NASA nimmt Mond Europa ins Visier
von Stefan Deiters astronews.com
29. April 2014
Die NASA denkt über eine Mission zum Jupitermond Europa
nach: Gestern forderte die amerikanische Weltraumbehörde Wissenschaftler und
Ingenieure auf, Ideen zur Erforschung des faszinierenden Trabanten einzureichen,
unter dessen eisiger Oberfläche ein Ozean aus Wasser vermutet wird. Ob es eine
solche Mission jedoch tatsächlich geben wird, ist noch nicht entschieden.
Blick der
Plutosonde New Horizons über die Wolkendecke des
Jupiter auf den Mond Europa.
Bild: NASA / Johns Hopkins University
Applied Physics Laboratory / Southwest Research
Institute [Großansicht] |
In einem sogenannten "Request for Information" hat die amerikanische
Weltraumbehörde NASA gestern Wissenschaftler und Ingenieure dazu aufgefordert,
Ideen für eine Mission zum Jupitermond Europa einzureichen, in der grundlegende
Fragen über diesen faszinierenden Trabanten des größten Planeten des
Sonnensystems beantwortet und auch nach Leben gesucht werden könnte.
Dabei geht es der NASA um Ideen für eine Mission, die weniger als
eine Milliarde US-Dollar teuer werden soll, wobei darin die Kosten für den Start nicht
enthalten sein müssen. "Dies ist eine Möglichkeit, von den kreativen Teams zu hören,
die Ideen dazu haben, wie wir am meisten Wissenschaft für möglichst wenig Geld
bekommen können", so John Grunsfeld, der für das Wissenschaftsprogramm
zuständige Administrator bei der NASA. "Europa ist für die Suche nach Leben
jenseits der Erde einer der interessantesten Orte im Sonnensystem. Das hat nicht
nur zu wissenschaftlichem Interesse an der Erkundung Europas geführt, sondern
Ingenieure und Forscher auch zum Nachdenken über ganz neue Konzepte angeregt."
Der Jupitermond Europa ist für Wissenschaftler besonders deshalb interessant,
weil man unter seiner eisigen Oberfläche einen Ozean aus flüssigem Wasser
vermutet. Da man inzwischen auch in den Tiefseeregionen der Erde Lebensformen
entdeckt hat, die ganz ohne Sonnenlicht auszukommen scheinen, bietet ein solcher
Ozean natürlich die faszinierende Möglichkeit, dass sich ähnliche Lebensformen
auch auf Europa gebildet haben könnten.
Missionen zu Europa wurden daher auch von der NASA immer wieder diskutiert. Im
aktuellen NASA-Haushalt sind Mittel für die Entwicklung von Technologien
enthalten, die für wissenschaftliche Instrumente benötigt würden, die bei einer
Europa-Mission zum Einsatz kommen könnten. Bei den langfristigen Planungen der
Raumfahrtbehörde gehört der Jupitermond mit zu den wichtigsten Zielen.
Eine Europa-Mission müsste, so die NASA, unter anderem die Eigenschaften des
unterirdischen Ozeans und seine Ausdehnung bestimmen, die Eishülle darüber
erforschen, die Oberflächenstruktur des Mondes erkunden sowie Informationen zur
Entstehung der Strukturen auf der Oberfläche liefern. Auch nach interessanten
Stellen für künftige Missionen sollte gesucht werden.
Die technischen Anforderungen für eine Mission zum Jupitermond sind beachtlich:
So wäre die Sonde ständig der extremen Strahlung im Umfeld des Gasriesen
ausgesetzt, was einen besonderen Schutz für die Raumsonde und die Instrumente
erfordert. Außerdem müsste sichergestellt sein, dass die Sonde von der Erde das
potentiell auf Europa vorhandene Leben nicht durch das Einschleppen von
Bakterien verändert oder sogar zerstört wird.
Ursprünglich wollte die NASA die Monde des Jupiter in einer gemeinsamen Mission
mit der europäischen Weltraumagentur ESA erkunden. Dazu sollte die ESA eine
Sonde beisteuern, die sich auf die Jupitermonde Ganymed und Kallisto
konzentriert, während die NASA für die Entwicklung einer Sonde zur Erforschung
von Io und Europa zuständig gewesen wäre.
Finanzierungsschwierigkeiten bei der NASA sorgten aber schließlich dafür, dass
das gemeinsame Vorhaben aufgegeben wurde. Die ESA realisiert ihren Teil der
Mission mit leichten Veränderungen inzwischen als Jupiter Icy Moons Explorer
(JUICE). Der Start ist für das Jahr 2022 vorgesehen. Die NASA betont, dass die
aktuelle Aufforderung zum Einsenden von Missionsideen und Konzepten keine
tatsächliche Ausschreibung einer solchen Mission sei und über eine Realisierung noch keine Aussagen gemacht werden könnten.
|