Neuer Infrarotblick auf den Carinanebel
von Stefan Deiters astronews.com
29. August 2018
Die europäische Südsternwarte ESO hat heute eine neue
Aufnahme des Carinanebels veröffentlicht, einer der größten und hellsten Nebel
am Himmel. Die Aufnahme wurde im Infraroten mit dem Teleskop VISTA gemacht, das
Teil des Paranal Observatory in Chile ist. So gelingt ein Blick durch Gas und
Staub auf neugeborene und gerade sterbende Sterne.
Der neue Blick von VISTA auf den Carinanebel.
Bild: ESO / J. Emerson / M. Irwin / J. Lewis [Großansicht] |
Im Sternbild Kiel des Schiffs (lateinischer Name: Carina) befindet sich in
etwa 7500 Lichtjahren Entfernung der Carinanebel, eine gewaltige Wolke aus Gas
und Staub, in der ständig neue und massereiche Sterne geboren werden. Ihre intensive
Strahlung und die von ihnen ausgehenden Winde sorgen für die Strukturen im Staub
des Nebels und zudem dafür, dass das Gas zu
leuchten beginnt.
Auch in den dunklen Schwaden aus Gas
und Staub befinden sich Sterne. Diese sind allerdings noch in ihrer
Entstehungsphase. Sobald sie zu
richtigen Sonnen geworden sind, löst ihre Strahlung den Kokoon aus Gas auf, in
dem sie sich in der frühsten Phase ihres Leben verborgen hatten.
Der Carinanebel erstreckt sich über einen Bereich von 300 Lichtjahren und ist
eine der größten Sternentstehungsregionen der Milchstraße. Auf der Südhalbkugel der
Erde lässt er sich bei dunklem Himmel sogar mit bloßem Auge beobachten. Er wird
dominiert von dem Riesenstern Eta Carinae, der zu den massereichsten und
hellsten Sternen in unserer Heimatgalaxie zählt. In den 1830er Jahren war er
sogar der hellste Stern am Himmel, hat seitdem aber deutlich an Leuchtkraft
verloren - er dürfte bald das Ende seines stellaren Lebens erreicht haben.
Auf dem Bild ist Eta Carinae der helle Lichtfleck gerade oberhalb der Spitze der V-förmigen
Staubwolken zu erkennen. Rechts von dem Riesenstern befindet sich der
Schlüsselloch-Nebel, in dem sich zahlreiche weitere massereiche Sterne befinden.
Sein Aussehen hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert.
Obwohl der Carinanebel so prominent am Himmel ist, wurde er vergleichsweise spät entdeckt, nämlich erst Mitte des 18. Jahrhunderts, als er
von Nicolas Louis de Lacaille beschrieben wurde, der ihn auf seiner Reise zum
Kap der Guten Hoffnung beobachtet hat. Die Aufnahme entstand mit dem
Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) der ESO, das
Teil des Paranal-Observatoriums in Chile ist. VISTA ist das größte Teleskop der
Welt, das allein für Himmelsdurchmusterungen entwickelt wurde.
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