Weltraumteleskop WISE wird reaktiviert
von Stefan Deiters astronews.com
22. August 2013
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA will ihren Wide-field
Infrared Survey Explorer (WISE) reaktivieren, um mit dem Weltraumteleskop
in den kommenden drei Jahren nach erdnahen Asteroiden und Kometen zu suchen. WISE
hatte 2010 den gesamten Himmel im Infraroten erfasst und dabei auch zahlreiche
bislang unbekannte Asteroiden entdeckt.
WISE soll drei
Jahre lang nach erdnahen Asteroiden und Kometen
suchen.
Bild: NASA/JPL-Caltech |
Der Wide-field Infrared Survey Explorer (WISE) soll wiederbelebt
werden: Die amerikanische Weltraumbehörde NASA gab gestern bekannt, dass sie ihr
Infrarot-Weltraumteleskop im September wieder aktivieren wird. Mithilfe des
40-Zentimeter-Teleskops an Bord des Satelliten soll dann nach erdnahen Objekten
gesucht werden, die sich der Erde bis auf weniger als 45 Millionen Kilometer
nähern.
In den kommenden drei Jahren, so die Hoffnung der beteiligten
Wissenschaftler, könnten so über 150 bislang unbekannte erdnahe Objekte
aufgespürt und insgesamt 2.000 weitere genauer untersucht werden - darunter
vielleicht Brocken, die für die geplante Asteroidenmission der NASA infrage
kommen.
"Die Mission WISE hat alle gesteckten Ziele erreicht und im Rahmen von NEOWISE
sogar noch Asteroiden erfasst und untersucht", so John Grunsfeld, der für das
Wissenschaftsprogramm zuständige Administrator der NASA. "Jetzt wollen wir diese
Erfolgsgeschichte noch weiter fortführen und dadurch unsere Fähigkeiten
verbessern, einen potentiell gefährlichen Asteroiden zu entdecken. Die
Wiederinbetriebnahme von WISE ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir bereits
existierende Ressourcen nutzen, um unsere Ziele zu erreichen."
Die NASA hatte vor einigen Monaten eine umfangreiche Asteroiden-Initiative
angekündigt, in deren Rahmen auch eine Mission geplant ist, bei der ein Asteroid
eingefangen und seine Bahn verändert werden soll (astronews.com berichtete). Mit
dem Programm sollen Technologien entwickelt werden, die für unseren Planeten
überlebenswichtig sein könnten, sollte einmal tatsächlich ein Asteroid entdeckt
werden, der die Erde bedroht. Außerdem will die NASA mit ihrer
Asteroiden-Initiative die Vorgabe des US-Präsidenten erfüllen, der eine bemannte
Asteroidenmission bis zum Jahr 2025 gefordert hatte.
WISE war im Dezember 2009 gestartet worden, um den gesamten Himmel im
Infraroten zu erfassen (astronews.com berichtete wiederholt). Im Rahmen der
Mission NEOWISE wurde das Teleskop im Anschluss an die Himmelsdurchmusterung
auch zur Kartierung von erdnahen Objekten eingesetzt, bevor es schließlich im
Februar 2011 deaktiviert wurde.
"Die Daten, die im Rahmen von NEOWISE vor zwei Jahren gesammelt wurden, haben
sich als wahre Goldgrube für die Entdeckung und Charakterisierung der erdnahen
Objekte erwiesen", so Lindley Johnson, der bei der NASA in Washington für
NEOWISE verantwortlich ist. "Es ist wichtig, dass wir so viele Daten dieser Art
wie möglich sammeln, solange der WISE-Satellit noch einsatzfähig ist."
Im Rahmen von NEOWISE waren mit dem Teleskop 158.000 von rund 600.000
bekannten Objekten im Sonnensystem beobachtet worden. Gleichzeitig wurden 21
Kometen, über 34.000 Asteroiden im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter
und 135 erdnahe Objekte entdeckt. Während der Kartierungsmission des Himmels
hatte WISE über 2,7 Millionen Aufnahmen in verschiedenen Infrarotwellenlängen
gemacht. Der aus der Auswertung dieser Bilder entstandene Katalog umfasst mehr
als 560 Millionen Objekte - von entfernten Galaxien bis hin zu Asteroiden und
Kometen.
Nicht alle Infrarotkanäle stehen inzwischen mehr zur Verfügung, da das
Kühlmittel an Bord des Satelliten verbraucht ist. Für die Suche nach Asteroiden
reichen aber auch die noch vorhandenen Möglichkeiten. WISE ist eine
vergleichsweise kleine NASA-Mission, die ursprünglich nur den Infrarothimmel
kartieren sollte und deswegen lediglich über eine relativ geringe Menge an
Kühlmittel verfügte. Da es sich bei Infrarotstrahlung um Wärmestrahlung handelt,
muss das Teleskop gekühlt werden, damit die eigene Wärmeabstrahlung die
Beobachtungen nicht stört.
"Das Team ist bereit und nach einem kurzen Check kann es losgehen", meint Amy
Mainzer, die verantwortliche Wissenschaftlerin für NEOWISE am Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "NEOWISE trägt nicht nur zu einem besseren Verständnis
über die von uns beobachteten Asteroiden und Kometen bei, sondern wird uns auch
bei der Entwicklung zukünftiger weltraumbasierter Missionen zur Erfassung
erdnaher Objekte helfen."
|