Erdnahes Objekt Nr. 10.000 entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
25. Juni 2013
Vor genau einer Woche wurde mithilfe des
Pan-STARRS-1-Teleskops auf Hawaii das zehntausendste erdnahe Objekt entdeckt.
Trotz dieser beachtlichen Zahl dürfte bislang nur ein Bruchteil der tatsächlich
vorhandenen erdnahen Kometen und Asteroiden bekannt sein. Die Suche geht also
weiter.
Die Bewegung des
Asteroiden 2013 MZ5 (roter Pfeil) ist vor dem
Hintergrund der Sterne gut zu erkennen.
Bild: PS-1/UH |
Das zehntausendste erdnahe Objekt ist relativ unspektakulär: Beim Asteroiden
2013 MZ5 handelt es sich um einen vermutlich 300 Meter durchmessenden Brocken,
dessen Bahn um die Sonne sich so genau berechnen ließ, dass eine gefährliche
Annäherung an die Erde ausgeschlossen werden kann. Der Asteroid wurde am 18.
Juni 2013 mithilfe des Pan-STARRS-1-Teleskops entdeckt, das sich auf
dem Gipfel des Haleakala-Kraters auf der Hawaii-Insel Maui befindet.
Als erdnahe Objekte bezeichnen Astronomen alle Asteroiden und Kometen, die auf
ihrer Bahn um die Sonne der Erde näher kommen können als 45 Millionen Kilometer.
Ihre Größe reicht von winzigen, nur wenige Meter durchmessenden Brocken bis zu
gewaltigen Objekten mit einem Durchmesser von 41 Kilometern. Bei letzterem
handelt es sich um das größte bekannte erdnahe Objekt, den Asteroiden 1036
Ganymed.
"Die Entdeckung des zehntausendsten erdnahen Objekts ist ein wichtiger
Meilenstein", freut sich Lindley Johnson, der am NASA-Hauptquartier in
Washington für das Programm zur Beobachtung von erdnahen Objekten zuständig ist.
"Allerdings müssen wir noch mindestens zehnmal so viele entdecken, bevor wir
sicher sein können, dass wir wirklich alle gefunden haben, die der Zivilisation
auf der Erde gefährlich werden könnten."
Dabei hat man in der Vergangenheit schon große Fortschritte bei der Suche nach
erdnahen Objekten gemacht: Allein in den vergangenen zehn Jahren wurde 76
Prozent der bekannten Objekte dieser Art aufgespürt. "Das erste erdnahe Objekt
wurde 1898 entdeckt", erläutert Don Yeomans von der Near-Earth Object
Program Office am Jet Propulsion Laboratory der NASA. "In den
folgenden 100 Jahren hat man nur etwa 500 weitere gefunden. Doch dann, mit
Beginn des entsprechenden Beobachtungsprogramms der NASA im Jahr 1998, wurden es
schnell mehr."
Von den bis jetzt bekannten 10.000 erdnahen Objekten haben etwa 1.000 einen
Durchmesser von mehr als einem Kilometer. Ihr Einschlag auf der Erde könnte
somit globale Folgen haben. Bislang befindet sich unter diesen großen erdnahen
Objekten aber kein Brocken, der auf Kollisionskurs mit der Erde ist. Man
vermutet auch, dass es nur noch wenige Dutzend unentdeckte Objekte dieser Größe
gibt.
Die meisten erdnahen Objekte sind deutlich kleiner - je geringer ihr
Durchmesser, desto größer dürfte auch ihre Anzahl sein. Man schätzte, dass es
rund 15.000 erdnahe Objekte mit einem Durchmesser von ungefähr 140 Metern gibt
und über eine Million Objekte mit einem Durchmesser von 30 Metern. Diese Größe
gilt auch als Mindestgröße, die ein Brocken haben muss, um bei einer Kollision
mit der Erde überhaupt signifikante Schäden auf der Oberfläche anrichten zu
können.
Nach den Schätzungen der Astronomen sind von den erdnahen Objekten der
140-Meter-Klasse ungefähr ein Drittel bekannt, von denen der 30-Meter-Klasse
jedoch lediglich ein Prozent. Von den verschiedenen Suchprogrammen werden im
Schnitt jeden Tag drei bislang unbekannte erdnahe Objekte entdeckt.
Erstes Ziel der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA war das Aufspüren von 90
Prozent aller erdnahen Objekte mit einem Durchmesser von über einem Kilometer.
Dies hat man inzwischen erreicht. Seit Dezember 2005 arbeitet man nun am
nächsten, deutlich ambitionierteren Ziel - der Entdeckung von 90 Prozent aller
Brocken mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern.
Ist dies gelungen, sollte sich die Gefahr eines unerwarteten Einschlags auf der
Erde auf ein Prozent im Vergleich zu der Zeit reduziert haben, als man noch
nicht mit der Suche begonnen hatte. Und selbst wenn man in den kommenden Jahren
einen Asteroiden aufspüren sollte, der irgendwann einmal auf Kollisionskurs mit
der Erde gerät, könnte man geeignete Abwehrmaßnahmen ergreifen. Dazu jedoch muss
man die Gefahr früh genug erkennen, weshalb die Suche auch weitergeht und teils
sogar noch intensiviert wird.
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