Jupiter und seine Monde unter der Lupe
von Stefan Deiters astronews.com
22. Februar 2013
Ende des kommenden Jahrzehnts soll die europäische Mission
JUICE den Jupiter erreichen und den Gasriesen sowie drei seiner Monde näher
untersuchen. Unter der eisigen Oberfläche dieser Trabanten vermutet man Ozeane,
in denen sich eventuell auch primitives Leben entwickelt haben könnte. Jetzt hat
die ESA die elf Instrumente ausgewählt, die mit JUICE zum Jupiter reisen sollen.
JUICE soll ab
2030 den Jupiter und drei seiner Monde
erforschen.
Bild: ESA/AOES |
JUICE ist die erste große ESA-Mission, die im Rahmen des Programms Cosmic
Vision 2015-2025 der europäischen Weltraumagentur realisiert wird. JUICE
steht für JUpiter ICy moons Explorer und soll 2022 starten. 2030 dann,
so die Planungen, wird die Sonde das Jupitersystem erreichen und dort mindestens
drei Jahre lang den größten Planeten des Sonnensystems und drei seiner größten
Monde, nämlich Ganymed, Kallisto und Europa, erkunden.
Dieses Eismonde sind für die Wissenschaftler von besonderem Interesse, da
Untersuchungen in den vergangenen Jahren darauf hingedeutet haben, dass sich
unter ihrer Oberfläche ein Ozean aus flüssigem Wasser befinden könnte. Das wirft
natürlich sofort die Frage auf, ob sich hier primitives, an die besonderen
Bedingungen angepasstes Leben entwickeln konnte. Schließlich hat man auch in der
Tiefsee der Erde Lebensformen entdeckt, die in vollkommener Dunkelheit
existieren.
Mit JUICE sollen nun diese Monde gründlich erforscht werden. Kameras und
Spektrometer werden Informationen über ihre Oberfläche liefern, ein
Radarsystem, das die Eiskruste durchdringen kann, soll Daten über das Inneren
der Jupitertrabanten zur Erde funken. Zudem ist geplant, auch den Jupiter selbst
weiter zu erforschen. Insgesamt elf wissenschaftliche Instrumente werden sich
dazu an Bord von JUICE befinden. Welche das genau sein werden, wurde gestern vom
Science Programme Committee der ESA abschließend festgelegt.
Die Instrumente werden von Wissenschaftlerteams aus 15 europäischen Ländern
sowie aus den USA und aus Japan gebaut. "Die Auswahl der Instrumente von JUICE
ist ein wichtiger Meilenstein für diese herausragende Mission der ESA ins äußere
Sonnensystem", so Alvaro Giménez Cañete, der ESA-Direktor für Wissenschaft und
robotische Erkundung.
"Bei der Auswahl der Instrumente wurden alle wissenschaftlichen Ziele der
Mission berücksichtigt", betont Luigi Colangeli, der Koordinator für die
ESA-Missionen ins Sonnensystem. "Von Messungen des Jupiter-Magnetfelds und des
Plasmas um den Planeten bis zur Erkundung der Oberfläche und des Inneren der
drei Eismonde." JUICE soll zudem während der gesamten Mission die Atmosphäre und
Magnetosphäre des Jupiter beobachten und die Wechselwirkungen zwischen dem
Gasriesen und seinen vier größten Monden - also den drei Eismonden und dem
vulkanischen Mond Io - studieren.
Geplant sind zwölf Vorüberflüge am Mond Kallisto, der eine extrem von Kratern
übersäte Oberfläche aufweist und zwei Vorüberflüge an Europa, während der
erstmals die Dicke der Eiskruste des Mondes gemessen werden soll. Schließlich
soll JUICE in einen Orbit um Ganymed einschwenken, die eisige Oberfläche des
Mondes untersuchen und auch seine Struktur im Inneren.
Ganymed ist der größte Mond des Sonnensystems und der einzige Mond, von dem
bekannt ist, dass er ein eigenes Magnetfeld erzeugt. JUICE soll die
faszinierenden Wechselwirkungen mit der Magnetosphäre von Jupiter genau unter
die Lupe nehmen. "Jupiter und seine eisigen Monde sind eine Art
Mini-Sonnensystem", so Dmitrij Titov von der ESA. "Sie bieten europäischen
Wissenschaftlern und unseren internationalen Partnern auch die Möglichkeit, mehr
über die Entstehung von möglicherweise bewohnbaren Welten um andere Sterne zu
lernen."
An der JUICE-Mission werden auch deutsche Wissenschaftler beteiligt sein: So
gehört zu den ausgewählten Instrumenten das Kamerasystem JANUS, das vom Institut
für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in
Kooperation mit italienischen Wissenschaftlern entwickelt werden soll. Einer der
Projektleiter ist Professor Ralf Jaumann, der "Vater" der High Resolution
Stereo Camera (HRSC), die an Bord der Sonde Mars Express bis heute
eindrucksvolle Bilder der Oberfläche des roten Planeten macht. Auch das Laser
Altimeter GALA wird von DLR-Planetenforschern mit japanischer Beteiligung
entwickelt. Es wird beispielsweise die Topografie des Mondes Ganymed global mit
einer Höhengenauigkeit von 15 Zentimetern vermessen können.
Ursprünglich wollte die ESA gemeinsam mit der NASA das Jupitersystem erkunden.
Diese Europa Jupiter System Mission sollte aus zwei Sonden bestehen,
wobei die NASA für den Jupiter Europa Orbiter und die ESA für den
Jupiter Ganymede Orbiter verantwortlich sein sollte. Als sich aber
abzeichnete, dass im NASA-Haushalt kaum ausreichend Geldmittel zur Verfügung
stehen würden, um diese gemeinsame Mission im vorgesehenen Zeitrahmen
realisieren zu können, setzte man bei der ESA wieder auf einen Alleingang: Das
Ergebnis war JUICE, eine modifizierte Variante des Jupiter Ganymede Orbiter.
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