Eindrucksvoller Blick auf den Carina-Nebel
von Stefan Deiters astronews.com
13. Februar 2009
Die Europäische Südsternwarte ESO hat jetzt ein
eindrucksvolles Bild des Carina-Nebels veröffentlicht, einer der größten und
hellsten Nebel am Himmel. Starke stellare Winde und extreme Strahlung von jungen
und massereichen Sternen sorgen für das eigentümliche Aussehen der riesigen
Wolke aus Gas und Staub, in der noch immer neue Sterne geboren werden. Auch der
Riesenstern Eta Carinae ist hier zu finden.

Das jetzt von
der ESO veröffentlichte Bild des Carina-Nebels
(NGC 3372).
Bild: ESO [Großansicht] |
Das jetzt veröffentlichte Bild des Carina-Nebels, der auch unter
der Bezeichnung NGC 3372 bekannt ist, zeigt eindrucksvoll die vielfältigen
Formen des Staubs und des Gases, in denen sich immer wieder Gruppen von heißen
jungen Sternen finden. Auch dunkle Staubschwaden und kalte Wolken aus
molekularem Wasserstoff, von denen eine erst kürzlich als unser Bild des Tages
zu sehen war, sind zu erkennen. Hier entstehen vermutlich gerade neue Sterne.
Außerdem verfügt der Carina-Nebel mit Eta Carinae über einen der wohl
faszinierendsten Doppelsterne. Er ist deutlich als alles überstrahlendes Objekt
auf dem Bild zu sehen. Die Aufnahme ist Ergebnis von Beobachtungen mit sechs
verschiedenen Filtern mit der Wide Field Imager-Kamera, die am 2,2
Meter ESO/MPG-Teleskop in La Silla angebracht ist.
Der Carina-Nebel liegt in ungefähr 7.500 Lichtjahren Entfernung im Sternbild
"Kiel des Schiffs" oder lateinisch Carina. Er hat eine Ausdehnung von rund 100
Lichtjahren und ist damit vier Mal größer als der berühmte Orion-Nebel und auch
deutlich heller. Im Nebel entstehen mit hoher Rate neue Sterne. Das leuchtende
Gas um die Ansammlungen der jungen Sonnen wird eindrucksvoll von dunklen kalten
Staubschwaden durchzogen.
Das Leuchten des Nebels verdankt er vor allem den jungen Sternen: Diese
erhitzen mit ihrer intensiven Strahlung das Wasserstoffgas im Nebel, das durch
die ultraviolette Strahlung in der typischen rötlichen bis lila Farbe leuchtet.
Manche der jungen Sterne sind wahre Riesen: Im Nebel befinden sich über ein
Dutzend Sterne, die mindestens die 50- bis 100-fache Masse unserer Sonne haben.
Je massereicher aber ein Stern ist, desto verschwenderischer geht er mit seinem
Brennstoff um und desto kürzer ist sein nukleares Leben. So werden die
Sternriesen nur wenige Millionen Jahre alt, während unsere Sonne rund zehn
Milliarden Jahre alt werden dürfte.
Einer dieser Riesensterne - und der vermutlich imposanteste Stern überhaupt -
ist Eta Carinae, einer der massereichsten Sterne unserer Milchstraße. Eta
Carinae hat mehr als die 100-fache Masse unserer Sonne und ist rund vier
Millionen Mal heller als sie. Damit ist er der hellste bekannte Stern überhaupt.
Der Riesenstern ist äußerst instabil und zeigt gelegentlich heftige Ausbrüche.
Im Jahr 1843 erhöhte sich die Helligkeit des Sterns so stark, dass Eta Carinae
für einige Jahre der zweithellste Stern am Nachthimmel war. Obwohl es auf den
ersten Blick wie eine Supernova-Explosion aussah, überlebt Eta Carinae diesen
Ausbruch.
Eta Carinae hat einen Begleiter, der den Riesenstern alle 5,54 Jahre einmal
auf einem elliptischen Orbit umrundet. Von beiden Sternen gehen heiße Winde aus,
die auch kollidieren. Mitte Januar erreichte der Begleiter den Punkt auf seiner
Bahn, auf der er Eta Carinae am nächsten kommt. Von Beobachtungen aus dieser
Zeit erhoffen sich die Astronomen neue Erkenntnisse über die Winde um dieses
eigentümliche Sternenduo.
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