Beobachten mit weltgrößter Digitalkamera
Redaktion / MPG
astronews.com
13. Oktober 2006
Deutsche Astronomen haben mit Kollegen aus den USA und
Großbritannien ein Konsortium zur Nutzung eines hocheffizienten neuen Teleskops
auf dem Berg Haleakala auf der Hawaii-Insel Maui gebildet. Mit dem Teleskop
sollen große Teile des Firmaments wiederholt in mehreren Farben und mit hoher
Empfindlichkeit kartiert werden und dabei der erste digitale "Film" entstehen,
der zeitliche Veränderungen am Himmel festhält.
Das PS1-Teleskop auf Maui wurde am 30. Juni feierlich
eingeweiht.
Foto: Rob Ratkowski / HAA Maui |
Das PanSTARRS1-Konsortium wird Daten des 1,8-Meter-Teleskops PS1 der
Universität Hawaii verwenden, in denen Milliarden neuer Sterne, Planeten,
Galaxien und Objekte unseres Sonnensystems zu entdecken sind - darunter die
unsere Erde gefährdenden "Killerasteroiden". Aus diesen Daten soll die bisher
umfassendste dreidimensionale Karte des Universums entstehen.
Zu dem Konsortium, das diese Daten sammeln und interpretieren wird, gehören
die Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland, die University of Hawaii, das
Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und die Johns Hopkins
University in den USA sowie eine Gruppe von Universitäten in Großbritannien.
Gemeinsam wird das Konsortium die notwendigen Messinstrumente, die Software für
das Teleskop und die Datenauswertung sowie die Betriebskosten für die
Durchmusterung innerhalb von dreieinhalb Jahren bereitstellen.
Das Teleskop besitzt einen Hauptspiegel mit 180 Zentimeter Durchmesser. Seit
Juni in Betrieb, durchläuft es gegenwärtig die notwendigen technischen Tests und
wird im nächsten Jahr einsatzbereit sein. Es wird bald mit der weltweit größten
Digitalkamera ausgestattet, die Wissenschaftler unter der Leitung von John Tonry
an der Universität Hawaii bauen. Diese Kamera wird 1,4 Milliarden Pixel haben -
etwa 300-mal so viel wie eine normale Digitalkamera; ihr Bildfeld umfasst am
Himmel eine Fläche von sieben Quadratgrad. Dieses enorme Bildfeld, die hohe
Empfindlichkeit der Detektoren und die überragende optische Qualität des Systems
werden eine wiederholte, schnelle Abbildung des gesamten von Hawaii aus
sichtbaren Firmaments ermöglichen.
Die Forscher erwarten von dem Gerät einen "astronomisch" hohen Datenstrom von
mehreren Terabytes pro Nacht, sodass sie neue Verfahren zur Verwaltung,
Auswertung und Archivierung entwickeln müssen. Die Bilder - zu einer Karte und
zu einem die zeitabhängigen Abläufe am Himmel erfassenden "Film" zusammengesetzt
- sollen ein wertvolles Archiv bilden, das nach Abschluss des Projekts allen
Forschern weltweit zur Verfügung stehen wird. Auf der Grundlage dieser Daten
werden Wissenschaftler der beiden beteiligten Max-Planck-Institute eine Reihe
von Schlüsselprojekten leiten.
So will sich das Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg der Suche
nach extrasolaren Planeten widmen. Die PS1-Durchmusterung wird voraussichtlich
zur Entdeckung etwa Hundert jener jupiterähnlicher Planeten führen, die vor
ihrem Zentralstern durchziehen und dabei dessen Helligkeit für kurze Zeit
herabsetzen. Außerdem wird das Heidelberger Institut die Arbeiten an einer
neuartigen, dreidimensionalen Karte unseres Milchstraßensystems und seiner
Umgebung leiten.
Das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching wird ein
Projekt zur Erforschung der dunklen Energie führen, das auf der Entwicklung der
großräumigen Verteilung massereicher Galaxien beruht. Die dunkle Energie
beschleunigt die Expansion des Universums, und ihr Ursprung zählt zu den
grundlegenden Fragen der modernen Physik.
Die beim gesamten PanSTARRS-Projekt entstehende Datensammlung wird gewiss
auch eine wertvolle Grundlage für Nachbeobachtungen an den Großteleskopen
bilden, etwa am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte oder am
Large Binocular Telescope in Arizona.
Das PanSTARRS-Projekt (Panoramic Survey Telescope & Rapid Response System)
dient hauptsächlich der Entdeckung von für die Erde gefährlichen Asteroiden. Das
PS1-Teleskop ist ein Prototyp für ein größeres Teleskop mit dem ab 2010 nach Killerasteroiden
gefahndet werden soll. PS1 wurde Ende Juni dieses Jahres feierlich eingeweiht.
Mit dem jetzt gegründeten Konsortium sollen die mit dem PS1-Teleskop gewonnenen
Daten auch für andere Forschungsbereiche erschlossen werden.
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