaturen hat er
sich aber auf den dreifachen Jupiter-Durchmesser aufgebläht. Dadurch kann
Material vom Planeten auf den Stern überfließen, ein Phänomen, das man
normalerweise von engen Sternsystemen kennt, hier aber erstmals so deutlich bei
einem Planeten sieht.
"Wir sehen eine große Wolke von Material um den Planeten, das gerade
entkommt und dann vom Stern eingefangen werden wird. Wir haben chemische
Elemente identifizieren können, die wir zuvor noch bei keinem Planeten außerhalb
unseres Sonnensystems nachweisen konnten", erläutert Carole Haswell von der
Open University in Großbritannien, die die Beobachtungen leitete. Die
Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift
The Astrophysical Journal Letters.
Wie bei astronews.com berichtet, hatten Wissenschaftler bereits im Februar
vorhergesagt, dass die Oberfläche von WASP-12b dramatisch durch die
Gezeitenkräfte des Sterns beeinflusst sein muss und das Innere des Planeten
dadurch so stark aufgeheizt wird, dass sich seine äußere Atmosphäre gewaltig
ausdehnt. Mit Hubbles Hilfe konnte diese theoretische Vorhersage nun
mit Beobachtungsdaten untermauert werden.
WASP-12 ist ein gelber Zwergstern in rund 600 Lichtjahre Entfernung von der
Erde. Er liegt im Sternbild Fuhrmann. Er wurde 2008 im Rahmen des Wide Area
Search for Planets (WASP)-Programms entdeckt, bei dem nach Transitplaneten
gesucht wird, also nach Welten, die von der Erde aus gesehen vor ihrer Sonne
entlang laufen und diese dadurch kurzzeitig leicht verdunkeln. WASP-12b benötigt
für einen Umlauf um seinen Zentralstern 1,1 Tage.
Die jetzigen Beobachtungen wurden mit dem sehr empfindlichen Cosmic
Origins Spectrograph (COS) an Bord des Weltraumteleskops Hubble
gemacht. Eine Analyse des Lichts des Sterns im Ultravioletten zeigte
Absorptionslinien von Aluminium, Zinn, Mangan und anderen Elementen, die
ausgeprägter waren, wenn sich der Planet gerade im Transit befand. Das deutet
darauf hin, dass die Elemente auch in der Planetenatmosphäre vorhanden sein
müssen und dass diese zudem sehr ausgedehnt ist, da COS sonst nichts hätte
nachweisen können.
Durch eine genaue Aufnahme der Lichtkurve des Transitsystems konnten die
Astronomen zudem den Durchmesser des Planeten bestimmen. Dieser ist demnach
deutlich größer als der eines normalen Planeten mit der 1,4-fachen Masse des
Jupiter. Dies sollte dazu führen, dass der Planet Teile seiner Atmosphäre nicht
mehr halten kann und dieses Material dann für immer verloren geht.
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