`Oumuamua ist ein natürliches Objekt
von
Stefan Deiters astronews.com
5. Juli 2019
Im Herbst 2017 wurde ein längliches Objekt im inneren
Sonnensystem entdeckt, das offenbar nur auf der Durchreise war. Die meisten
hielten den bald `Oumuamua getauften Brocken für einen interstellaren
Asteroiden, einige glaubten aber auch an eine außerirdische Raumsonde. Experten
haben nun alle Indizien bewertet und kommen zu dem Ergebnis: `Oumuamua ist ein natürliches Objekt.
Das Objekt `Oumuamua (hier eine künstlerische Darstellung)
wurde im Herbst 2017 entdeckt.
Bild: ESA/Hubble, NASA, ESO, M. Kornmesser [Großansicht] |
Ein internationales Team von Kometen- und Asteroidenexperten ist überzeugt:
Das im Herbst 2017 entdeckte Objekt `Oumuamua hat einen natürlichen Ursprung und
ist nicht etwa die Sonde einer anderen Zivilisation, die unser Sonnensystem
auskundschaften sollte. Die 14 Experten hatten sich alle Daten über den
ungewöhnlichen Besucher angesehen und diese nun in einer Studie abschließend
bewertet.
"Der Ursprung außerhalb unseres Sonnensystems macht `Oumuamua zwar
einzigartig, doch passen viele der anderen Eigenschaften des Asteroiden sehr gut
zu denen von Objekten in unserem Sonnensystem", so Robert Jedicke vom Institute for Astronomy
der University of Hawaii, der an der Studie beteiligt war. So
stimmt die ermittelte Bahn von `Oumuamua sogar mit einem Bahnverlauf überein, den Jedicke und seine Kollegen bereits ein halbes Jahr vor der Entdeckung des
interstellaren Besuchers für ein solches Objekt vorhergesagt hatten.
"Es war schon aufregend und ganz schön anstrengend, die gesamten
Beobachtungen von `Oumuamua mit meinen Kollegen aus der ganzen Welt zu
koordinieren", so Karen Meech, auch von der University of Hawaii und Teil der
Expertengruppe. "Es war ein 24-Stunden-Job für fast zwei Monate. Wir haben aber
so feststellen können, dass `Oumuamua sich alle sieben Stunden um die eigene Achse
dreht und eine rötliche Farbe hat, wie wir sie von vielen Objekten in unserem
Sonnensystem kennen."
In ihrer Studie bestätigt das Team auch, dass `Oumuamua eine sehr längliche
Form haben muss, die man bislang von keinem anderen Objekt im Sonnensystem kennt. Auf die
Form haben die Astronominnen und Astronomen aus Helligkeitsschwankungen
geschlossen, die sich durch die Rotation des Objekts ergeben. Die
vermutete Beschleunigung von `Oumuamua beim Verlassen des Sonnensystems sei
typisch für Kometen, allerdings wurden keine weiteren Hinweise auf
kometenähnliche Aktivitäten gefunden.
"Wir haben nie zuvor ein Objekt wie `Oumuamua in unserem Sonnensystem
gesehen", unterstreicht Matthew Knight von der University of Maryland. "Wir
bevorzugen es, uns an Dingen zu orientieren, die wir kennen, zumindest so lange,
bis wir etwas Einmaliges sehen. Die Hypothese mit dem außerirdischen Raumschiff
ist eine lustige Idee, aber unsere Analyse zeigt, dass es eine ganze Reihe
natürlicher Phänomene gibt, die das Objekt erklären können."
Die Astronominnen und Astronomen hatten sich Ende des vergangenen Jahres in
der Schweiz getroffen, um alle Beobachtungen und Forschungsergebnisse über `Oumuamua
kritisch zu bewerten. Erstes Ziel der Gruppe war es, das Material auf
irgendwelche Hinweise zu durchforsten, ob man es hier mit einer außerirdischen
Zivilisation zu tun haben könnte.
Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der in dieser
Woche in der Zeitschrift Nature Astronomy erschienen ist.
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