Neuer Blick auf Eta
Carinae
von Stefan Deiters astronews.com
21. Juni 2007
In nur 7.500 Lichtjahren Entfernung liegt mit Eta Carinae
ein Stern, der nach Ansicht von Astronomen kurz vor seinem dramatischen Ende
steht. Der Riesenstern, der vermutlich die 100- bis 150-fache Masse unserer
Sonne hat, könnte bald als Supernova explodieren und dann so hell werden, dass
er zum markantesten Objekt am Nachthimmel wird. Ein neues Bild, das auf
Chandra- und Hubble-Daten basiert, gewährt neue Einblicke.
Neuer Blick auf Eta Carinae. Das Bild wurde aus
Hubble-Daten (in blau) und Chandra-Daten
(orange(gelb) kombiniert.
Foto: NASA / CXC /GSFC / M.Corcoran et al. (Röntgen); NASA / STScI (Optisch)
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Der Riesenstern, das wissen Astronomen inzwischen, verbraucht
seinen nuklearen Brennstoff mit einer unvorstellbar hohen Rate. Und das kann,
obwohl der Stern die wohl 100- bis 150-fache Masse unserer Sonne haben dürfte,
nicht mehr lange gutgehen. Jüngste Beobachtungen einer gewaltigen Supernova in
einer nahen Galaxie (astronews.com berichtete im Mai) lassen die Wissenschaftler
inzwischen vermuten, dass Eta Carinae nun zu jeder Zeit explodieren kann.
Schon jetzt befindet sich der Stern in einem recht instabilen Gleichgewicht,
bei dem die Eigengravitation des Sterns gerade so vom nach Außen gerichteten
Strahlungsdruck, der durch das nukleare Feuer im Inneren entsteht, ausgeglichen
wird. Nur kleine Störungen können dazu führen, dass gewaltige Mengen an Material
von der Oberfläche des Sterns ins All geschleudert werden. Das geschah
beispielsweise im Jahr 1840 als Eta Carinae bei einer Eruption Material mit der
zehnfachen Masse unserer Sonne ins All schleuderte. Der Stern wurde dadurch für
kurze Zeit zum zweithellsten Stern am Nachthimmel. Die meisten Sterne wären von
so einem Ereignis selbst zerstört worden, doch Eta Carinae hat überlebt.
Das jüngste Bild von Eta Carinae, das auf Daten des Röntgen-Weltraumteleskops
Chandra und des Hubble-Weltraumteleskops beruht, zeigt die
Überreste dieses
Ereignisses im vorletzten Jahrhundert. In blau erscheinen jene kühleren Regionen,
die im optischen Bereich Strahlung aussenden und die von Hubble
beobachtet wurden. Hierbei handelt es sich um Gas und Staub, der von Eta Carinae ins All
geschleudert wurde.
Die Daten von Chandra erscheinen in orange und gelb. Sie markieren die
Bereiche mit Röntgenemissionen, die entstanden sind, als das von Eta Carinae ins
All geschleuderte Material auf Gas und Staub in der Umgebung getroffen ist.
Durch den Zusammenstoß hat sich das Gas auf Temperaturen von über einer
Millionen Grad aufgeheizt und strahlt so im Röntgenbereich.
Diese Region erstreckt sich weiter ins All als der mit Hubble sichtbare
Teil des Sterns und des ihn umgebenden Nebels. Durch die Röntgenbeobachtungen
haben die Astronomen hier auch komplexere Atome wie Stickstoff nachweisen können, die im
Inneren von Eta Carinae produziert wurden und dann an die Oberfläche und
schließlich ins All gelangten.
Auch der innere im Optischen sichtbare Nebel leuchtet schwach im Röntgenlicht.
Diese Strahlung stammt aus unmittelbarer Nähe des Sterns, wo über eine Millionen
Kilometer pro Stunde schelle Winde von Eta Carinae mit Winden eines nicht
sichtbaren Begleiters von Eta Carinae kollidieren. Auf den Begleiter von Eta
Carinae kann man unter anderem aus Schwankungen in der Röntgenstrahlung schließen. Welche
Rolle er bei der Entwicklung von Eta Carinae gespielt hat und noch spielen wird,
ist den Astronomen noch nicht vollständig klar.
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