Mehr als 15.000 erdnahe Asteroiden
von Stefan Deiters astronews.com
18. November 2016
Er trägt die Bezeichnung 2016 TB57, wurde am 13. Oktober
dieses Jahres entdeckt und hat die Erde Ende Oktober in einem Abstand von etwa
der fünffachen Mondentfernung passiert. Eigentlich ist dieser Asteroid also
nichts wirklich Besonderes, wäre er nicht der erdnahe Asteroid Nummer 15.000, der
entdeckt worden ist.
So könnte ein erdnahes Objekt aussehen.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Die Anzahl der bekannten erdnahen Asteroiden hat Mitte Oktober
die 15.000
überschritten - und in jeder Woche kommen im Schnitt 30 bislang unbekannte
Brocken hinzu. Damit hat sich die Zahl der bekannten erdnahen Asteroiden seit
Mitte 2013 um 50 Prozent erhöht, damals waren gerade 10.000 dieser Objekte bekannt
(astronews.com berichtete).
Die meisten der Brocken wurden im Rahmen von gezielten Suchprogrammen entdeckt,
wie sie von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA finanziert
werden.
Der erdnahe Asteroid Nummer 15.000 hat den Namen 2016 TB57 erhalten und wurde
von Beobachtern des Mount Lemmon Survey entdeckt, der Teil des Catalina Sky
Surveys ist. 2016 TB57 dürfte einen Durchmesser von etwa 16 bis 36 Metern haben
und hat die Erde am 31. Oktober in einem Abstand passiert, der etwa der
fünffachen Entfernung des Mondes entspricht.
Als erdnahen Asteroiden bezeichnen Astronomen alle Asteroiden, die sich
auf ihrem Orbit der Sonne bis auf eine Entfernung von weniger als etwa der
1,3-fachen Entfernung der Erde von der Sonne nähern, also auf mindestens rund
195 Millionen Kilometer. Dadurch können sie sich nämlich der Erdbahn auf bis zu
50 Millionen Kilometern annähern. Bis heute haben Astronomen mehr als 90 Prozent
der vermuteten großen erdnahen Asteroiden mit einem Durchmesser von einem
Kilometer und mehr aufgespürt.
"Die zunehmende Rate bei den Entdeckungen hängt auch mit den gezielten
Suchprogrammen nach erdnahen Objekten und neuen, besseren Teleskopen zusammen,
die in den letzten Jahren in Betrieb gegangen sind", so Kelly Fast von der NASA.
"Wir machen zwar gute Fortschritte, haben aber noch einen weiten Weg vor uns."
Man vermutet, dass bislang nämlich nur etwa 27 Prozent der erdnahen Asteroiden
mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern entdeckt wurden. Die NASA hat vom
US-Kongress den Auftrag erhalten, bis Ende 2020 auch von den Asteroiden in
diesem Größenbereich mehr als 90 Prozent aufzuspüren. Zwei Suchprogramme der
NASA, der Catalina Sky Survey in Arizona und das Panoramic Survey Telescope &
Rapid Response System (Pan-STARRS) auf Hawaii, sind aktuell im Einsatz und für
rund 90 Prozent der Neuentdeckungen verantwortlich. Die Teleskope beider
Projekte wurden im vergangenen Jahr modernisiert.
Die Erfassung der erdnahen Objekte könnte für die Menschheit einmal
überlebenswichtig sein: Schon kleine Brocken von nur einigen zehn Metern
Durchmesser können für erhebliche Zerstörungen sorgen. Sie erreichen zwar in der
Regel nicht die Oberfläche, aber ihre Explosion in der Erdatmosphäre sorgt für
eine Druckwelle, die auch Fensterscheiben zerspringen lassen kann - das zeigte sich
zuletzt 2013 über der russischen Stadt Tscheljabinsk. Größere Brocken können
noch dramatischere Folgen haben, wenn sie über dicht besiedelten Gebieten
niedergehen.
Die Notwendigkeit der weiteren Suche unterstreicht auch Lindley Johnson, der bei der NASA für solche Fragen zuständig
ist: "Es gibt zwar unter den bekannten erdnahen Objekten keines, bei dem
innerhalb der nächsten 100 Jahr die Gefahr einer Kollision mit der Erde besteht,
doch haben wir bislang hauptsächlich die größeren Asteroiden entdeckt. Es gibt
noch unzählige kleinere Asteroiden zu finden, die auch gefährlich sein könnten."
|