Entwicklungsphase für Europa-Sonde beginnt
von Stefan Deiters astronews.com
18. Juni 2015
Die von der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA ins Auge
gefasste Mission zum Jupitermond Europa hat jetzt eine wichtige Hürde auf dem
Weg zur Realisierung genommen. Das Vorhaben hat die erste größere Begutachtung
durch die Behörde überstanden. Der Europa Clipper wird damit nun nicht
mehr länger als bloßes Konzept geführt, sondern als Mission in Entwicklung
betrachtet.
So stellt sich ein Künstler die NASA-Sonde
bei einem Vorüberflug am Jupitermond
Europa vor.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Der Jupitermond Europa zählt zu den Orten im Sonnensystem, an denen man sich am
ehesten die Existenz von außerirdischem primitiven Leben vorstellen könnte. Der Eismond
dürfte nämlich unter seiner Oberfläche einen Ozean aus Wasser
beherbergen, in dem es eventuell lebensfreundliche Bedingungen geben könnte.
Seit es erste Hinweise auf diesen Ozean gibt, fasziniert Europa
Planetenwissenschaftler daher besonders, und schon länger werden unterschiedliche
Missionskonzepte für eine gründlichere Erforschung des Mondes erwogen.
Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA arbeitet seit einiger Zeit an einer als
Europa Clipper bezeichneten Mission, für die erst im vergangenen Monat
die wissenschaftlichen Instrumente ausgewählt wurden, die an Bord der Sonde mit
ins Jupitersystem reisen könnten (astronews.com berichtete).
Jetzt hat das Konzept Europa Clipper eine wichtige Hürde genommen: Bei
einer ersten umfangreichen kritischen Begutachtung des Vorhabens gab es grünes
Licht von der NASA für die Idee. Der Europa Clipper ist damit nicht
mehr nur
ein Missionskonzept, sondern befindet sich nunmehr offiziell in der
Entwicklungsphase.
"Das ist heute ein wichtiger Schritt von einem Konzept zu einer Mission, die bei
unserem Vorhaben hilft, Spuren von Leben jenseits der Erde zu finden",
unterstreicht John Grunsfeld, der für Wissenschaft zuständige Administrator am
NASA-Hauptquartier in Washington. "Beobachtungen von Europa haben uns in den
vergangenen zwei Jahrzehnten faszinierende Hinweise geliefert und es ist an der
Zeit, Antworten auf eine der bedeutendsten Fragen der Menschheit zu finden."
In den Daten der Jupitersonde Galileo hatten sich Ende der 1990er Jahre
erstmals Hinweise für einen Ozean unter der eisigen Oberfläche von Europa
gefunden. Der Jupitertrabant hat in etwa die Größe des Erdmondes. Sollte es
tatsächlich einen globalen Ozean unter der gefrorenen Kruste von Europa geben,
könnte dieser doppelt so viel Wasser enthalten, wie die Ozeane der Erde.
Mit der Existenz von Salzwasser, einem vielleicht felsigen Meeresboden,
geeigneten chemischen Substanzen und der Energie, die durch die
Gezeitenwechselwirkung mit Jupiter entsteht, könnte es in diesem Ozean alle
Zutaten geben, die für das Überleben primitiver Organismen nötig sind.
Vorgesehen ist, dass die Sonde, die in den 2020er Jahren starten soll, nach
einigen Jahren Flug ins Jupitersystem einschwenkt und dort
wiederholte Vorüberflüge an Europa absolviert. Insgesamt sind 45 Passagen in
einem Abstand zwischen 25 und 2.700 Kilometern vorgesehen. Dabei sollen dann
detaillierte Bilder der Oberfläche und Untersuchungen über Zusammensetzung und
Aufbau des Mondinneren gemacht werden.
Ursprünglich wollte die NASA die Monde des Jupiter in einer gemeinsamen Mission
mit der europäischen Weltraumagentur ESA erkunden. Finanzierungsschwierigkeiten
auf amerikanischer Seite sorgten aber schließlich dafür, dass das gemeinsame Vorhaben aufgegeben
wurde.
Die ESA realisiert einen Teil dieser Mission inzwischen
eigenständig als Jupiter Icy Moons Explorer (JUICE). Der Start ist für das Jahr 2022
vorgesehen.
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