Schweizer Kamera für ESA-Marssonde
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
7. Januar 2016
Wenn im März der ExoMars Trace Gas Orbiter zum Roten
Planeten Mars startet, wird auch ein in der Schweiz entwickeltes Kamerasystem
mit an Bord sein. Es soll hochaufgelöste Stereobilder spezieller Ziele auf der
Marsoberfläche liefern. Ursprünglich sollte das Team nur das Teleskop für
eine Kamera liefern, musste dann aber in ungewöhnlich kurzer Zeit ein komplettes
Kamerasystem entwickeln.
Die Steuereinheit links kontrolliert das
Teleskop von CaSSIS (rechts). In der Mitte der
schwarzen Teleskopstruktur ist der Hauptspiegel
sichtbar.
Bild: Nicolas Thomas,
Universität Bern [Großansicht] |
An Bord der Sonde Trace Gas Orbiter der europäisch-russischen Marsmission
ExoMars wird sich auch das an der Universität Bern entwickelte Kamerasystem
CaSSIS (Colour and Stereo Surface Imaging System) befinden. Der Orbiter soll im
März vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan aus ins All starten und den
Planeten Mars im Oktober erreichen.
CaSSIS wurde so konzipiert, dass sie andere Kameras, die den Roten Planeten
bereits an Bord von Sonden umkreisen, ergänzt, indem sie hochauflösende
Stereobilder spezieller Ziele liefert. Außerdem wird sie anderen Instrumenten
auf der TGO-Sonde helfen, auf der Mars-Oberfläche nach den Quellen von Gasen wie
Methan zu suchen.
"CaSSIS ist das beste System, das wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln
bauen konnten", sagt der Leiter des Berner CaSSIS-Teams, Nicolas Thomas vom
Center for Space and Habitability (CSH) und Physikalischen Institut der
Universität Bern. "Aus rund 100 Kilometern Entfernung könnten wir mit dieser
Kamera ein Auto präzise abbilden – in Farbe und stereo." Eines der Ziele des
Kamera-Projekts ist es, Veränderungen auf dem Mars zu beobachten, wie Thomas
erläutert: "Wir wissen inzwischen, dass sich die Marsoberfläche ständig
verändert und nun haben wir das Werkzeug, um diese Veränderungen verfolgen zu
können."
Ursprünglich war das Team um Thomas von der NASA ausgewählt worden, ein
Schweizer Teleskop für eine amerikanische Kamera zu liefern, die auf die
TGO-Sonde montiert werden sollte. Die Sonde ist Teil des ExoMars-Programms der
ESA. "Leider waren unsere amerikanischen Partner gezwungen, aus dem Projekt
auszusteigen", erinnert sich Thomas, "aber ExoMars ist so wichtig für Europa,
dass das Projekt trotzdem fortgesetzt wurde. Die ESA hat uns gebeten, die
Führung bei der Entwicklung der Kamera zu übernehmen und das gesamte System zu
bauen."
CaSSIS-Projektmanagerin Ruth Ziethe, ebenfalls vom Physikalischen Institut der
Universität Bern, ergänzt: "Es war eine große Herausforderung, die Kamera
rechtzeitig fertig zu stellen. Wir hatten nur 27 Monate Zeit – normalerweise
rechnet man mit 38 Monaten für ein derart kompliziertes Instrument. Das Team der
Universität Bern und unsere Partner haben unglaublich hart gearbeitet, um
rechtzeitig zum Starttermin fertig zu werden."
CaSSIS wurde in Zusammenarbeit mit der italienischen Raumfahrtagentur und dem
Space Research Center in Warschau sowie mit Unterstützung aus der
Schweizer, der italienischen und der ungarischen Industrie entwickelt. Wenn die
Sonde die Umlaufbahn des Mars erreicht, wird sie abgebremst und in einen tiefen
Orbit etwa 400 Kilometer über der Oberfläche gelenkt. "Dieser Prozess wird etwa
ein Jahr dauern, so dass wir die besten Daten ab Mitte 2017 erwarten", erklärt
Thomas. CaSSIS wird dann beginnen, nach Hinweisen auf flüssiges Wasser auf der
Marsoberfläche zu suchen sowie nach Quellen von sogenannten Spurengasen, die
sowohl für die geologische als auch die biologische Erforschung des Mars von
Bedeutung sein könnten.
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