Hellste Supernova aller Zeiten
von Stefan Deiters astronews.com
8. Mai 2007
Mithilfe des Röntgenteleskops Chandra haben
Astronomen die bislang energiereichste Supernova-Explosion beobachtet. Die
Forscher spekulieren, dass es sich bei dieser Sternenexplosion um einen lange
gesuchten neuen Supernova-Typ handeln könnte, der im jungen Universum relativ
häufig war. Doch auch in unserer eigenen Galaxie könnte eine solch gewaltige
Explosion kurz bevorstehen.
Künstlerische Darstellung der Supernova SN
2006gy (oben) und die Beobachtungen von der Erde
aus (links unten) sowie mit Chandra (rechts
unten). Auf den Beobachtungsbildern ist links
unten jeweils das Zentrum der Galaxie NGC 1260
zu sehen, die Supernova ist rechts oben.
Bild: NASA / CXC / M. Weiss
(künstlerische Darstellung) ; NASA / CXC / UC Berkeley / N.Smith et al.
(Chandra); UC Berkeley / J.Bloom und C.Hansen (Lick)
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"Das war schon eine monsterhafte Explosion, 100-mal energiereicher
als eine gewöhnliche Supernova", erläutert Nathan Smith von der University
of California in Berkeley die Bedeutung der Beobachtung. "Das deutet darauf
hin, dass der Stern ein äußerst massereicher Stern gewesen sein muss, vermutlich
lag seine Masse an der obersten Grenze von rund der 150-fachen Masse der Sonne.
Wir haben so etwas noch nie gesehen."
Astronomen vermuten, dass es in der ersten Generation von Sternen, die im
Universum entstanden sind, zahlreiche Sterne dieser Masse gab und diese
Explosion somit verraten könnte, wie das Ende der ersten Sterne aussah. Die
Chandra-Beobachtungen der Supernova SN 2006gy deuten nun darauf hin, dass der
Tod dieser "Dinosaurier" des Universums sich deutlich von dem unterscheidet,
was die Theorien der Astrophysiker vorhersagen.
"Von allen Explosionen, die wir je beobachtet haben, ist diese eindeutig der
unumstrittene Sieger", meint auch Alex Filippenki, der die bodengestützten
Beobachtungen am Lick-Observatorium in Kalifornien und an den Keck-Teleskopen auf
Hawaii leitete. "Wir waren erstaunt, wie hell diese Supernova wurde und wie
lange sie dauerte."
Die Chandra-Beobachtungen ermöglichten den Forschern einen anderen
Supernova-Typ auszuschließen, der etwa 1.000-Mal heller im Röntgenbereich hätte
sein müssen, als es das Röntgenteleskop beobachtet hat. "Das ist schon ein sehr
starker Hinweis darauf, dass es sich hier um das Ende eines sehr massereichen
Sterns gehandelt hat", so David Pooley von der University of California
in Berkeley, der die Chandra-Beobachtungen leitete.
Bevor der Vorgängerstern von SN 2006gy explodierte, hat er offenbar große
Mengen an Material ins All abgestoßen. Ein ähnlichen Massenverlust beobachten
Astronomen auch beim Stern Eta Carinae, der vermutlich auch einmal in einer
Supernova-Explosion endet. SN 2006gy explodierte in der 240 Millionen Lichtjahre
entfernten Galaxie NGC 1260, Eta Carinae liegt nur 7.500 Lichtjahre von der
Sonne entfernt.
"Wir wissen nicht sicher, ob Eta Carinae bald explodieren wird", gibt Mario
Livio vom Space Telescope Science Institute zu, "aber wir sollten den Stern
vorsichthalber im Auge behalten. Eine Supernova von Eta Carinae könnte die
faszinierenste Show am Himmel in der Geschichte der modernen Menschheit
werden."
Supernovae stehen am Ende der Entwicklung eines massereichen Sterns: Wenn eine
solche Sonne den Brennstoff in ihrem Inneren verbraucht hat, kollabiert sie
unter ihrem eigenen Gewicht. Im Falle von Supernova SN 2006gy könnte allerdings
ein anderer Effekt die Explosion ausgelöst haben, der schon vor dem Ende des
Brennstoffs im Inneren zum Tragen kommt: Unter bestimmten Bedingungen kann der
Kern eines massereichen Sterns so viel Gammastrahlen produzieren, dass sich ein
bestimmter Teil der Strahlungsenergie in Teilchen und Anti-Teilchen-Paare
umwandelt - hauptsächlich in Elektron-Positron-Paare. Da es die Gammastrahlung
war, die den Kollaps des Sterns bislang verhindert hatte, führt dieser
Energieverlust dann zum Kollaps des Sterns.
Das Ergebnis ist eine gewaltige thermonukleare Reaktion. Zurück bleibt nicht
etwa ein Schwarzes Loch, sondern es werden sämtliche Überreste
des gesamten Sterns ins All geschleudert. Die Forscher glauben, dass diese
Explosionen unter den ersten Sternen sehr viel häufiger waren als bislang
angenommen. "Und wie der Stern explodiert, macht schon einen gewaltigen
Unterschied", erläutert Smith. "Die eine Explosion verteilt schwere Elemente im
gesamten Weltall, die andere verschließt sie für immer im Inneren eines
Schwarzen Lochs."
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