Orbiter liefert erste Bilder
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
30. November 2016
Die Marskamera CaSSIS auf der ExoMars-Sonde Trace Gas
Orbiter hat in der vergangenen Woche die ersten hochaufgelösten Bilder des Roten
Planeten aufgenommen. Die Berner Kamera arbeitete dabei fast perfekt, so dass
das Team hochzufrieden ist. An einigen Stellen allerdings wurde noch
Optimierungsbedarf ausgemacht.
Bild eines Kraters von 1,4 Kilometern
Durchmesser (links) auf dem Rand eines noch viel
größeren Kraters beim Mars-Äquator.
Bild: ESA / Roscosmos / ExoMars / CaSSIS /
UniBE [Großansicht] |
Die Kamera CaSSIS (Colour and Stereo Surface Imaging System) wurde von einem
Team der Universität Bern unter der Leitung von Prof. Nicolas Thomas vom
Center for Space and Habitability (CSH) entwickelt. Die Kamera startete am
14. März 2016 mit der ExoMars-Sonde Trace Gas Orbiter (TGO) der
europäischen Raumfahrtagentur ESA ihre Reise zum Mars. Ihr Ziel erreichte die
Sonde am 19. Oktober und trat in die Marsumlaufbahn ein. Jetzt hat CaSSIS die
ersten Bilder aus dem Orbit gesendet. "Die ersten Bilder, die wir erhielten,
sind absolut spektakulär – und es sollte nur ein Test sein", freute sich Thomas.
Die Sonde befindet sich derzeit in einer sehr elliptischen Umlaufbahn von
etwas mehr als vier Tagen Dauer um den Mars. Sie kommt kurzzeitig bis auf 250
Kilometer
an die Planetenoberfläche heran und entfernt sich dann wieder bis auf über
100.000 Kilometer. Zwei dieser nahen Vorbeiflüge wurden ausgewählt, um CaSSIS und die
drei anderen Instrumente an Bord des TGO zu prüfen.
Die erste Annäherung fand am
22. November statt. "Das geglückte Abbremsen des TGO in der Marsumlaufbahn hat
wenig Beachtung gefunden, da die Bruchlandung des Landers Schiaparelli die
öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Wir hatten aber alle Hände voll
zu tun, unser wissenschaftliches Programm zu starten", sagt Thomas.
Das
Berner Team war in den letzten Wochen intensiv damit beschäftigt, die
Beobachtungssequenzen für die beiden nahen Vorbeiflüge zu planen. Insgesamt elf
Bilder wurden während des ersten Vorbeiflugs zurückgeschickt. Die Raumsonde
überflog an ihrem nächsten Punkt zum Mars eine Region namens Hebes Chasma. "Wir
haben Hebes Chasma mit 2,8 Metern pro Pixel gesehen", sagt Thomas. "Das ist, als
ob wir mit 15.000 Kilometern pro Stunde über Bern hinweg rasen und gleichzeitig
scharfe Bilder von Autos in Zürich schießen würden."
Zusätzliche Daten wurden
erhoben, um die Qualität der Bilder bei der Nachbearbeitung zu verbessern. Die
daraus resultierende Bildqualität beeindruckte das gesamte Team: "Wir waren
ziemlich nervös, aber es sieht so aus, als ob fast alles so funktioniert, wie
wir es geplant haben. Die so entstandenen Bilder sind wirklich scharf", freut
sich Antoine Pommerol, CaSSIS Co-Investigator vom Center of Space and
Habitability (CSH) an der Universität Bern.
Die Farb- und
Stereofähigkeiten von CaSSIS wurden ebenfalls erfolgreich getestet. "Die
Techniken zur Herstellung von Stereobildern aus dieser Art von Daten werden noch
entwickelt, aber unsere italienischen Kollegen vom Astronomischen Observatorium
von Padova, die Experten auf diesem Gebiet sind, konnten in nur wenigen Tagen
ein erstes Ergebnis erzielen", sagt Thomas. So wurde eine 3D-Rekonstruktion der
Region Noctis Labyrinthus anhand von zwei Stereobildern erstellt. Diese erste
Analyse zeigt eine der für die Region charakteristischen Steilhänge.
Auch der Farbtest war erfolgreich. Da jedoch die ersten Bilder von einer Region mit
großen Vulkanen stammen, deren Oberflächen mit Staub bedeckt sind und nur
wenige Farbveränderungen aufweisen, kann das CaSSIS-Team noch nicht
abschließend sagen, wie die Farbqualität letztendlich sein wird. "Wir müssen
noch ein wenig warten, bis wir eine buntere Region überfliegen", sagt Thomas.
Bis dahin werden die Bilder Schwarz-weiß sein.
In den nächsten Monaten wird das
Team die Vorbereitungen für die Hauptmission starten. "Obwohl der Test sehr
erfolgreich war, haben wir ein paar Dinge identifiziert, die in der Onboard-Software
und in der Bodennachbearbeitung verbessert werden müssen", sagt Thomas. Um seine
endgültige Umlaufbahn zu erreichen, wird der TGO im März 2017 damit beginnen,
die Marsatmosphäre zum Abbremsen zu nutzen. Nach etwa neun bis zwölf Monaten
wird die Sonde dann in einen kreisförmigen Orbit 400 Kilometer über der Marsoberfläche
eingeschwenkt sein. Die wissenschaftliche Hauptphase beginnt Ende 2017. CaSSIS
wird dann mit dem "normalen Betrieb" beginnen und 12 bis 20 hochauflösende Stereo-
und Farbbilder von ausgewählten Zielen pro Tag liefern.
Die von CaSSIS verwendete bildgebende Technik wird
als "Push-Frame" bezeichnet. Hierbei werden kurze Belichtungen (Framelets) mit
einer sehr schnellen Rate aufgenommen, und diese Bilder werden dann auf dem
Boden zusammengesetzt, um das Endprodukt herzustellen. Für die Mars-Region Hebes
Chasma wurden die einzelnen Bilder mit einer Belichtungszeit von 700
Mikrosekunden bei einer Rate von einem Framelet alle 150 Millisekunden
aufgenommen. Die hochauflösende Kamera unterstützt die drei anderen Instrumente
auf dem TGO und ergänzt deren sowie bisher vorhandene Daten zur Mars-Oberfläche.
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